
Pakistan möchte überschüssige Energie an Bitcoin-Miner verkaufen
Der Energiesektor Pakistans
Das südasiatische Land kämpft seit Jahren mit zahlreichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die COVID-19-Pandemie, die verheerenden Überschwemmungen im Jahr 2022 sowie der weltweite Anstieg der Energiepreise infolge des Ukrainekriegs führten zu hoher Inflation, wachsender Arbeitslosigkeit, einer schrumpfenden Industrie und zunehmender politischer Instabilität.
Häufige Regierungswechsel sowie politische und soziale Unruhen haben das Vertrauen von Investoren und internationalen Geldgebern weiter geschwächt und die wirtschaftliche Unsicherheit verschärft.
Die anhaltende Wirtschaftskrise führte zudem zu einem Rückgang des Stromverbrauchs, was neue Herausforderungen für den Energiesektor mit sich gebracht hat. Noch vor einem Jahrzehnt litt Pakistan unter chronischem Strommangel. Um dem entgegenzuwirken, schloss die Regierung zahlreiche Verträge mit meist ausländisch finanzierten privaten Energieunternehmen ab, die den Stromerzeugern hohe Renditen und Zahlungen für ungenutzte Kapazitäten garantieren.
Heute verfügt das Land jedoch über überschüssige Erzeugungskapazitäten, für die es dennoch zahlen muss. Diese Kosten wurden auf die Verbraucher umgelegt, was zu drastischen Strompreiserhöhungen geführt hat. In der Folge mussten viele Industriebetriebe schließen, die Wirtschaft wurde weiter belastet und es kam zu sozialen Unruhen. Viele Haushalte und Unternehmen begannen zudem, auf autarke Energiequellen wie eigene Solarmodule umzusteigen, was die Nachfrage nach Strom aus dem staatlichen Netz zusätzlich reduzierte.
Energieminister Awais Leghari betonte im vergangenen Jahr, dass die hohen Stromtarife nicht tragbar seien und sowohl die Regierung als auch die Erzeuger einsehen müssten, dass der Status quo nicht aufrechterhalten werden könne.
Verwertung der Überschussenergie durch Elektrofahrzeuge
Während die Stromabnahmeverträge mit den Produzenten neu verhandelt werden – auch als Voraussetzung für ein Hilfspaket des Internationalen Währungsfonds (IWF) – sucht die Regierung nach Wegen, die Stromnachfrage zu steigern und die überschüssige Energie sinnvoll zu nutzen.
Ein Teil der geplanten Reformen im Energiesektor ist die Förderung der Elektromobilität. Anfang des Jahres kündigte die pakistanische Regierung an, den Stromtarif für Betreiber von Ladestationen um 45 Prozent zu senken. Zudem sind Finanzierungsprogramme für Elektrofahrräder sowie die Umrüstung von Zwei- und Dreiradfahrzeugen mit Verbrennungsmotoren auf Elektroantrieb geplant, wodurch Pakistan jährlich rund 165 Millionen US-Dollar an Kraftstoffimportkosten sparen könnte.
Bitcoin-Mining und KI-Rechenzentren
Im Rahmen der Neuausrichtung Pakistans im Bereich Kryptowährungen hat Bilal Bin Saqib, Vorsitzender des neu gegründeten Pakistan Crypto Council (PCC), nun auch das Bitcoin-Mining sowie Anwendungen im Bereich Künstlicher Intelligenz als Optionen zur Nutzung überschüssiger Energie ins Gespräch gebracht. In einem Interview mit Reuters erklärte er, sich bereits mit mehreren Mining-Unternehmen in Verbindung gesetzt zu haben. Die Standorte der Anlagen sollen auf Grundlage regionaler Stromüberschüsse ausgewählt werden.
Laut Reuters wird das Vorhaben von Changpeng „CZ“ Zhao, dem Gründer und ehemaligen CEO der weltweit größten Krypto-Börse Binance, unterstützt. CZ wurde kürzlich von der pakistanischen Regierung als Berater des neuen Krypto-Beirats ernannt – Blocktrainer.de berichtete. Trotz seiner Verurteilung wegen Geldwäsche soll er Pakistan bei der Ausarbeitung regulatorischer Rahmenbedingungen, beim Aufbau einer Blockchain-Infrastruktur sowie bei nationalen Initiativen helfen – darunter die Ausbildung von Jugendlichen, digitale Währungen und Mining.
Ob Pakistan künftig eigene staatliche Mining-Anlagen betreiben wird, ist bislang unklar. Fest steht jedoch, dass das Land zunehmend auf Bitcoin und andere Kryptowährungen setzt, um seine Wirtschaft zu stabilisieren – insbesondere, um dem Energiesektor neue Impulse zu geben.