Gestern Nacht hat sich Unfassbares ereignet: Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania gab es ein Attentat auf Donald Trump. Der Präsidentschaftskandidat scheint glücklicherweise nur eine Schussverletzung am Ohr erlitten zu haben. Ein Teilnehmer ist jedoch vor Ort verstorben und zwei weitere sind verletzt.

Da Bitcoin im Gegensatz zu den traditionellen Finanzmärkten auch am Wochenende handelt, beobachteten einige Marktteilnehmer die Kursreaktion des Assets auf das schockierende Ereignis. Bitcoin legte in den Stunden nach dem Mordanschlag deutlich zu, wodurch in der Bitcoin-Community rege über vermeintliche Zusammenhänge diskutiert wurde.

Selbst der renommierte Nachrichtensender Bloomberg titelte „Bitcoin erreicht 60.000 $, da Schüsse auf Trump die Chancen auf eine Wiederwahl erhöhen“.

Der versuchte Mord von Donald Trump

In den ersten Minuten von Donald Trumps Auftritt in Pennsylvania sind plötzlich Schüsse zu hören. Nach dem Zweiten fasst sich der 78-Jährige an sein Ohr und duckt sich, während mehrere Secret-Service-Mitarbeiter zu ihm eilen, um Schutz zu bieten. Kurz darauf ist die Information zu hören, dass der Schütze neutralisiert ist. Trump steht wieder auf, blutet am Ohr und hebt seine Faust in die Luft. Dabei ruft er mehrfach „fight“, also „kämpfen“. Die Secret-Service-Mitarbeiter eskortieren daraufhin den Präsidentschaftskandidaten zu dem geschützten Auto, mit dem Trump davongefahren wird.

Der Attentäter hat mit den Schüssen neben Trump drei Teilnehmer verletzt – einen von ihnen tödlich. Um Haaresbreite hätte es auch den wahrscheinlich nächsten US-Präsidenten erwischt. Diesem geht es jedoch den Angaben seines Pressesprechers zufolge gut. Trump selbst meldete sich auf der Plattform Truth Social zu Wort. „Ich wurde von einer Kugel getroffen, die den oberen Teil meines rechten Ohrs durchbohrte“, schrieb der 78-Jährige noch vergangene Nacht.

Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Donald Trump im November ins Weiße Haus gewählt wird, ist laut den Wettmärkten nach diesem historischen Ereignis deutlich gestiegen – von unter 60 auf ungefähr 65 Prozent. Einen Mordanschlag zu überleben, scheint die Bürger dazu zu bewegen, die Person verstärkt zu unterstützen. Nicht zuletzt auch, weil eine solche Tat generell ein schlechtes Bild auf die politischen Feinde wirft, denen für politisch motivierte Gewalt häufig Mitschuld gegeben wird.

Im Jahr 1981 gab es beispielsweise ein Attentat auf den damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan. Reagen überlebte und wurde in der darauffolgenden Wahl mit einer noch größeren Mehrheit wiedergewählt.

Trumps Wahlsieg wird eingepreist?

In der ersten Reaktion auf das Attentat hat Bitcoin kurz nachgegeben, um unmittelbar darauf deutlich zuzulegen, als es so aussah, dass Trump wohl überleben würde. Rund 2,5 Prozent hat der Bitcoin-Kurs seither zugelegt – auf über 60.000 US-Dollar.

Da sich der Präsidentschaftskandidat in den vergangenen Wochen als „Pro-Bitcoin-Präsident“ vermarktet hat, liegt die Vermutung nahe, dass der Bitcoin-Kurs mit der Wahrscheinlichkeit korreliert, dass Trump der nächste US-Präsident wird. So argumentiert auch der Nachrichtensender Bloomberg, der hier einen eindeutigen Zusammenhang suggeriert.

Bitcoin stieg auf über 60.000 Dollar, nachdem Donald Trumps entschlossene Reaktion auf ein Attentat Spekulationen über gestiegene Chancen auf einen Sieg bei den Präsidentschaftswahlen beflügelte.
Aus dem Bloomberg-Artikel

Auch einige in der Bitcoin-Community deuteten den Kursanstieg als eine Reaktion auf die höhere Wahrscheinlichkeit für einen Wahlsieg des Ex-Präsidenten in weniger als vier Monaten.

