Nachdem das US-amerikanische Bitcoin-Mining-Unternehmen Marathon Digital Holdings gestern verkündet hat, Wandelanleihen im Wert von 250 Millionen US-Dollar auszugeben, um mit dem Geld weitere Bitcoin zu erwerben, erklärte die Aktiengesellschaft auf der Social-Media-Plattform 𝕏, dass alle von dem Unternehmen in den USA geschürften Bitcoin-Blöcke fortan mit dem Label „Made In USA“ versehen werden.

MARA gehört zum Team USA, so wie wir es stolz in jedem von uns in Amerika geschürften Bitcoin-Block erklären. #MadeInUSA
Marathon Digital auf 𝕏

CEO Fred Thiel unterstrich dieses Engagement, indem er auf 𝕏 bemerkte, dass Marathon Digital das einzige große Mining-Unternehmen sei, das durch den Betrieb eines eigenen Mining-Pools, dem MARA Pool, die US-Herkunft aller Blöcke, die von diesem Pool geminet werden, sicherstellen und somit ein derartiges Label vergeben könne.

Unterstützung für Trump

Dieser patriotische Schritt scheint eine Reaktion auf Donald Trumps Wunsch zu sein, dass „die gesamten verbleibenden Bitcoin in den USA hergestellt werden“ sollen, um den Status der USA als eine dominante Energiequelle zu stärken. Dies hatte der Präsidentschaftskandidat im Zuge des Wahlkampfs auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social verkündet. Die Unterstützung der US-amerikanischen Mining-Industrie war auch Thema während Trumps Wahlkampfrede auf der Bitcoin-2024-Konferenz in Nashville. Demnach will Trump die USA zu einem „Bitcoin-Mining-Powerhouse“ machen, um so unter anderem auch mehr Bitcoin in den Vereinigten Staaten zu minen.

Das „Made In USA“-Label könnte entsprechend als Unterstützung von Trumps Wahlversprechen eingeordnet werden und der gewünschten Dominanz der USA im Bitcoin-Netzwerk Nachdruck verleihen.

MARA Pool

Tatsächlich wird das Bitcoin-Netzwerk jedoch nicht vom MARA Pool dominiert. Derzeit sind vor allem chinesische Mining-Pools für den Großteil der Bitcoin-Hashrate verantwortlich und finden dementsprechend auch mehr Blöcke als Marathon Digital. Das bedeutet jedoch nicht, dass die meisten Bitcoin in China geminet werden. Nach der Einschränkung der Mining-Aktivitäten in China im Jahr 2021 haben sich viele chinesische Unternehmen im Ausland neu aufgestellt. Dabei blieb jedoch die Verbindung mit einem chinesischen Mining-Pool bestehen. Zudem sind viele Pools auch öffentlich zugänglich, sodass sich jeder Interessierte aus der ganzen Welt anschließen kann.

Der MARA Pool ist nicht für jedermann zugänglich. Marathon Digital wählt bestimmte Unternehmen, welche die Werte und Ziele teilen, gezielt aus, wie beispielsweise das US-amerikanische Mining-Unternehmen DGM Blockchain Solutions.

Marathon Digital selbst betreibt laut eigenen Angaben momentan weltweit circa 250.000 ASIC-Miner in 13 Rechenzentren mit einer Kapazität von 31,8 Exahash pro Sekunde (EH/s). Damit ist der Pool für bis zu 6 Prozent (aktuell 4,58 %) der Bitcoin-Hashrate verantwortlich.

Die größten Anlagen befinden sich in McCamey in Texas und in Ellendale in North Dakota. Doch Marathon Digital betreibt zusammen mit Penguin Infrastrucuture auch eine Anlage in Hernandarias (Paraguay) mit 2.600 Mining-Geräten und einer Kapazität von 0,8 EH/s sowie eine Anlage zusammen mit Zero Two in Abu Dhabi (VAE) mit 8.500 ASICs und einer Kapazität von 1,3 EH/s. Zudem existieren bereits Pläne für eine Anlage in Kenia. Ob die Blöcke aus den Anlagen im Ausland ebenfalls ein spezielles nationales Label von Marathon Digital erhalten, ist noch unklar.

Hat das Folgen für Bitcoin?

Der Sinn des „Made In USA“-Labels dürfte der Ausdruck der Unterstützung für Trump und seine Bitcoin-spezifischen und patriotischen Wahlversprechen sein. Für das Bitcoin-Netzwerk an sich hat ein solches Label jedoch wenig Sinn. Bitcoin ist grenzenlos, neutral, fungibel und universell zugänglich. Die Stärke von Satoshi Nakamotos Kreation liegt bekanntlich in der dezentralen Natur, auf der letztlich auch das Vertrauen der Nutzer beruht. So ist auch das Mining über den gesamten Globus verteilt.

Es bleibt abzuwarten, ob Miner aus anderen Nationen nachziehen werden und ebenfalls „nationale Bitcoin-Blöcke“ schürfen. Innerhalb des Netzwerks bleibt ein Satoshi ein Satoshi, es ist jedoch nicht gänzlich auszuschließen, dass nationale Blöcke an Bedeutung gewinnen und in bestimmten Jurisdiktionen unterschiedlich behandelt werden – etwa hinsichtlich Steuern oder regelrechter Verbote, mit Einheiten, die in einer feindlichen Nation geschürft wurden, zu interagieren.

Die nationale Kennzeichnung von Bitcoin-Blöcken erschafft auch eine neue Form von Satoshi-Einheiten und könnte somit die Fungibilität beeinflussen – insofern die Menschen einem solchen Label Bedeutung beimessen. Neben „Uncommon“, „Rare“ oder „Epic Sats“ könnten nun auch „National Sats“ ein Thema werden. Wenn patriotische Sentiments über die grundlegende Vorstellung von Bitcoin gestellt werden, könnte das entsprechend unter Umständen zu einer Spaltung der Community führen. 

Bitcoin bleibt unabhängig in seiner Funktion als Wertspeicher und Zahlungsmittel – auch wenn Staaten sich das Asset zu eigen machen wollen. Nichtsdestotrotz könnte es ein Problem werden, wenn die Nutzer in ihrer Gesamtheit bestimmten Einheiten mehr Wert beimessen als anderen. Davon ist aufgrund ökonomischer Anreize jedoch nicht auszugehen – selbst wenn Staaten entsprechende Anreize schaffen. Ein „US-Bitcoin“ wird voraussichtlich auch in Zukunft genauso viel wert und anerkannt sein wie alle anderen Einheiten.

Stefan

Über den Autor: Stefan

Stefan ist studierter Medienwissenschaftler und Sinologe sowie selbstständig im künstlerisch-publizistischen Bereich. Neben den monetären Eigenschaften interessiert er sich vor allem für die sozialen und ökologischen Aspekte von Bitcoin und dem Bitcoin-Mining.

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