MicroStrategy plant Schulden zu tilgen und weitere Bitcoin zu kaufen
Das strategisch auf Bitcoin setzende Softwareunternehmen MicroStrategy hat gestern verkündet, weitere Wandelanleihen, sogenannte „Senior Convertable Notes“, in Höhe von 700 Millionen US-Dollar ausgeben zu wollen – mit einer Nachkaufoption von zusätzlichen 105 Millionen US-Dollar.
Mit den Erlösen plant die Aktiengesellschaft, Schulden zu tilgen sowie den Bitcoin-Bestand zu erhöhen.
MicroStrategy beabsichtigt, den Nettoerlös aus dieser Emission für die Rückzahlung aller 500 Millionen US-Dollar an ausstehenden 6,125 % Senior Secured Notes mit Fälligkeit im Jahr 2028 zu verwenden und den verbleibenden Nettoerlös für den Erwerb weiterer Bitcoin und für allgemeine Unternehmenszwecke einzusetzen.
Aus der Pressemitteilung
Konkret geht es darum, mit dem Kapital durch die Ausgabe der Wandelanleihen die noch ausstehenden normalen Anleihen „Senior Secured Notes“ in Höhe von 500 Millionen US-Dollar vollumfänglich zurückzubezahlen. Diesen Kredit nahm das Softwareunternehmen im Juni 2021 auf, um Bitcoin zu kaufen – und das zu einem deutlich niedrigeren Kurs als aktuell.
Die „Senior Secured Notes“ vorzeitig zu tilgen, ist insofern sinnvoll, als diese Wertpapiere mit mehr als 30 Millionen US-Dollar an jährlichen Zinskosten eine relevante Unternehmensausgabe darstellen – insbesondere im Vergleich zu den zinsgünstigen Wandelanleihen.
Die überbleibenden Mittel, die sich im Optimalfall auf etwa 300 Millionen US-Dollar belaufen werden, dürften zu einem großen Anteil in den Kauf weiterer Bitcoin fließen, wie der für MicroStrategy übliche Passus „für den Erwerb weiterer Bitcoin und für allgemeine Unternehmenszwecke“ nahelegt.
Refinanzierung
In der Unternehmenswelt ist es durchaus eine gängige Praxis, Fremdkapital zu besseren Konditionen aufzunehmen, um ausstehende Kredite zu tilgen. Die Ausgabe von Wandelanleihen hat sich für MicroStrategy als eine durchaus geeignete Kapitalbeschaffungsmethode herausgestellt. Marktteilnehmer rissen dem Unternehmen die Wertpapiere regelrecht aus der Hand. So etwa im Juni dieses Jahres, als sich das Softwareunternehmen mittels Senior Convertible Notes 800 Millionen US-Dollar beschaffte, um damit weitere Bitcoin zu kaufen – Blocktrainer.de berichtete.
Bei Wandelanleihen können sich die Geldgeber am Ende der Laufzeit mit Cash oder in Aktien des Unternehmens ausbezahlen lassen. Dies bedeutet, dass Investoren mit begrenztem Risiko – insofern das Unternehmen zahlungsfähig bleibt – an dem Erfolg von Bitcoin und somit MicroStrategy profitieren können. Sollte Bitcoin und somit der Firmenwert der Aktiengesellschaft weiter steigen, so werden die Geldgeber die Wertpapiere gegen neue Aktien eintauschen und damit ein gutes Geschäft machen.
MicroStrategy muss in diesem Fall keine Bitcoin verkaufen, um die Kredite zu tilgen, sondern lediglich die Unternehmensanteile verwässern. Insofern es der Aktiengesellschaft über diesen Weg gelingt, den Aktionärswert zu steigern, ist dies eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. MicroStrategy gelang es über die vergangenen Monate, die Ratio von BTC je Aktie, die sogenannte „BTC Yield“, deutlich zu steigern – um satte 17 Prozent seit Jahresauftakt.
244.800 BTC sind nicht genug
Erst vor wenigen Tagen gab MicroStrategy bekannt, zusätzliche 18.300 BTC für etwas mehr als eine Milliarde US-Dollar nachgekauft und damit den Bestand auf 244.800 erhöht zu haben – Blocktrainer.de berichtete. Diese Investition finanzierte das in Virginia ansässige Unternehmen durch den Verkauf neuer Unternehmensanteile.
Die Bitcoin-Käufe wurden mit den Erlösen aus der Ausgabe und dem Verkauf von Aktien im Rahmen der Verkaufsvereinbarung getätigt. [...] Am 13. September 2024 gab das Unternehmen bekannt, dass es bis zum 12. September 2024 insgesamt 8.048.449 Anteile im Rahmen der Verkaufsvereinbarung verkauft hatte, was dem Unternehmen einen Nettoerlös (abzüglich der Verkaufsprovisionen) von rund 1,11 Mrd. USD einbrachte.
Aus dem SEC-Filing
Die gestern verkündete Ausgabe neuer Wandelanleihen ist die dritte dieser Art in diesem Jahr. Entsprechend meldeten sich bekannte Persönlichkeiten aus der Bitcoin-Community zu Wort, um dies humoristisch zu kommentieren.
Warum auch nicht …
mehr Bitcoin kaufen?
Adam Back, Erfinder des Proof-of-Work, auf 𝕏
— Adam Back (@adam3us) September 16, 2024
Ich wache auf – Micro Strategy hat weitere Wandelanleihen ausgegeben ↺
Dylan Leclair, renommierter Bitcoin-Analyst, auf 𝕏
— Dylan LeClair 🟠 (@DylanLeClair_) September 16, 2024
Auch Fred Thiel, der CEO des börsennotierten Mining-Unternehmens Marathon Digital Holding, das neulich erst den Bitcoin-Bestand auf 26.200 Einheiten erhöht hat, äußerte sich zu dem weiteren bevorstehenden Bitcoin-Kauf von MicroStrategy. Thiel gratulierte Michael Saylor unter seinem Post und merkte an, er solle ihm noch welche übrig lassen.
Zudem teilte er selbst die Ankündigung von Saylor und machte dabei auf den Wettbewerb der beiden US-amerikanischen Aktiengesellschaften um die noch zum Verkauf stehenden Bitcoin aufmerksam.
Nun, das sind weitere 12.500 BTC weniger für den Rest von uns zu erwerben.... @saylor
Fred Thiel auf 𝕏
Well, that’s another 12,500 BTC less for the rest us to acquire….@saylor https://t.co/keBpOHBR2h
— Fred Thiel (@fgthiel) September 16, 2024
Auch wenn die knapp 300 Millionen US-Dollar, die abzüglich der Gebühren und weiterer Aufwendungen wohl übrig bleiben, nur für etwa 5.000 Bitcoin reichen dürften, zeigt die neueste Pressemitteilung, dass MicroStrategy weiter an der unkonventionellen, aggressiven Bitcoin-Strategie festhält. Die Marke von 250.000 BTC könnte das von Michael Saylor gegründete Unternehmen entsprechend in Kürze erreichen.
Bis dato hat es sich für das Softwareunternehmen mehr als ausgezahlt: Seitdem MicroStrategy im August 2020 das erste Mal in das Asset investiert hat, ist die Aktie besser gelaufen als die aller 500 Firmen im US-amerikanischen Aktienindex S&P 500. Obwohl der Bitcoin-Kurs seit März dieses Jahres stagniert, konnte $MSTR seit Jahresauftakt um knapp 100 Prozent zulegen.