MicroStrategy, ein im Jahr 1989 gegründetes US-amerikanisches Softwareunternehmen, wurde im August 2020 zur ersten Aktiengesellschaft, die in Bitcoin investiert hat. Anfangs ging es nur darum, die Cash-Position vor der vom Gründer Michael Saylor antizipierten Inflation zu schützen. Mittlerweile ist die Firma aus Virginia der mit Abstand größte Bitcoin-Halter in der Unternehmenslandschaft.

Da die Bitcoin-Strategie des „First Movers“ zu einer Aktienrendite geführt hat, die seit dem ersten BTC-Kauf deutlich über der von allen Unternehmen im US-amerikanischen Aktienindex S&P 500 liegt – einschließlich NVIDIA –, finden sich jetzt einige Nachahmer von MicroStrategy. Im Rahmen des jüngsten Preisanstiegs von Bitcoin gibt es nun immer mehr Meldungen von Aktiengesellschaften, die Bitcoin gekauft haben oder es unmittelbar vorhaben.

Diese Aktienunternehmen halten Bitcoin

MicroStrategy, das Unternehmen, das den Stein ins Rollen gebracht hat, hält mittlerweile 331.200 BTC. Die von Michael Saylor gegründete Aktiengesellschaft ist heute fast 80 Milliarden US-Dollar schwer – vor der Bitcoin-Strategie lag die Marktkapitalisierung nur bei 1,2 Milliarden US-Dollar. Das Geld für die Bitcoin-Käufe beschaffte sich das Softwareunternehmen unter anderem durch die Ausgabe neuer Aktien oder die Kreditaufnahme via Wandelanleihen. Und damit ist bislang nicht genug. Kürzlich gab der „First Mover“ bekannt, über die kommenden Jahre einen weiteren zweistelligen Milliardenbetrag in das Asset investieren zu wollen.

Nachdem MicroStrategy im Sommer 2020 mit den ersten Bitcoin-Käufen für Aufsehen gesorgt hatte, zogen kurz darauf bereits die ersten größeren Unternehmen nach. 

Der US-amerikanische Zahlungsdienstleister Block (ehemals Square), der aktuell eine Marktkapitalisierung von circa 55 Milliarden US-Dollar aufweist, hatte im Oktober 2020 das erste Mal Bitcoin gekauft – und zwar 4.709 BTC. Im Februar 2021 legte Block nach und kaufte 3.318 weitere Einheiten. Zum 31. März hielt das von Jack Dorsey gegründete Unternehmen dann etwas mehr als 8.000 Bitcoin auf der Bilanz. Seither investiert Block regelmäßig die Gewinne aus dem operativen Bitcoin-Geschäft in das Asset, womit sich der Bestand mittlerweile auf 8.363 BTC erhöht hat.

Im Februar 2021 meldete sogar das Unternehmen Tesla, für 1,5 Milliarden US-Dollar Bitcoin gekauft zu haben. Jedoch trennte sich die achtgrößte Aktiengesellschaft der Welt – nach einem vorangegangenen kleineren Teilverkauf – im Bitcoin-Bärenmarkt 2022 schließlich von dem Großteil der Position. Stand jetzt hält das von Elon Musk geführte Unternehmen noch 11.509 BTC.

Neben MicroStrategy, Tesla und Block sind auch schon andere Unternehmen länger in Bitcoin investiert. 

So etwa der E-Commerce-Gigant aus Lateinamerika, MercadoLibre. Die Aktiengesellschaft mit einer Marktkapitalisierung von circa 100 Milliarden US-Dollar hält derzeit 412 BTC auf der Bilanz. 

Zudem gibt es Unternehmen aus dem Krypto-Sektor, die selbst Bitcoin gekauft haben. Zum Beispiel hält die 80 Milliarden US-Dollar schwere Krypto-Börse Coinbase 9.363 BTC für Investitionszwecke.

Auch Bitcoin-Mining-Unternehmen halten das Asset auf der Bilanz. Die Aktiengesellschaft Marathon Digital Holdings (MARA) führt die Liste jedoch deutlich an. MARA gibt sogar Wandelanleihen aus, um in Bitcoin zu investieren – Blocktrainer.de berichtete. Mit einem Bestand von 26.747 BTC ist das börsennotierte Mining-Unternehmen aktuell der zweitgrößte börsennotierte Firmenhalter von Bitcoin.

Mit Tether hält auch ein privates Unternehmen eine beträchtliche Menge an Bitcoin, die es zu erwähnen gilt. Der Stablecoin-Emittent soll Schätzungen zufolge 82.454 BTC halten.

Neue Welle der Bitcoin-Adoption von Unternehmen

Erst in diesem Jahr, als Bitcoin das Hoch aus dem vergangenen Zyklus überschritt, kam wieder frischer Wind rein. 

Dies lässt sich auch daran ablesen, dass seit Jahresauftakt bereits die mit Abstand größte Menge an Bitcoin jemals von Unternehmen vom Markt gesaugt wurde – obwohl der Großteil davon auf MicroStrategy entfällt.