Nach der bisherigen Reaktion von Bitcoin sieht es so aus, als würden die Märkte beginnen, einen vollständigen Sieg von Trump einzupreisen
Will Clemente, Bitcoin-Analyst

Dagegen spricht jedoch, dass Bitcoin nicht profitieren konnte, als Donald Trump das TV-Duell gegen seinen Kontrahenten Joe Biden laut der allgemeinen Meinung für sich entscheiden konnte. In Reaktion darauf waren sich die Wettmärkte deutlich sicherer, dass Trump der nächste Präsident wird, aber Bitcoin notierte nur seitwärts.

Chaos facht Bitcoin-Kurs an?

Die Kursreaktion von Bitcoin hat in der Nacht für viel Gesprächsstoff gesorgt. Caitlin Long, CEO der Custodia Bank, stellte in den Raum, dass es auch einen Zusammenhang zwischen Chaos und einem steigenden Bitcoin-Kurs geben könnte.

*Chaos.

*Bitcoin steigt in Reaktion
Caitlin Long

Es ist jedoch noch kein klares Muster zu erkennen, wie sich der Bitcoin-Kurs bei Unsicherheiten verhält. In Reaktion auf die Corona-Lockdowns als auch auf den Angriff des Iran auf Israel vor wenigen Monaten ließ Bitcoin ordentlich Federn. Bei der Invasion der Ukraine durch Russland konnte Bitcoin hingegen kurzzeitig profitieren. Dies war auch bei dem Terrorangriff der Hamas auf Israel im Oktober vergangenen Jahres der Fall. Dass Bitcoin damals zulegen konnte, deutete Larry Fink, der CEO vom Vermögensverwalter BlackRock, als eine „Flucht in die Qualität“

Da es einigen Marktteilnehmern noch schwer zu fallen scheint, Bitcoin als Asset einordnen zu können, ist es äußerst relevant, wie sich der Kurs im Angesicht von Chaos verhält. Ob Bitcoin als das „digitale Gold“ angesehen wird, das bei Krisen profitiert, oder ob es lediglich ein „Risk-On-Asset“ ist, das nur in positiven Marktphasen gut läuft, ist ein häufiger Diskussionsgegenstand.

Es kommt womöglich auf die Art des Chaos an. Als im März 2023 etwa mehrere US-Banken pleitegingen und sich Panik breit machte, hat Bitcoin in wenigen Tagen um mehr als 40 Prozent zugelegt. Bitcoin stellte hier wohl die offensichtlich sicherere Alternative zu dem fragilen Bankensystem der USA dar, weswegen Anleger augenscheinlich via Bitcoin ihr Geld in Sicherheit bringen wollten.

Künftige Ereignisse dieser Art gilt es weiterhin zu beobachten, um einordnen zu können, ob und wann Bitcoin wirklich wie der „sicherer Hafen“ handelt, den so viele in dem Asset sehen.

Trump kommt doch nicht zur Bitcoin-Konferenz?

Ob Trump in weniger als zwei Wochen wie angekündigt bei der größten Bitcoin-Konferenz in Nashville auftreten wird, ist nach dem gestrigen Ereignis unklar. Hierbei spielt womöglich nicht nur die körperliche und geistige Verfassung des 78-Jährigen nach dem Anschlag eine Rolle, sondern auch Sicherheitsbedenken, dass sich so ein Vorfall wiederholen könnte.

Da sich der Ex-Präsident jedoch gerne als Kämpfer gibt, ist es wohl nicht ausgeschlossen, dass er sobald wie möglich seinen Wahlkampf weiter fortsetzen wird.

Nachtrag

In einem Post auf Truth Social verkündete Trump schließlich am Sonntagnachmittag, dass er sich freue, in Wisconsin zu sprechen, wo kommende Woche der Nationalkongress der Republikaner stattfindet. Entsprechend stehen die Chancen gut, dass der Präsidentschaftskandidat auch in Nashville am 27. Juli trotz des Mordversuchs anwesend sein wird.

Kurz darauf hat auch David Bailey, CEO von BTC Inc, der Firma hinter der Bitcoin-Konferenz in Nashville, bestätigt, dass Donald Trump vor Ort sein wird.

Ich habe gerade mit dem Team des Präsidenten [Trump] gesprochen. Er ist guter Dinge und freut sich, euch alle in Nashville zu sehen und eine Rede zu halten, die auf der ganzen Welt gehört wird.

David Bailey

Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist studierter Volkswirt mit journalistischer Erfahrung außerhalb von Blocktrainer.de. Seit 2020 ist Tristan im Bitcoin-Space aktiv, schon in den Jahren zuvor beschäftigte er sich mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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