Kritik an Donald Trump und seinem Krypto-Projekt nimmt zu
Der ehemalige US-Präsident und derzeitige Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat in den vergangenen Monaten durch seine positiven Äußerungen über Bitcoin und den Kryptomarkt mehrfach für Aufsehen gesorgt. Zwar gingen und gehen die Meinungen zu ihm stark auseinander, es schien aber durchaus so, als konnte Trump durch seine Haltung zu BTC und Co. auch in den Reihen der Bitcoin-Community ein paar zusätzliche Sympathiepunkte gewinnen. Mit einigen fragwürdigen Aktionen, wie jüngst dem Launch einer eigenen DeFi-Plattform, deren Ziel und Zweck weiterhin unklar sind, scheint er jene Sympathien jedoch weitestgehend wieder zu verspielen. Seit gestern können sich akkreditierte Investoren in den USA und alle Nicht-US-Amerikaner für die Plattform anmelden.
Ich habe versprochen, Amerika wieder groß zu machen, diesmal mit Krypto. @WorldLibertyFi plant, dazu beizutragen, Amerika zur Krypto-Hauptstadt der Welt zu machen! Die Whitelist für berechtigte Personen ist offiziell eröffnet – das ist eure Chance, Teil dieses historischen Moments zu sein
Donald J. Trump bei 𝕏
I promised to Make America Great Again, this time with crypto. @WorldLibertyFi is planning to help make America the crypto capital of the world! The whitelist for eligible persons is officially open – this is your chance to be part of this historic moment. Join:…
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) September 30, 2024
Trump und Bitcoin: Ein ambivalentes Verhältnis
Während Trump in seiner Amtszeit als US-Präsident Bitcoin und anderen digitalen Assets noch eher kritisch gegenüberstand, hat er in den vergangenen Monaten eine überraschende Kurswende vollzogen. Er äußerte sich positiv zu Bitcoin und dem Kryptomarkt, was viele Beobachter als Versuch werteten, sich an die wachsende Zahl von Krypto-Investoren und -Enthusiasten anzunähern und so auf Stimmenfang für die anstehende US-Wahl zu gehen. Er war sogar als Speaker bei der weltgrößten Bitcoin-Konferenz in Nashville zugegen, sprach das Thema auf mehreren Wahlkampfveranstaltungen an und postulierte lautstark, dass er die USA zu einer „Bitcoin-Supermacht“ machen möchte.
Doch auch in der Vergangenheit hat der Ex-Präsident bereits mit fragwürdigen Aktionen, wie dem Verkauf einer eigenen NFT-Kollektion oder überteuerten „Crypto President“-Schuhen Kritik eingefahren. Die jüngsten Entwicklungen rund um die Ankündigung eines eigenen dubiosen DeFi-Projekts stößt allerdings auf besonders große Skepsis – insbesondere da bis dato nicht genau kommuniziert wurde, was der Sinn und Zweck dieses Projekts mit dem Namen „World Liberty Financial“ genau sein soll. Kritiker bezeichnen das Projekt als einen weiteren Schritt Trumps, sich im Kryptobereich zu profilieren, ohne jedoch eine klare Vision oder Mehrwert zu bieten. Während einige Trump-Befürworter noch immer glauben, es handele sich um ernst gemeinte Versuche, sich in der Krypto-Branche zu etablieren, sind sich andere gänzlich sicher, dass es lediglich darum geht, die eigenen Taschen zu füllen.
World Liberty Financial: Viele offene Fragen
Bisher ist über Trumps Projekt nur wenig Konkretes bekannt. Das Unternehmen hat wie weiter oben erwähnt seit gestern seine Whitelist-Registrierung für „akkreditierte Investoren“ in den USA sowie für nicht-amerikanische Interessenten eröffnet. In einer offiziellen Mitteilung in deren Telegram-Gruppe betont World Liberty Financial, dass man zwar gegenwärtig aufgrund der US-Regulierung gezwungen sei, diese Trennung vorzunehmen, jedoch langfristig plane, auch nicht-akkreditierten US-Bürgern den Zugang zu ermöglichen. Das Projekt wirbt mit dem Versprechen, „finanzielle Freiheit“ für alle zugänglich zu machen und eine Revolution im Finanzsektor herbeizuführen. Dabei fällt jedoch auf, dass die bisherige Kommunikation stark an die typischen „Blockchain“-, „FinTech“- und „DeFi“-Versprechungen erinnert, wie man sie bereits seit Jahren von fragwürdigen oder betrügerischen Projekten im Kryptomarkt kennt. Trotz der ambitionierten Ankündigungen bleibt unklar, ob und welche konkreten Produkte oder Dienstleistungen das Projekt bieten wird und wie es die versprochene „finanzielle Revolution“ tatsächlich umsetzen möchte.
