Kamala Harris setzt im Wahlkampf auf Bitcoin und Krypto?

Seitdem Joe Biden am vergangenen Sonntag seinen Rückzug von der Präsidentschaftswahl verkündet hat, sieht es aus, als würden die Demokraten die Vizepräsidentin Kamala Harris ins Rennen schicken. Direkt machte sich Hoffnung breit, dass die Partei des amtierenden Präsidenten die Chance nutzen wird, ebenfalls in ihrem Wahlkampf auf Bitcoin und Kryptowährungen zu setzen, um bei diesem Thema nicht vom Republikaner Donald Trump den Rang abgelaufen zu bekommen.

Wenige Tage nach Bidens Aufgabe gibt es bereits die ersten Anzeichen, dass ein Pro-Bitcoin-Wahlkampf der Demokraten zu erwarten sein könnte. Das Team von Harris soll sich direkt an Persönlichkeiten aus der Krypto-Industrie gewandt haben und die 59-Jährige könnte sogar zur Bitcoin-Konferenz diese Woche kommen.

Als Joe Biden noch als Spitzenkandidat gehandelt wurde, gab es schon die ersten Gerüchte, dass sich der Bitcoin und Krypto eher feindlich gegenüber eingestellte US-Präsident dazu gezwungen sieht, sich jetzt auch offener für den Sektor zu zeigen. Sein Team sollte sich Berichten zufolge im Hintergrund mit einflussreichen Persönlichkeiten aus dem Krypto-Sektor getroffen haben, um sich beraten zu lassen – Blocktrainer.de berichtete.

Mit der Thematik vertraute Personen berichteten gegenüber dem Medium The Block wenig später, dass Bidens Wahlkampfteam auch in Gesprächen war, um es Donald Trump gleichzutun und ebenfalls Spenden über Bitcoin und Co. akzeptieren zu können. Im Wahlkampf 2020 betonte Biden jedoch noch, dass er keine Bitcoin hat und er auch keine gesendet bekommen möchte.

Auch wenn Bidens leitende Beraterin Anfang des Monats noch an einer Gesprächsrunde mit Vertretern aus der Krypto-Industrie teilnahm, ließen jedoch Pro-Bitcoin-Äußerungen als auch die Möglichkeit, ihm über digitale Assets Geld zukommen zu lassen, bis zu seinem Rückzug auf sich warten. Der Präsident blockierte Ende Mai sogar noch die Resolution, die zu einer Bitcoin-freundlicheren Bankenregulierung geführt hätte, und erntete dafür große Kritik – auch aus den eigenen Reihen.

Mit der derzeitigen Vizepräsident Kamala Harris, die Joe Bidens Platz im Wahlkampf einnimmt, aber noch im August als offizielle Kandidatin der Demokraten bestätigt werden muss, könnte jetzt eine Neuausrichtung hinsichtlich Bitcoin und Kryptowährungen beginnen. 

Bereits gestern Abend gab es den ersten Bericht, dass sich Berater aus dem Umfeld von Kamala Harris derzeit verstärkt mit Fragen an die Krypto-Industrie wenden. Der Bitcoin-freundliche und einflussreiche Investor Mark Cuban, der auch an der besagten Gesprächsrunde Anfang dieses Monats teilnahm, teilte dem Krypto-Medium Decrypt mit, von ihrem Team zu Kryptowährungen befragt zu werden.

Ich bekomme viele Fragen aus ihrem Lager über Krypto. Ich sehe das als ein gutes Zeichen.
_{Mark Cuban gegenüber Decrypt}

Cuban fügte hinzu, dass er bisher von niemand anderem wisse, der ähnliche Anfragen hinsichtlich Bitcoin und Krypto erhalten habe.

Die Anzeichen dafür, dass Kamala Harris sich als demokratische Präsidentschaftskandidatin offener für den Bitcoin- und Krypto-Sektor zeigen könnte als Joe Biden, nahmen zu, als es plötzlich hieß, sie könnte zu der Bitcoin-Konferenz in dieser Woche kommen. David Bailey, der CEO von BTC Inc, der Firma hinter der Bitcoin-Konferenz in Nashville, teile auf 𝕏, dass sie derzeit Gespräche mit dem Wahlkampfteam von Kamala Harris führen, in denen es um einen potenziellen Auftritt der Vizepräsidenten auf der größten Bitcoin-Konferenz geht.

