Joe Biden gibt auf – bullisch für Bitcoin?
Gestern Abend ist das passiert, was sich spätestens seit dem desaströsen Auftritt Joe Bidens im TV-Duell gegen Donald Trump anbahnte: Der noch amtierende Präsident verzichtet offiziell auf seine Kandidatur für die kommende Wahl. Das gab Biden auf der Plattform 𝕏 bekannt.
Da Donald Trump, der seit vergangener Woche offiziell bestätigte Präsidentschaftskandidat der Republikaner, den Bitcoin- und Krypto-Sektor unterstützen möchte, ist diese Wende im US-Präsidentschaftswahlkampf auch für den Bitcoin-Markt durchaus relevant.
Der Bitcoin-Kurs fiel gestern Abend in Reaktion auf die Meldung, konnte daraufhin aber auf das höchste Niveau seit mehr als einem Monat steigen – dieser Anstieg entpuppte sich jedoch nicht als nachhaltig.
Was bedeutet die Aufgabe von Joe Biden für den Krypto-Markt und für die Siegesaussichten des Bitcoin-freundlichen Donald Trump?
Eine relevante Wende im US-Wahlkampf?
Spätestens seit dem TV-Duell gegen Donald Trump ist es nun allgemein bekannt, dass es Joe Bidens Verfassung eigentlich nicht mehr zulässt, das Amt des US-Präsidenten zu bekleiden. Der 81-Jährige beteuerte daraufhin zwar, dass er weiterhin zur Wahl antreten wird, doch als der Druck auch aus den eigenen Reihen weiter zunahm und er noch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit Wladimir Putin verwechselte, blieb Biden wohl nichts anderes mehr übrig, als aufzugeben. Seine reguläre Amtszeit führt Biden jedoch noch zu Ende.
Noch ist es nicht final ausgemacht, wer für die Demokraten gegen den Republikaner Donald Trump ins Rennen gehen wird. Das entscheidet sich im August auf dem Parteitag der Demokraten. Joe Biden sagte der derzeitigen Vizepräsidentin Kamala Harris jedoch bereits seine Unterstützung zu. Die 59-Jährige ist auch die Einzige, die auf die Wahlkampfgelder der Biden-Kampagne zugreifen kann – ein relevanter Vorteil gegenüber anderen potenziellen Kandidaten.
Entsprechend wird Harris momentan auch als die wahrscheinlichste Kandidatin für die Demokraten gehandelt. Ein so kurzfristiger Kandidatenwechsel vor der Wahl dürfte es den Demokraten jedoch schwer machen, noch Wählerstimmen zurückzugewinnen.
Obwohl Donald Trump – insbesondere nach dem TV-Duell und dem Mordanschlag auf ihn – leichtes Spiel gegen Joe Biden gehabt hätte, ist immer noch davon auszugehen, dass der Republikaner im November ins Weiße Haus gewählt wird. Laut den Wettmärkten ging die Wahrscheinlichkeit für seine Wiederwahl zwar leicht zurück, doch er führt noch deutlich mit ungefähr 60 zu 30 Prozent vor Harris.
Demnach ist es kaum verwunderlich, dass der Bitcoin-Kurs nicht wirklich negativ auf diese Meldung reagiert hat. Kamala Harris ist eher unbeliebt in der amerikanischen Bevölkerung – laut einer Umfrage aus dem vergangenen Jahr ist sie der unbeliebteste Vizepräsident in der Geschichte der USA. Zu Bitcoin oder Kryptowährungen hat sie sich bisher öffentlichkeitswirksam kaum geäußert.
Trump sollte also – insofern ihm kein fundamentaler Fehler unterläuft oder ein Mordanschlag auf ihn erfolgreich ist – ziemlich sicher der kommende US-Präsident werden. Die plötzliche Pro-Bitcoin-Haltung des republikanischen Kandidaten als auch die Antizipation des Marktes, dass seine Präsidentschaft zu niedrigeren Zinsen und einer höheren Inflation führen wird, ist wohl momentan ein Haupttreiber für den Bitcoin-Kurs. Bidens Rückzug im Wahlkampf reicht augenscheinlich nicht aus, hierbei für einen größeren Dämpfer zu sorgen.
Demokraten werden auch pro-Bitcoin?
Durch die Aufgabe von Joe Biden könnte sich jedoch eine Chance für die Demokraten ergeben, sich glaubwürdig für Bitcoin und Kryptowährungen starkzumachen und damit Wählerstimmen zurückzugewinnen.