Kritik aus der Bitcoin-Community: „Grifter“-Vorwürfe
Insbesondere in den sozialen Medien wird Trump für World Liberty scharf kritisiert. Zahlreiche Stimmen aus der Bitcoin- und Krypto-Community bezeichnen ihn als „Grifter“ – einen Begriff, der im Zusammenhang mit Menschen verwendet wird, die versuchen, aus fragwürdigen Geschäften Kapital zu schlagen. Die Tatsache, dass noch immer konkrete Informationen über das DeFi-Projekt fehlen, bekräftigt diese kritischen Stimmen. Hier eine kleine Auswahl:
Studiere Bitcoin. Hör auf, seltsame Betrügereien zur Geldbeschaffung zu fördern. Mach es besser. Sei besser.
Gabor Gubacs – bekannter Investor
Wie sehr muss man ein Betrüger sein, wenn man nicht einmal wenige Wochen vor einer Wahl in der Lage ist auf Pause zu drücken?
Troy Cross – Autor, Philosoph, Bitcoiner
Besonders ausführlich kritisierte ein 𝕏-User das Projekt, in dem er die zahlreichen „Red Flags“, die mit dem Projekt einhergehen, auflistete und zusammenfasste. Das Projekt würde der US-Wirtschaft eher schaden als nutzen, erklärte er:
- Zentralisierte Kontrolle, die als Dezentralisierung getarnt wird
Obwohl das Projekt vorgibt, dezentrale Finanzen zu unterstützen, halten Insider bis zu 70 % der Governance-Token (WLFI). Dieses Ausmaß an Kontrolle widerspricht vollständig dem Konzept der Dezentralisierung und deutet auf Manipulation hin. - Undurchsichtige, anonyme Operationen
Die Website des Projekts ist anonym registriert und nutzt einen Dienst, der Verbindungen zu russischen Cyberkriminellen aufweist. Dieser völlige Mangel an Transparenz wirft Fragen zur Legitimität des Projekts auf und schreit geradezu nach Betrug. - Deutliche Sicherheitslücken
Der Code von World Liberty Financial weist erschreckende Ähnlichkeiten mit „Dough Finance“ auf, einer Plattform, die Opfer eines Hacks in Höhe von 2,1 Millionen US-Dollar wurde. Noch besorgniserregender ist, dass mehrere Teammitglieder von World Liberty Financial während dieses Hacks direkt in das Dough-Finance-Projekt involviert waren. - Ein Magnet für Betrüger
Die Marketingmaßnahmen des Projekts wurden bereits von Betrügern missbraucht, die Tausende von Menschen mit gefälschten Gewinnspielen in die Irre führten. Schlimmer noch: Selbst die Social-Media-Konten von Donald Trump wurden gehackt, um betrügerische Projekte im Zusammenhang mit World Liberty Financial zu bewerben. Wenn die Verantwortlichen nicht einmal ihre eigene Marke schützen können, wie wollen sie dann die Investoren schützen? - Unvermeidliche rechtliche Probleme
Das Projekt ist geradezu ein Ziel für die US-Börsenaufsicht SEC. Der WLFI-Token, der weder übertragbar noch zeitlich begrenzt ist, bewegt sich auf dünnem regulatorischem Eis. Rechtliche Schritte erscheinen nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich. - Kein wirklicher Mehrwert
Das Projekt bietet nichts Neues – es tut nichts, was etablierte Projekte wie Circle oder Paxos nicht bereits besser leisten. Die vage Mission, Stablecoins zu fördern, trägt nichts zur Stärkung des US-Dollars bei.