Metaplanet, eine kleine Aktiengesellschaft aus Japan, meldete Anfang April, von nun an auf Bitcoin zu setzen. Mittlerweile hält das Unternehmen 1.142 BTC. Die mittlerweile knapp 500 Millionen US-Dollar schwere Firma bediente sich – ähnlich wie MicroStrategy – an verschiedenen Kapitalbeschaffungsmethoden, um den Bitcoin-Bestand zu erhöhen. Da in Japan die Steuern auf BTC-Gewinne deutlich über denen auf Gewinne durch den Aktienhandel liegen, kann die Metaplanet-Aktie für japanische Investoren ein interessantes Vehikel darstellen, um am Erfolg der Anlageklasse zu partizipieren.

Das US-amerikanische Gesundheitsunternehmen Semler Scientific verkündete Ende Mai, Bitcoin als Reserve-Asset einzuführen sowie die ersten Einheiten gekauft zu haben. Mittlerweile hält die Aktiengesellschaft, die eine Marktkapitalisierung von fast 400 Millionen US-Dollar hat, 1.237 BTC. Erst kürzlich kaufte das Unternehmen, das mit Michael Saylor in Kontakt steht, 215 zusätzliche Bitcoin mit Mitteln aus der Emission neuer Aktien.

Mit OneMedNet gibt es ein weiteres börsennotiertes Gesundheitsunternehmen, das bereits Bitcoin hält. Ende Juli verkündete die nur rund 25 Millionen US-Dollar schwere Aktiengesellschaft, das erste Mal in das Asset investiert zu haben. Stand jetzt hält OneMedNet circa 34 BTC.

Genius Group, ein KI-Unternehmen, gab vor wenigen Tagen bekannt, Bitcoin als Reserve-Asset einzuführen und für BTC-Käufe neue Aktien ausgeben zu wollen. Wenige Tage später gab es die Pressemitteilung, dass die Aktiengesellschaft mit einer Marktkapitalisierung von gerade einmal 16 Millionen US-Dollar die ersten 110 BTC gekauft hat. Mit dem Firmensitz in Singapur wirbt Genius Group damit, keine Kapitalertragssteuer auf Bitcoin-Gewinne zahlen zu müssen.

In den vergangenen Tagen haben zudem weitere kleinere börsennotierte Unternehmen angekündigt, auf Bitcoin als Reserve-Asset zu setzen. Darunter Solidion Technologies, Thumzup Media, Cosmos Health und LQR House. Diese Aktiengesellschaften haben gemeinsam, dass sie nur eine Marktkapitalisierung in ein- bis zweistelliger Millionenhöhe haben und offiziell bislang nicht investiert haben.

Bitcoin-Käufe scheinen inzwischen ein relevantes Marketingtool für Unternehmen geworden zu sein. Alleine eine Ankündigung führt dazu, dass Bitcoin-Medien darüber berichten und die Unternehmen Aufmerksamkeit bekommen – eine wichtige Währung in der Welt der Aktiengesellschaften. Meldungen zu einer Bitcoin-Strategie resultierten im Regelfall in direkt steigenden Aktienkursen.

Kommt die zweite Welle der Big Player?

Im Angesicht der positiven Entwicklungen rund um Bitcoin dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis auch weitere große, etablierte Unternehmen wie Tesla eine erste Position aufbauen. Mittlerweile investieren unter anderem staatliche Pensionsfonds aus den USA über die in diesem Jahr zugelassenen Spot-ETFs in das Asset, und der kommende Präsident der Vereinigten Staaten, Donald Trump, versprach sogar, eine Bitcoin-Reserve zu etablieren.

Auch wenn es beispielsweise schon die Bestrebung von Microsoft-Aktionären gibt, die drittgrößte Aktiengesellschaft der Welt dazu zu bringen, sich mit einem Bitcoin-Investment auseinanderzusetzen, scheint das Thema bei den ganz Großen bislang nicht wirklich ernsthaft diskutiert zu werden. Noch setzen die Aktiengesellschaften, die auf hohen Cash-Positionen sitzen, auf kurzlaufende Staatsanleihen, die Auszahlung von Dividenden oder Aktienrückkäufe.

Der Rückkauf eigener Aktien hat sich – im Gegensatz zum Halten von Cash und Cash-Äquivalenten – bei börsennotierten Unternehmen als eine geeignete Verwendung der überschüssigen Mittel bewährt. Davon profitieren nicht nur die Anteilseigner, sondern es verbessert auch die wichtige Unternehmenskennzahl „Gewinn je Aktie“. Doch eine Diversifizierung der Barmittel in Bitcoin wäre in Retrospektive über nahezu jeden längeren Zeitraum die mit Abstand beste Option gewesen.

Ob künftig weitere Aktiengesellschaften Bitcoin in ihre Bilanz aufnehmen oder sogar auf eine aggressive BTC-Strategie wie MicroStrategy und Metaplanet setzen werden, gilt es abzuwarten. Der Erfolg der Anlageklasse sowie die verpassten Gewinne durch das Missachten der Möglichkeiten, die Bitcoin bietet, dürften die Entscheidungsträger in großen Unternehmen in der Zukunft wohl nur noch mehr beschäftigen.

Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist der Chefredakteur bei Blocktrainer.de. Als studierter Volkswirt sammelte er auch außerhalb des Bitcoin-Space journalistische Erfahrungen. Seit 2020 beschäftigt sich Tristan aktiv mit Bitcoin, in den Jahren zuvor schon mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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