Jay Jacobs, Leiter der Abteilung für thematische und aktive Aktien-ETFs bei BlackRock, war in dieser Woche beim Fernsehsender CNBC zu Gast, um unter anderem über Bitcoin zu sprechen.
Dabei machte er – wie für aus dem Hause BlackRock mittlerweile üblich – darauf aufmerksam, dass Bitcoin als Anlageklasse eher von Unsicherheiten an den Märkten profitiert.
Außerdem erklärte Jacobs, dass sich Zentralbanken zunehmend nach Alternativen für US-amerikanische Assets umschauen und sich dabei auch für Bitcoin interessieren würden.
Bitcoin profitiert von Unsicherheit
Der hochrangige BlackRock-Mitarbeiter kommt zuerst darauf zu sprechen, dass Bitcoin zwar kurzfristig eine hohe Korrelation mit Aktien aufweisen kann, dafür aber auf längere Zeitskalen entkoppelt ist. Dies begründet er unter anderem damit, dass der Bitcoin-Kurs – im Gegensatz zum Aktienmarkt – von Unsicherheiten und geopolitischem Risiko angetrieben wird.
Aber wenn man etwas weiter hinauszoomt, sieht man, dass die längerfristige fundamentale These von etwas wie Bitcoin dazu führt, dass es sich anders verhält als traditionelle Vermögenswerte. Wissen Sie, die langfristige Korrelation zwischen US-Aktien und Bitcoin liegt eher bei 0,2 oder 0,3 – es ist ein gering korreliertes Asset. Und das liegt daran, dass das, was Aktien antreibt, also Dinge wie höheres Wachstum, höhere Sicherheit, geringeres geopolitisches Risiko – viele dieser Dinge sind für entgegengesetzte Treiber für Bitcoin. Bitcoin gedeiht, wenn man mehr Unsicherheit hat und nach etwas sucht, das sich anders verhält. Grundsätzlich sollte es sich also wie ein unkorrelierter Vermögenswert verhalten. Und ich denke, je mehr Zeit wir in diesem unsicheren Umfeld verbringen, desto mehr werden wir eine Diskrepanz zwischen diesen Vermögenswerten sehen.
Jay Jacobs gegenüber CNBC
Dass sich Bitcoin im Zuge des aktuellen Handelskriegs von den Aktienmärkten entkoppelt hat, stützt diese These. Jacobs beziehungsweise BlackRock hat festgestellt, dass Gold- und Bitcoin-ETFs im Zuge des Zollchaos Zuflüsse verzeichnet haben. Laut Jacobs liegt dies daran, dass sich Anleger auf Vermögenswerte gestürzt haben, von denen sie erwarten, dass sie unabhängig vom Aktienmarkt handeln.
Es ist diese Art von Unsicherheit, bei der die Menschen nach Alternativen suchen, nach Bestandteilen ihres Portfolios, die sich anders verhalten werden als Aktien und Anleihen. Wir haben das an den Kapitalströmen gesehen. Wir haben es an der Positionierung der Anleger gesehen. Wir haben erhebliche Zuflüsse in Gold-ETFs gesehen. Wir haben erhebliche Zuflüsse in Bitcoin-ETFs gesehen. Und das alles, weil die Menschen nach Vermögenswerten suchen, die sich anders verhalten werden.
Jay Jacobs gegenüber CNBC
BlackRock hat in einem Bericht aus dem September vergangenen Jahres bereits herausgestellt, dass Bitcoin ein „einzigartiges Diversifikationsinstrument“ ist, das bei Krisensituationen mittelfristig zu profitieren scheint.
Der größte Vermögensverwalter ist jedoch nicht der Einzige, der Bitcoin als ein Asset betrachtet, das aufgrund der fundamentalen Eigenschaften einen „sicheren Hafen“ darstellen kann.
So hat die Citigroup, ein renommiertes Analysehaus an der Wall Street, in einer aktuellen Analyse darauf hingewiesen, dass die Performance von Bitcoin in Zeiten der Anspannung darauf schließen lassen könnte, dass sich das Asset weiter verbreitet und zunehmend seinen eigentlichen Sinn erfüllt.
Seine Performance in Zeiten finanzieller Anspannung – Kollaps der Silicon Valley Bank [...] und bei der jüngsten Marktvolatilität – rechtfertigt die Beachtung als potenzieller Indikator für seine zunehmende Akzeptanz und seinen Zweck als Anlageklasse. Ein längerer Ausverkauf an den Märkten oder ein wirtschaftlicher Rückgang würde unserer Ansicht nach eine stärkere Bestätigung liefern. Obwohl sie nicht direkt zur Widerstandsfähigkeit beitragen, sind die Bitcoin-ETF-Zuflüsse trotz der Marktunsicherheit stabil geblieben.
Citigroup in einer aktuellen Analyse
Zentralbanken suchen nach Alternativen
Im Zuge des Interviews wurde Jay Jacobs auch auf die Tatsache angesprochen, dass sich nicht erst seit dem Handelskrieg nach alternativen Assets umgesehen wird, sondern dieser Trend schon länger beobachtbar ist. Hierfür verweist der Interviewer darauf, dass 300 Milliarden US-Dollar an Assets im Besitz der Russischen Zentralbank aufgrund des Ukrainekriegs eingefroren wurden.
