Öffnet sich China bald wieder für Bitcoin & Co?
In den vergangenen Tagen gab es in der Volksrepublik China wieder Gerüchte für eine mögliche Neuorientierung in Bezug auf digitale Vermögenswerte wie Bitcoin.
Aufruf des Ex-Finanzministers
Ein entscheidender Impuls kam vom ehemaligen stellvertredenden chinesischen Finanzminister Zhu Guangyao, der in einer Rede auf dem Tsinghua Wudaokou Chief Economist Forum in Peking betonte, dass es an der Zeit sei, sich intensiver mit digitalen Vermögenswerten auseinanderzusetzen. Besonders die jüngsten Entwicklungen in den USA, darunter die Einführung von börsengehandelten Fonds (ETFs) im Krypto-Bereich, hätten die Aufmerksamkeit Chinas auf dieses Thema gelenkt, so Guangyao.
Der ehemalige Minister hob hervor, dass digitale Vermögenswerte, wie Bitcoin, mittlerweile eine globale Realität seien, die nicht ignoriert werden könne. Er unterstrich zudem die Notwendigkeit, diese Innovationen zu verstehen, um den Anschluss an die globale Finanzwelt nicht zu verlieren.
Wir müssen die Entwicklung von Kryptowährungen ernsthaft erforschen. Sie haben zwar tatsächlich negative Auswirkungen, und wir müssen uns der Risiken und Gefahren für den Kapitalmarkt bewusst sein, aber wir müssen auch die neuesten internationalen Entwicklungen und politischen Anpassungen studieren, da sie für die Entwicklung der digitalen Wirtschaft von entscheidender Bedeutung sind.
Zhu Guangyao, ehem. stellv. Finanzminister
Die USA, die mit der Einführung von ETFs in diesem Bereich eine Vorreiterrolle übernommen haben, sollen als Beispiel für die potenziellen Chancen, aber auch Herausforderungen, die der Kryptomarkt mit sich bringt, dienen.
Die USA als Vorreiter
Die jüngsten Entwicklungen in den USA könnten China zum Handeln zwingen, so die These. Insbesondere da der ehemalige US-Präsident und aktuelle Präsidentschaftskandidat Donald Trump angekündigt hat, die USA zu einer „Bitcoin-Supermacht“ zu machen. Dem Republikaner geht es dabei eigenen Angaben zufolge primär darum, dem Konkurrenten China nicht das Spielfeld zu überlassen – Blocktrainer.de berichtete.
Trump setzt in seinem Wahlkampf zunehmend auf Bitcoin und Kryptowährungen und betont dabei die Bedeutung des Sektors für die amerikanische Wirtschaft. Wenn die USA weiterhin diese Vorreiterrolle einnehmen, könnte der Druck auf China wachsen, seine eigene Position zu überdenken und Maßnahmen zu ergreifen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Verständnis ja, aber keine Öffnung in Sicht
China hat in den letzten Jahren eine sehr restriktive Haltung gegenüber Kryptowährungen eingenommen. Bereits 2013 wurden Finanzinstitutionen daran gehindert, Bitcoin-Transaktionen zu ermöglichen. 2017 erfolgte dann das Verbot von Initial Coin Offerings (ICOs), und 2021 untersagte die chinesische Zentralbank schließlich sämtliche Krypto-Transaktionen, einschließlich des Minings.
Obwohl der Aufruf des ehemaligen Ministers als ein positives Signal für die Befürworter digitaler Vermögenswerte in China gewertet werden könnte, betonen Experten, dass eine grundsätzliche Änderung der chinesischen Haltung gegenüber Kryptowährungen eher unwahrscheinlich ist. Blocktrainer.de berichtete bereits vor einigen Wochen, dass Peking wohl weiterhin den restriktiven Kurs gegenüber Bitcoin und Co. aufrechterhalten wird. Roger Huan, ein Experte für den rechtlichen Status von Bitcoin in China, hatte für Forbes Digital Assets einen Beitrag zu der Thematik verfasst und erklärt, dass eine rasche Aufhebung des bestehenden Verbots nicht in Sicht sei und die chinesische Regierung ihre Bedenken hinsichtlich der Finanzstabilität und der möglichen Risiken für die nationale Währung beibehalten werde.
Dennoch glaubt auch Huang, dass ein Umdenken stattfinden könnte und die chinesische Regierung darauf bedacht sein könnte, Bitcoin & Co. besser zu verstehen.
Es gab einige bemerkenswerte Schlagzeilen in Bezug auf China, wie z. B. die des Professors aus Hongkong, der das Verbot des Bitcoin-Minings für einen Fehler hielt, weil es die Steuereinnahmen der Vereinigten Staaten erhöhte. Es ist durchaus möglich, dass China Bitcoin studieren wird […] und dass die Schlagzeilen in diese Richtung weitergehen werden, vor allem mit einer möglichen Pro-Bitcoin-Regierung unter Trump.
Roger Huang, China-Experte
Fazit
Laut dem Experten Huang war China auch das erste Land, das die Gefahren von Bitcoin für staatliche Strukturen erkannt hat. Gleichzeitig scheinen die USA – oder zumindest einige ihrer Politiker – eines der wenigen Länder zu sein, die das Potenzial von Bitcoin auch als Chance begreifen. Es bleibt abzuwarten, ob China gezwungen sein wird, seine Haltung zu überdenken, um im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten, oder ob es seine Position als klarer Gegenspieler der USA und somit von Bitcoin & Co. beibehalten wird.