MicroStrategy hat ein Problem. Auf den größten Firmenhalter von Bitcoin kommt eine potenzielle Steuerzahlung in Milliardenhöhe zu. Grund dafür ist der bekannte Inflation Reduction Act vom ehemaligen US-Präsidenten Joe Biden. Die im Rahmen dessen vom US-Kongress verabschiedete Corporate Alternative Minimum Tax (CAMT) sieht nämlich vor, dass auf Unternehmensgewinne nach den allgemein akzeptierten Bilanzierungsrichtlinien eine allgemeine Steuer von 15 Prozent anfällt – insofern der Betrag über drei Jahre im Durchschnitt mehr als 1 Milliarde US-Dollar beträgt.

Ab dem ersten Quartal 2025 ist MicroStrategy dazu verpflichtet, die Bitcoin auf der Bilanz zum fairen Wert zu bilanzieren. Da das Unternehmen die Bitcoin bis dato zum schlechtmöglichsten Zeitpunkt nach dem Kauf abgeschrieben hat, dürfte MicroStrategy bald einen Investitionsgewinn von einigen Milliarden US-Dollar ausweisen. Aktuell hat MicroStrategy unrealisierte Gewinne von circa 17,5 Milliarden US-Dollar. Eine Steuer von 15 Prozent auf diesen Gewinn würde bedeuten, dass das Unternehmen mehr als 2,6 Milliarden US-Dollar an den Staat abdrücken und dafür gegebenenfalls Bitcoin verkaufen müsste. 

Steuern auf unrealisierte Gewinne?

Am Freitag vergangener Woche ist ein Artikel in der Washington Post erschienen, der sich mit der Thematik auseinandersetzt und die Marktteilnehmer auf diese potenzielle Gefahr für MicroStrategy aufmerksam gemacht hat. Dass diese Steuer ein Problem für Unternehmen mit größeren Mengen Bitcoin auf der Bilanz werden könnte, ist letztlich aber keine Neuigkeit.

Am 2. Januar 2025 verfassten MicroStrategy und Coinbase, die große börsennotierte Krypto-Börse, die aus Investitionszwecken 9.363 Bitcoin hält, ein gemeinsames 76-seitiges Schreiben an die US-amerikanische Steuerbehörde Internal Revenue Service (IRS). In diesem heißt es, dass die Kombination aus CAMT und dem neuen Bilanzierungsstandard für Krypto-Assets zu „ungerechten und unbeabsichtigten steuerlichen Konsequenzen“ führe. 

Um dieses Problem zu lösen, schlagen MicroStrategy und Coinbase vor, dass die Situation von Unternehmen mit relevanten Krypto-Beständen Berücksichtigung findet, sodass diese keine Steuern auf unrealisierte Gewinne zahlen müssen. Tatsächlich gibt es auch schon eine Ausnahmeregelung, die Beteiligungsgesellschaften wie Berkshire Hathaway ausklammert, die ansonsten aufgrund der gehaltenen Unternehmensanteile mit ähnlichen Problemen konfrontiert wären.

In dem Schreiben machen MicroStrategy und Coinbase auch darauf aufmerksam, dass die Ausnahme notwendig sei, um die „steuerliche Gleichbehandlung von ausländischen und inländischen Unternehmen aufrechtzuerhalten“.

Bitcoin-Verkauf wahrscheinlich?

Sollte es keine Ausnahme für die Situation von MicroStrategy geben, so könnte eine Steuerzahlung in Milliardenhöhe auf die „Bitcoin Treasury Company“ zukommen. Das aber erst im Jahr 2026, weil dann erst die drei Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes vergangen sind. Um diese zu leisten, könnte MicroStrategy gegebenenfalls dazu gezwungen sein, einen Teil der Bitcoin zu verkaufen – insofern sich das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt nicht mehr so leicht Geld am Kapitalmarkt beschaffen kann. 

Steuern auf unrealisierte Gewinne hätten auf das Geschäftsmodell von MicroStrategy besonders negative Auswirkungen. Letztlich ist die Strategie des Unternehmens, immer mehr Bitcoin zu akkumulieren und damit die Ratio von Bitcoin je Aktie zu steigern. Würden hierbei Steuern auf Buchgewinne anfallen, so würde MicroStrategy-Aktie erheblich an Attraktivität verlieren und somit potenziell der Aufschlag in der Marktkapitalisierung gegenüber dem Wert der gehaltenen Bitcoin schwinden, durch den es MicroStrategy derzeit kontinuierlich gelingt, die „BTC Yield“ deutlich zu steigern. Diese „BTC Yield“ würde entsprechend sinken, wenn das Unternehmen neue Aktien oder Wandelanleihen ausgiben würde, alleine um die Steuern zahlen zu können.

Steuern auf unrealisierte Gewinne sind also eine der vielen potenziellen Gefahren für das Geschäftsmodell von MicroStrategy und damit auch indirekt für Bitcoin, da das von Michael Saylor gegründete Unternehmen einer der größten Käufer des Assets ist und aktuell 471.107 BTC hält, dessen Abverkauf den Markt sicherlich zutiefst erschüttern würde – auch wenn dieser Verkaufsdruck vorübergehend wäre.

Die Chancen stehen aber gut, dass es tatsächlich eine wie auch immer geartete Ausnahmeregelung geben wird. Einerseits, weil es wirklich eine ungerechte und unbeabsichtigte Konsequenz aus Joe Bidens Inflation Reduction Act zu sein scheint. Und andererseits, weil US-Präsident Donald Trump laut eigenen Angaben viel daran liegt, den Krypto-Sektor in den Vereinigten Staaten zu stärken, um im internationalen Wettbewerb die Nase vorn zu haben.

Zu der Einschätzung, dass diese Steuern nicht fällig werden, kommt auch der Steuerexperte Robert Willens, den das Wall Street Journal zitiert. „Wäre die Biden-Gruppe noch im Amt, würden [MicroStrategy] wahrscheinlich keine Befreiung erhalten“. Er fügte hinzu, dass „es einfach wäre, Krypto-Vermögenswerte in die gleiche Befreiung zu stecken, die Aktien genießen werden, weil es keinen wirklichen Unterschied in der Buchhaltung gibt“.

Ob die US-amerikanische Steuerbehörde eine Sonderregelung einführen wird, die Unternehmen mit Bitcoin-Beständen ausklammern wird, gilt es aber noch abzuwarten. Sorgen vor einem Kollaps von MicroStrategy und infolgedessen des Bitcoin-Preises scheinen zum aktuellen Zeitpunkt jedoch unbegründet zu sein.

Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist der Chefredakteur bei Blocktrainer.de. Als studierter Volkswirt sammelte er auch außerhalb des Bitcoin-Space journalistische Erfahrungen. Seit 2020 beschäftigt sich Tristan aktiv mit Bitcoin, in den Jahren zuvor schon mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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