🚨NEU: #Krypto-Politik-Gruppe @CIFonX sagt, dass die Entscheidung von Präsident Biden, zurückzutreten, eine neue Gelegenheit für die Spitze der Demokratischen Partei ist, Krypto- und Blockchain-Technologien zu unterstützen:
„Während Minister Gensler und Senatorin Warren in der Vergangenheit die Politik des Weißen Hauses fehlgeleitet haben, ist dies der Moment, eine neue Vision für amerikanische Innovationen zu präsentieren, die Innovationsjobs in Amerika hält, die globale Wettbewerbsfähigkeit bei digitalen Vermögenswerten sicherstellt und eine neue Ära der finanziellen Inklusion und des Wohlstands einläutet.“
Eleanor Terrett, FOX Business
🚨NEW: #Crypto policy group @CIFonX says President Biden’s decision to step aside is a new opportunity for the top of the Democratic Party ticket to embrace crypto and blockchain technologies:
— Eleanor Terrett (@EleanorTerrett) July 21, 2024
“While Secretary Gensler and Senator Warren may have misguided White House policy in…
Der amtierende Präsident war ein bekennender Gegner, der etwa vor vier Jahren noch gesagt hat, dass er keine Bitcoin hat und niemals danach fragen werde, ihm welche zu senden beziehungsweise ihm darüber Spenden zukommen zu lassen.
Auch wenn es Indizien dafür gab, dass sich die Biden-Administration dem Thema wohlwollender annähern wollte, war der Zug allem Anschein nach bereits abgefahren. Öffentliche Pro-Bitcoin-Äußerungen ließen von Joe Biden bis zu seinem Rückzug von der Wahl auch noch auf sich warten.
Zudem dürften neben Joe Biden auch weitere hochrangige Demokraten, die in das Lager der Bitcoin-Kritiker einzuordnen sind, an Einfluss verlieren. Elizabeth Warren zum Beispiel wird es künftig schwer haben, weiterhin Senatorin zu bleiben. Die unter anderem durch ihr frühes Bitcoin-Investment bekannten Winklevoss-Zwillinge haben jeweils 500.000 US-Dollar in BTC den Commonwealth Unity Fund gespendet, um die Senatorin von Massachusetts mit dem Krypto-freundlichen Republikaner John Deaton zu ersetzen.
Ich habe gerade 500.000 US-Dollar in Bitcoin (8 BTC) an John Deaton gespendet, um ihm zu helfen, Elizabeth Warren als U.S. Senator abzusetzen. Das ist der Grund:
Elizabeth Warren ist eine der größten Bedrohungen für den amerikanischen Wohlstand. Wenn es um Krypto geht, ist sie Staatsfeind Nummer eins. Sie ist die Hauptarchitektin und treibende Kraft im Krieg der Biden-Administration gegen Kryptowährungen. Sie führt diesen ungesetzlichen Krieg, indem sie Regierungsbehörden als Waffen einsetzt, um unsere Branche durch eine Kombination aus Entlarvung, böswilligen Durchsetzungsmaßnahmen und anderem Machtmissbrauch anzugreifen.
Tyler Winklevoss auf 𝕏
Auch der als Kryptowährungen feindlich gegenüber eingeordnete Chef der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC, Gary Gensler, soll wohl kurz nach der Wahl Trumps sein Amt niederlegen, so zumindest Markus Thielen, Gründer von 10X Research. Seine Prognose basiert auf historischen Trends, wonach der SEC-Chef meist zurücktritt, wenn eine neue Regierung an die Macht kommt. Unter Trump dürfte der Druck auf Gensler generell stark zunehmen. Nicht nur, weil der führende Präsidentschaftskandidat sich für Bitcoin und Kryptowährungen ausspricht, sondern auch, weil sein Vizekandidat, J. D. Vance, den SEC-Chef als die „schlimmste Person aller Zeiten“ zu sehen scheint.
Kein Rückschlag für Bitcoin
Trotz des kommenden Wechsels des Präsidentschaftskandidaten der Demokraten dürfte Donald Trump weiterhin leichtes Spiel haben, im November zum ersten Pro-Bitcoin-Präsidenten der USA gewählt zu werden – auch wenn die Wahrscheinlichkeit für seinen Wahlerfolg leicht zurückging.
Spannend dürfte zu beobachten sein, ob mit einer Neuausrichtung des Wahlkampfes der Demokraten auch mit einer Bitcoin-freundlicheren Haltung auf Wählerfang gegangen wird oder ob alles beim Alten bleibt. Generell dürften es die Bitcoin-Kritiker innerhalb der demokratischen Partei im Angesicht der momentanen Entwicklungen weiterhin zunehmend schwer haben, was im Endeffekt positiv für die Anlageklasse zu werten ist.