Jacobs erklärt daraufhin, dass Zentralbanken rund um den Globus ihre Reserven zunehmend diversifizieren. Laut dem BlackRock-Mitarbeiter interessieren sich die Geldhüter dabei aber nicht nur für Gold, sondern auch für Bitcoin.
Wenn man sich die Zentralbanken auf der ganzen Welt anschaut, sieht man eine kontinuierliche Bewegung hin zu einer Diversifizierung, die über das reine Halten von US-Dollar hinausgeht – das ist etwas, was seit Jahrzehnten geschieht. Die Umstellung vom reinen Halten von US-Dollar auf das Halten von Gold und das Betrachten anderer Arten von Vermögenswerten wie Bitcoin ist ein Trend, der sich schon seit Jahren abzeichnet.
Jay Jacobs gegenüber CNBC
Der Leiter der Abteilung für thematische und aktive Aktien-ETFs bei @BlackRock, @JayJacobsCFA, hat in einem aktuellen @CNBC-Interview betont, dass Bitcoin langfristig mit Aktien unkorreliert ist. 👀
— Blocktrainer (@blocktrainer) April 25, 2025
Das erklärt er damit, dass BTC von Unsicherheit profitiert – und er… pic.twitter.com/lSs2WSW6kb
Der Leiter der Abteilung für thematische und aktive Aktien-ETFs bei BlackRock betont, dass sich dies womöglich nur noch weiter verschärfen wird. Denn BlackRock hat identifiziert, dass die Fragmentierung ein Mega-Trend ist und der Bedarf an Alternativen für US-amerikanische Assets nur noch weiter zunehmen dürfte – wovon Bitcoin profitieren müsste.
Dies zeigt sich in vielerlei Hinsicht – es ist ein geopolitisches Risiko zwischen Ländern, es zeigt sich in Maßnahmen wie dem Reshoring in den Vereinigten Staaten, und ich denke, dass der Aufstieg von Dingen wie Bitcoin direkt mit dieser Megakraft der Fragmentierung verbunden ist. Die Menschen sehen eine zunehmende Destabilisierung in der Geopolitik, was zu einem Bedarf an alternativen Anlagen führt.
Jay Jacobs gegenüber CNBC
Zentralbanken und Bitcoin
Noch gibt es keine Zentralbank, die offiziell Bitcoin hält. Zwar setzen mehrere Länder – El Salvador, Bhutan und die USA – bereits auf das Asset, das dann aber unabhängig von der eigenen Notenbank.
Vor wenigen Monaten gab es jedoch die Meldung, dass die Tschechische Zentralbank (CNB) eine mögliche Bitcoin-Investition prüfen wird. Dies hatte der CNB-Chef angestoßen. Ihm geht es dabei um die weitere Diversifizierung der Währungsreserven, also ein Grund, den auch BlackRock identifiziert hat.
Währenddessen haben sich andere Zentralbanken eher kritisch geäußert – unter anderem die Zentralbank Südkoreas. Auch in der Schweiz hat der Präsident der Nationalbank, Martin Schlegel, erst in dieser Woche auf der Aktionärsversammlung betont, dass Kryptowährungen die Anforderungen an die Währungsreserven der Zentralbank derzeit nicht erfüllen können.
Es gibt aber gute Gründe dafür, dass eine Zentralbank eine kleine Bitcoin-Position etabliert. Unter anderem, um bei potenziellen Sanktionen immer handlungsfähig sein zu können. Matthew Ferranti, Ökonom der United States Intelligence Community (IC), hat in einer Ausarbeitung konkludiert, dass die ideale Bitcoin-Reserve-Allokation zwischen 2 und 5 Prozent beträgt.
Es ist davon auszugehen, dass sich im Zuge der aktuellen geopolitischen Unsicherheiten immer mehr Zentralbanken mit der Option einer Bitcoin-Allokation auseinandersetzen – insbesondere, weil der Status des US-Dollars als Reserve-Asset bröckelt. BlackRock hat hierbei sogar einen Trend identifiziert.
Zu dieser Entwicklung dürfte zudem beigetragen haben, dass US-Präsident Donald Trump per Dekret eine strategische Bitcoin-Reserve für die USA etabliert hat. Unter der Pro-Krypto-Politik von Trump rudert sogar die zuvor Bitcoin-feindliche US-Zentralbank zurück. In dieser Woche hat sie mehrere Anti-Krypto-Richtlinien widerrufen.
Ob die Geldhüter bei einer genaueren Auseinandersetzung mit Bitcoin dann auch zu dem Entschluss kommen werden, dass die Aufnahme des Assets in die Währungsreserven sinnvoll sein könnte, bleibt jedoch offen. Früher oder später dürften aber auch Zentralbanken nicht um eine Bitcoin-Position herumkommen.