Microsoft soll Bitcoin-Investment in Betracht ziehen – Aktionäre können darüber abstimmen
Aus einem aktuellen Filing bei der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC geht hervor, dass die stimmberechtigten Anteilseigner von Microsoft für die Aktionärsversammlung am 10. Dezember darüber abstimmen können, ob sich das Unternehmen mit einem Bitcoin-Investment auseinandersetzt.
In dem Dokument wurde jedoch auch ersichtlich, dass der Verwaltungsrat dazu rät, dagegen zu stimmen.
„Assessment of Investing in Bitcoin“
Weitere Informationen zu dem „Shareholder Proposal“ sind einem anderen SEC-Filing zu entnehmen. In diesem heißt es, dass der Vorschlag vom Thinktank National Center for Public Policy Research (NCPPR) stammt. Dieser empfiehlt die Bitcoin-Investition unter anderem als Inflationsschutz und rechnet im Zuge dessen vor, wie sich das Asset im Vergleich zu Anleihen geschlagen hat.
Bis zum 25. Juni 2024 stieg der Bitcoin-Kurs im Vergleich zum Vorjahr um 99,7 % und übertraf damit die Entwicklung von Unternehmensanleihen um durchschnittlich 94 %. In den letzten fünf Jahren stieg der Bitcoin-Kurs um 414 % und übertraf damit die Entwicklung von Unternehmensanleihen um durchschnittlich 411 %.
Aus der unterstützenden Erklärung des Vorschlags
Außerdem beruft sich das NCPPR auf den Erfolg der auf BTC setzenden Aktiengesellschaft MicroStrategy.
Das Unternehmen Microstrategy – das wie Microsoft ein Technologieunternehmen ist, aber im Gegensatz zu Microsoft Bitcoin in seiner Bilanz hält – hat mit seiner Aktie die Microsoft-Aktie in diesem Jahr um 313 % übertroffen, obwohl es nur einen Bruchteil des Geschäfts von Microsoft betreibt. […] Zumindest sollten Unternehmen die Vorteile des Haltens eines Teils ihres Vermögens in Bitcoin - und sei es nur 1 % - prüfen. Die Aktionäre fordern den Verwaltungsrat auf, eine Bewertung durchzuführen, um festzustellen, ob die Diversifizierung der Bilanz des Unternehmens durch die Einbeziehung von Bitcoin im besten langfristigen Interesse der Aktionäre ist.
Aus der unterstützenden Erklärung des Vorschlags
In der Reaktion auf den Vorschlag lässt der Verwaltungsrat verlautbaren, dass Bitcoin bei der Suche nach geeigneten Investitionen bereits eine Rolle spiele, weswegen eine gesonderte Prüfung nicht notwendig sei.
In diesem Vorschlag wird der Verwaltungsrat aufgefordert, eine Begutachtung vorzunehmen, die unnötig ist, da die Geschäftsleitung von Microsoft dieses Thema bereits sorgfältig berücksichtigt.
[...] In der Vergangenheit gehörten Bitcoin und andere Kryptowährungen zu den in Betracht gezogenen Optionen, und Microsoft beobachtet weiterhin Trends und Entwicklungen im Zusammenhang mit Kryptowährungen, um zukünftige Entscheidungen zu treffen. […] Microsoft verfügt über solide und angemessene Verfahren zur Verwaltung und Diversifizierung seiner Finanzmittel zum langfristigen Nutzen der Aktionäre, und die geforderte öffentliche Begutachtung ist nicht gerechtfertigt.
Aus der Widerspruchserklärung des Unternehmens
Der Verwaltungsrat macht im Rahmen dessen auch auf die Volatilität der noch jungen Anlageklasse aufmerksam.
MicroStrategy-Gründer bietet Unterstüzung an
Michael Saylor, der Gründer von MicroStrategy, reagierte bereits auf die Meldung. Auf der Plattform 𝕏 bot er in Reaktion auf den Aktionärsvorschlag öffentlichkeitswirksam Microsoft-CEO Satya Nadella an, ein Gespräch mit ihm zu führen. Saylor, der auch Elon Musk überzeugt haben soll, mit Tesla in Bitcoin zu investieren, ließ dabei durchschimmern, dass er überzeugt ist, dass die drittgrößte US-amerikanische Aktiengesellschaft mit einer Bitcoin-Strategie den Aktionärswert steigern könne – und zwar um eine Billion US-Dollar.
Hey @SatyaNadella, wenn Sie die nächste Billion Dollar für die Aktionäre von $MSFT erwirtschaften wollen, rufen Sie mich an.
Michael Saylor
Hey @SatyaNadella, if you want to make the next trillion dollars for $MSFT shareholders, call me. pic.twitter.com/NPnVvL7Wmj
— Michael Saylor⚡️ (@saylor) October 25, 2024
Bitcoin-Kauf von Microsoft im Rahmen des Möglichen
Wie die Aktionäre abstimmen, dürfte spannend zu beobachten sein. Das größte Stimmgewicht haben institutionelle Investoren, zu denen im Fall von Microsoft auch die Bitcoin-freundlichen Vermögensverwalter BlackRock und Fidelity gehören. Jedoch ist der Bitcoin kritisch gegenüber eingestellte Asset Manager Vanguard noch vor BlackRock der größte Anteilseigner.
Dennoch ist es durchaus vorstellbar, dass es den Aktionären früher oder später gelingen könnte, den mehr als drei Billionen schweren Technologiekonzern dazu zu bewegen, die Bilanz mit Bitcoin zu diversifizieren. Die Argumente dafür scheinen zu überwiegen – nicht zuletzt, weil Microsoft auf circa 80 Milliarden US-Dollar an Barmitteln und kurzfristigen Investments sitzt, die dem Inflationsrisiko ausgesetzt sind.
Auch wenn der Verwaltungsrat von der Idee bislang nicht begeistert zu sein scheint, sind Entwicklungen dieser Art in jedem Fall positiv für Bitcoin zu werten. Sie heizen Diskussionen um die Eignung von Bitcoin als Asset für Unternehmensbilanzen an – und das auch bei den ganz Großen.
Ein weiterer Erfolg von Bitcoin als Anlageklasse und auch von Unternehmen wie Tesla und MicroStrategy, die das Asset in der Bilanz halten, dürfte dazu führen, dass weitere finanzstarke Aktiengesellschaften künftig noch evaluieren werden, ob sie nicht auch von einem Bitcoin-Investment profitieren können. Sollten die Anteilseigner Microsoft tatsächlich eines Tages zum Bitcoin-Kauf animieren können, so ist davon auszugehen, dass dies äußerst positive Auswirkungen auf die öffentliche Wahrnehmung des Assets sowie den Kurs dieses hat.