Zusammengefasst handelt es sich bei World Liberty Financial um ein riskantes, zweifelhaftes Vorhaben, das mehr Gefahren als Versprechen birgt. Die Mischung aus Sicherheitsrisiken, versteckten Absichten und fragwürdigen Marketingstrategien lässt es mehr wie einen Betrug als ein glaubwürdiges Finanzprojekt erscheinen.
𝕏-User @4HumanUnity
Fazit: Opfer oder Mitwisser?
Die zahlreichen Warnsignale rund um World Liberty Financial werfen unweigerlich die Frage auf, welche Rolle Donald Trump tatsächlich dabei spielt: Ist er selbst ein Opfer, das von erfahrenen Betrügern ausgenutzt wird, oder ist er sich des dubiosen Charakters des Projekts voll bewusst und nutzt es gezielt für seine eigenen Zwecke?
Einerseits wäre es nicht das erste Mal, dass Trump als Geschäftsmann in fragwürdige Projekte involviert ist, die ihm später als unseriös oder betrügerisch ausgelegt wurden. Beispiele wie die „Trump University“ oder die zahlreichen Insolvenzen seiner Casinos zeigen, dass er häufig in hochriskante Unternehmungen investiert hat, ohne notwendigerweise die Konsequenzen oder die Machenschaften hinter den Kulissen zu verstehen. Es ist daher denkbar, dass Trump tatsächlich an die Versprechen des Projekts glaubt und von den Personen hinter World Liberty Financial instrumentalisiert wird. In diesem Szenario wäre er selbst ein Opfer, das sich vom Hype um DeFi, Blockchain und Kryptowährungen blenden ließ und naiv an den vermeintlichen Nutzen des Projekts glaubt – vor allem, da er in der Vergangenheit oft eine eingeschränkte Expertise in finanziellen und technologischen Angelegenheiten zeigte.
Auf der anderen Seite gibt es durchaus Hinweise darauf, dass Trump sich der zweifelhaften Natur des Projekts bewusst sein könnte. Die Tatsache, dass das Projekt in einem ähnlichen Stil wie frühere von ihm beworbene fragwürdige Initiativen strukturiert ist, legt den Verdacht nahe, dass er Kenntnis von den Risiken und potenziellen rechtlichen Konsequenzen haben könnte. Es ist nicht auszuschließen, dass er versucht, mit diesem Projekt von dem aktuellen Hype um seine Person im Kontext des Kryptomarkts zu profitieren, unabhängig davon, ob das Projekt seriös ist oder nicht. Die zentrale Kontrolle über die Mehrheit der Token, die mangelnde Transparenz bei der Registrierung und die mögliche Verbindung zu Personen, die bereits an früheren betrügerischen Krypto-Aktivitäten beteiligt waren, lassen darauf schließen, dass die Beteiligten wohl gar kein wirkliches Interesse daran haben, eine nachhaltige und legitime DeFi-Plattform zu schaffen.
Unabhängig davon, ob Trump bewusst an einem Betrug teilnimmt oder selbst Opfer seiner mangelnden Sachkenntnis ist, bleibt festzuhalten, dass sein Name und seine Beteiligung dem Projekt eine scheinbare Glaubwürdigkeit verleihen, die letztendlich dazu führen könnte, dass unzählige Investoren getäuscht und finanziell geschädigt werden. Sollte er tatsächlich so naiv sein und glauben, World Liberty Financial könne eine positive Veränderung bewirken, so zeigt dies erneut seine fehlende Weitsicht und den Hang, sich von kurzfristigen Trends blenden zu lassen. Sollte er hingegen bewusst Teil eines möglichen Betrugs sein, würde dies sein ohnehin zweifelhaftes Geschäftsgebaren bestätigen und sein mangelndes Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Menschen, die ihm vertrauen, offenbaren.
In jedem Fall bleibt World Liberty Financial ein Projekt, das mit äußerster Vorsicht zu betrachten ist, und es wirft einmal mehr die Frage auf, inwieweit Donald Trump bereit ist, seine Prominenz zu nutzen – ob aus Naivität oder mit vollem Kalkül –, um ein Projekt zu fördern, das mehr Schaden als Nutzen anrichten könnte. Dann spielt es auch keine Rolle, ob er die USA zu einer „Bitcoin-Supermacht“ machen oder „alle Bitcoins in den USA schürfen“ möchte. Insgesamt würde er so wohl mehr Schaden anrichten als Mehrwert stiften.