Die Bitcoin-Entwickler-Community ist gespalten: Der neue Vorschlag BIP-444, der darauf abzielt, bestimmte Daten auf der Blockchain zu begrenzen, sorgt für kontroverse Diskussionen. Während Befürworter auf mehr Effizienz hoffen, warnen Kritiker vor Zensur.

Was steckt hinter BIP-444?

BIP-444 ist ein neues Bitcoin Improvement Proposal (BIP), das einen temporären Soft Fork vorsieht. Ziel ist es, die Speicherung nicht-finanzieller Daten auf der Blockchain einzuschränken.

Konkret sollen OP_RETURN-Outputs auf maximal 83 Bytes begrenzt werden, die meisten anderen scriptPubKeys auf 34 Bytes. 

Darüber hinaus sieht der Vorschlag vor, bestimmte Datenübertragungen zu unterbinden, einige Skriptversionen ungültig zu machen, um Umgehungen zu verhindern, und die Nutzung von OP_IF in Tapscripts zu verbieten. Besonders betroffen wäre dadurch das Ordinals-Protokoll

Diese Änderungen würden einen Soft Fork bedeuten und temporär für ein Jahr einige bisher gültige Transaktionen ungültig machen. Entwicklern soll so Zeit verschafft werden, um langfristige Lösungen zu finden.

Die Motivation hinter BIP-444

Die Debatte um BIP-444 ist eng mit dem Konflikt zwischen Bitcoin Knots und Bitcoin Core verknüpft. Der Vorschlag will für ein Jahr sämtliche Daten, die nichts mit finanziellen Transaktionen zu tun haben, aus der Blockchain verbannen. 

Das Hauptargument: Die Bitcoin-Blockchain soll nicht als Speicher für illegale oder unethische Inhalte missbraucht werden. Sie soll ausschließlich für finanzielle Transaktionen genutzt werden. 

Auffällig ist das Timing: BIP-444 wurde nur zehn Tage nach dem Bitcoin Knots v30-Update veröffentlicht, das die bisherigen Beschränkungen für OP_RETURN-Daten aufgehoben hatte.

Der Vorschlag, verfasst am 24.10.2025, stammt vom pseudonymen Entwickler Dathan Ohm, der erst kurz vor Veröffentlichung auf GitHub und 𝕏 neu aufgetaucht ist und bislang keine bekannte Historie in der Bitcoin-Entwicklung vorweisen kann.

Unterstützung erhält BIP-444 von Luke Dashjr, dem Entwickler hinter Bitcoin Knots. Auch er setzt sich dafür ein, dass die Blockchain frei von nicht-finanziellen Inhalten bleibt – unabhängig davon, ob diese legal oder illegal sind. Obwohl Dashjr den Vorschlag befürwortet, betont er, nicht der Urheber zu sein.

Kritik an BIP-444

Viele in der Bitcoin-Community sehen in BIP-444 einen Angriff auf die Offenheit und Dezentralität des Bitcoin-Netzwerks. Sie befürchten, dass der Vorschlag Zensur einführt, bei Angelegenheiten, die eigentlich der freie Markt regeln sollte. 

Kritiker weisen darauf hin, dass nicht-finanzielle Daten schon seit dem Genesis-Block Teil von Bitcoin sind. Die von Befürwortern angeführten rechtlichen Risiken wegen der Speicherung illegaler Daten auf der Blockchain werden hinterfragt. 

Für zusätzliche Kontroversen sorgten Formulierungen im BIP-444-Dokument selbst. Der Autor warnt darin, dass eine Ablehnung des Forks „moralische und rechtliche Konsequenzen“ für Bitcoin haben könnte, und spricht sogar von der Möglichkeit eines Hard Forks, ähnlich wie bei „Bitcoin Cash“. Viele Entwickler und Unterstützer empfinden diese Sprache als manipulativ, da die Parallelen zur Blocksize-Debatte aus ihrer Sicht wenig mit der aktuellen Situation zu tun haben.

Wie geht es weiter?

BIP-444 wurde bislang noch nicht auf der offiziellen Bitcoin-Entwickler-Mailingliste geteilt – ein üblicher Schritt, um breiteres Feedback einzuholen. 

Bis dahin sorgt der Vorschlag weiterhin für Diskussionen in Foren und auf Social Media. Er bleibt Teil des größeren Spannungsfelds zwischen der Widerstandsfähigkeit des Netzwerks und dem Schutz vor Zensur.

Timo

Über den Autor: Timo

Timo Volkov bietet Workshops und Beratungen rund um Bitcoin und Privatsphäre an. Er ist Autor des Buches „Das Privacy Handbuch“ und beschäftigt sich insbesondere mit den technischen Bitcoin-Themen.

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