Stand jetzt ist es noch nicht klar, ob Harris anwesend sein wird.

Sollte sie kommen, so wäre sie neben Donald Trump und Robert Kennedy Jr. der dritte Präsidentschaftskandidat, der auf der Bitcoin-Konferenz spricht. Gerüchten zufolge soll der laut den Wettmärkten wahrscheinlichste kommende US-Präsident Trump auf der Konferenz verkünden, dass er Bitcoin als Reserve-Asset für die USA einzuführen plant.

Da Trump sich schon seit Anfang Mai positiv für Bitcoin und Kryptowährungen ausspricht, dürfte es schwer für Harris werden, die Halter von digitalen Assets für sich zu gewinnen. Donald Trump hat etwa – wie auch Kennedy – bereits versprochen, an dem ersten Tag seiner Amtseinführung Ross Ulbricht in Freiheit zu entlassen, was in der Bitcoin-Community auf sehr viel Zuspruch stieß – Blocktrainer.de berichtete. Ulbricht ist der Gründer eines Darknet-Marktplatzes namens Silk Road, auf dem schon im Jahr 2011 Bitcoin als Geld fungierte.

Laut Bailey könnte Harris als Vizepräsidenten jetzt bereits zeigen, dass sie es ernst meint, und den 40-Jährigen jetzt schon begnadigen – und das schon bevor sie sich an die Bitcoin-Community wendet.

Andere Reaktionen auf die Meldung, dass Kamala Harris gegebenenfalls zur Bitcoin-Konferenz kommen wird, gingen in die Richtung, dass sich Trump jetzt noch deutlicher für Bitcoin positionieren muss, um sich abzugrenzen. So etwas schreibt etwa der geschätzte Bitcoin-Analyst Dylan LeClair, der auch Baileys Post zu Harris und Ross Ulbricht zustimmte, in Bezug auf die neusten Entwicklungen.

Die aktuellsten Entwicklungen rund um Bitcoin sind höchst spannend. Nicht nur scheinen sich Nationen schneller als andere mit dem Asset eindecken zu wollen, sondern auch Politiker fühlen sich dazu gezwungen, sich in ihrem Wahlkampf positiv für die Anlageklasse auszusprechen. Die Spieltheorie hinter Bitcoin scheint sich mit voller Geschwindigkeit zu entfalten – wohl sogar schneller, als einige Bitcoiner jemals erwartet hätten.

Ob es den Demokraten noch gelingt, die Befürworter von Bitcoin und Co. durch eine offenere Haltung zurückzugewinnen, gilt es abzuwarten. Dieser Richtungswechsel könnte zu opportunistisch wirken, da er erst so spät kommt. Trump war zwar ebenfalls vor wenigen Jahren noch ein Bitcoin-Kritiker, doch er legte seine kritische Haltung ab, ohne aus einer Not heraus zu handeln. Dies dürfte für die meisten authentischer gewirkt haben, auch wenn es wohl ebenfalls durch Opportunismus getrieben war.

Es wird spannend zu beobachten sein, ob die Demokraten im Präsidentschaftswahlkampf sich Bitcoin gegenüber jetzt tatsächlich freundlicher positionieren, ob Harris zur Konferenz kommt und wer die Wahlen im November letztlich für sich entscheiden kann. Dass Bitcoin hierbei zunehmend in den Mittelpunkt rückt, ist für das erst 15 Jahre alte Asset in jedem Fall positiv zu werten.

Heute Nachmittag verkündete David Bailey schließlich, dass Kamala Harris nicht zur Bitcoin-Konferenz kommen wird. Bei der Mitteilung ließ sich der Trump-Supporter nicht die Chance entgehen, die demokratische Präsidentschaftskandidatin schlechtzureden.