Kamala Harris akzeptiert Spenden in Bitcoin und Kryptowährungen – oder auch nicht?
Im Fortune Magazine ist gestern Abend ein Artikel erschienen, aus dem hervorging, dass Kamala Harris jetzt auch Wahlkampfspenden in Bitcoin und anderen Kryptowährungen akzeptieren würde. Das Medium berief sich dabei auf Coinbase-CFO Alesia Haas, welche dies am Mittwoch auf einer Veranstaltung der Citigroup in New York verkündete.
Sie nimmt Krypto-Spenden an. Sie nutzt jetzt Coinbase Commerce, um Kryptowährungen für ihre eigene Kampagne zu akzeptieren.
Alesia Haas, CFO von Coinbase
Im Gegensatz zu Donald Trump, welcher schon seit Mai Wahlkampfspenden in Bitcoin und Co. akzeptiert, gab es weder eine Ankündigung von Harris noch eine diesbezügliche Information auf ihrer Fundraising-Website. Auch die Lobbygruppe „Crypto for Harris“ betonte gegenüber Fortune, davon nichts zu wissen.
Akzeptiert die demokratische Präsidentschaftskandidatin und derzeitige Vizepräsidentin tatsächlich Krypto-Spenden?
Wahlkampfspenden in Bitcoin und Co.
Konkret handelt es sich nicht um Kamala Harris selbst, sondern um die wichtige Wahlkampfunterstützungsgruppe (Super PAC) namens „Future Forward“ – die Aussage von Coinbase-CFO Haas war etwas irreführend, wie sich später herausstellte.
Future Forward ist ein im Jahr 2018 gegründete Political Action Comittee (PAC), das eng mit Harris Kampagne verbunden ist und eine zentrale Rolle im US-Präsidentschaftswahlkampf einnimmt. Das Super PAC sammelte schon mehrere hundert Millionen US-Dollar für die Unterstützung der demokratischen Kandidatin ein.
Das Fortune Magazine titelte zunächst „Coinbase CFO sagt, dass Kamala Harris die Firma benutzt, um Krypto-Spenden zu akzeptieren“, änderte die Überschrift aber zu „Coinbase-CFO verrät, dass Kamala Harris Super PAC Krypto-Spenden annehmen wird“, nachdem sich ein Sprecher von der großen Krypto-Exchange zu Wort gemeldet hatte. Dieser stellte klar, dass Future Forward das Onboarding bei Coinbase Commerce durchlaufen habe.
Coinbase kann bestätigen, dass Future Forward bei Coinbase Commerce geonboardet ist.
Sprecher von Coinbase
Auch wenn es nicht die Kampagne von Kamala Harris selbst ist, welche Krypto-Spenden akzeptiert, markiert dies einen weiteren Meilenstein in der Adoption von Bitcoin auf der politischen Ebene. Der Kontrahent von Harris, Donald Trump, ermöglicht es seinen Unterstützern bereits seit Mai, ihm Kryptowährungen zu spenden. Damit wurde der Republikaner zum ersten Spitzenkandidaten, der diesen Schritt gegangen ist – Blocktrainer.de berichtete.
Im Juni gab es dann auch Berichte, dass sich das Wahlkampfteam von Präsident Biden, der mittlerweile seine Kandidatur zurückgezogen hat, darum bemühe, Spenden in Bitcoin und Co. zu akzeptieren – Blocktrainer.de berichtete. Es kam jedoch nie dazu, dass es der amtierende US-Präsident seinem Kontrahenten nachgetan hat. Interessanterweise betonte der Biden noch zur letzten Präsidentschaftswahl, dass er nie darum beten werde, ihm Bitcoin zu schicken.
Ich habe keine Bitcoin, und ich werde Sie auch nie darum bitten, mir welche zu schicken.
Aber wenn Sie dazu beitragen wollen, dass Donald Trump nur eine Amtszeit Präsident bleibt, können Sie das hier tun:
Joe Biden im Jahr 2020
I don’t have Bitcoin, and I’ll never ask you to send me any.
— Joe Biden (@JoeBiden) July 16, 2020
But if you want to chip in to help make Donald Trump a one-term President, you can do that here: https://t.co/8XtBjuU5fX
Für einen Politiker kann es durchaus lukrativ sein, Spenden in Bitcoin und Kryptowährungen zu akzeptieren. Das zeigt die Tatsache, dass Trump alleine im zweiten Quartal bereits zusätzliche 3 Millionen US-Dollar durch die digitalen Währungen einnehmen konnte.
Es gibt jedoch auch kritische Stimmen, die betonen, dass die Politiker lieber der Staatswährung den Rücken stärken sollten, als Wettbewerber dieser zu unterstützen – insbesondere in Zeiten, in denen der US-Dollar an Vertrauen verliert. So etwa Vitaliy Katsenelson, CEO einer Investmentfirma, in seinem Artikel für die Financial Times – Blocktrainer.de berichtete.
In einem solchen Umfeld sollten der US-Präsident und die Präsidentschaftskandidaten die größten Befürworter des Dollars sein, anstatt eine Alternative zu unterstützen. Die Bitcoin-Geschichte sollte nicht gefördert werden – sie sollte nicht einmal als eine Form der Spende an Kandidaten für das Amt des US-Präsidenten akzeptiert werden.
Vitaliy Katsenelson in dem Financial-Times-Artikel
Harris Position zu Bitcoin noch unklar
Kamala Harris selbst hat bisher noch nicht öffentlichkeitswirksam Stellung zu Kryptowährungen bezogen. Ganz im Gegenteil zu ihrem Konkurrenten Donald Trump, der ankündigte, den Sektor zu unterstützen und sogar eine Bitcoin-Reserve für die USA zu etablieren. Dennoch gibt es seitens der Demokraten Bemühungen, die immer größer werdende Community hinter digitalen Assets für die Harris zu gewinnen.
Angesprochen auf die Anstrengungen von Harris bezüglich der Krypto-Community, erwiderte ein leitender Wahlkampfberater der demokratischen Präsidentschaftskandidatin vor wenigen Wochen, dass sie eine Politik unterstützen werden, die sicherstelle, dass neue Technologien und diese Art von Industrie weiter wachsen könne – Blocktrainer.de berichtete. Zudem tauscht sich ihr Wahlkampfteam mehreren Berichten zufolge im Hintergrund mit Vertretern der Industrie aus, um sich Rat einzuholen.
Der Krypto-Sektor ist in diesem Präsidentschaftswahlkampf zu einem zentralen Geldgeber avanciert. Krypto-Unternehmen – angeführt von Coinbase und Ripple – haben bereits einen dreistelligen Millionenbetrag gespendet. Damit können sie den Kontributionen anderer Unternehmen schon das Wasser reichen. Die Mittel der Unternehmen aus dem Krypto-Sektor kommen über die Super PACs in etwa gleichermaßen Demokraten und Republikanern zu.
Aktuell liegt Donald Trump laut den Wettmärkten wieder leicht vor Harris. Dies scheint vornehmlich an den umstrittenen Wirtschaftsplänen der Demokratin zu liegen. Wer im November von den US-Bürgern ins Weiße Haus gewählt wird, dürfte spannend zu beobachten sein. Ebenso, welche Rolle Bitcoin und Co. noch in der heißen Phase des Wahlkampfes einnehmen werden.