Das im Jahr 2013 von Micree Zhan und Jihan Wu gegründete chinesische Unternehmen Bitmain Technologies Ltd. mit Hauptsitz in Peking produziert und vertreibt die effizienteste Bitcoin-Mining-Hardware (ASICs – application-specific integrated circuit, z.Dt. anwendungsspezifische integrierte Schaltung). Laut eigenen Angaben beträgt der Marktanteil des weltweit größten ASIC-Herstellers bei den Mining-Rigs 90 Prozent. So nutzen auch die größten nordamerikanischen Mining-Unternehmen hauptsächlich die Maschinen von Bitmain, weil sie am effizientesten sind und größere Gewinne erwirtschaften als die ASICs anderer Hersteller.

Wenn [Bitmain] eine neue Maschine auf den Markt bringt, ändert sich die Wettbewerbsdynamik auf dem Markt. […] Diejenigen, die Zugang dazu haben, haben sofort einen Wettbewerbsvorteil.
Fred Thiel, CEO von Marathon Digital, im Interview

Bis zum Jahr 2021 hat China nicht nur die ASIC-Produktion, sondern auch die Hashrate des Bitcoin-Netzwerks dominiert. Nach den staatlichen Einschränkungen von Bitcoin und Bitcoin-Mining im eigenen Land verlagerten viele chinesische Mining-Unternehmen ihren Betrieb ins Ausland, vor allem in die Vereinigten Staaten. Obwohl die USA zurzeit mit circa 35 Prozent den größten Anteil der Hashrate des Bitcoin-Netzwerks liefern und die meisten Bitcoin minen, ist die Hardware-Dominanz von Bitmain geblieben und den USA, insbesondere dem potenziellen nächsten US-Präsidenten Donald Trump, ein Dorn im Auge.

Trumps Rhetorik

In den letzten Monaten hat der Präsidentschaftskandidat im Zuge des Wahlkampfs seine Unterstützung für den Bitcoin- beziehungsweise Krypto-Sektor ausgesprochen. Mit dieser Unterstützung will Trump den Vereinigten Staaten einen Vorteil gegenüber anderen Ländern, primär China, verschaffen und die chinesische Dominanz in diesem Bereich verringern.

Zu Bitmain direkt hat sich Trump nicht geäußert, doch bereits im Jahr 2018 verhängte er als damaliger US-Präsident Zölle auf Elektronik aus China und verschlechterte so das politische Umfeld für Bitmain in den USA. Daraufhin verlagerte Bitmain Teile der Produktion nach Südostasien (Indonesien, Malaysia und Thailand). In den USA besitzt Bitmain keine Produktionsstätte.

Vor wenigen Monaten traf sich Trump mit Vertretern der Mining-Branche und weiteren Bitcoinern. Dabei konnten ihn vor allem Tracy Hoyos-López, Amanda Fabiano und David Bailey von den Vorteilen von Bitcoin und Bitcoin-Mining überzeugen. Im Juni äußerte Trump auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social den Wunsch, dass alle künftigen Bitcoin in den USA geminet werden sollen – Blocktrainer.de berichtete. Seine Forderung nach US-basierter Bitcoin-Produktion umfasst auch die Vorstellung, dass die USA nicht nur ein „Bitcoin-Mining-Powerhouse“ werden, sondern auch im Bereich der Energieproduktion eine bedeutendere Rolle einnehmen sollen. Hinzu kommt der auf der Bitcoin-Konferenz in Nashville verkündete Plan, Bitcoin als Reserve-Asset einzuführen.

Nationale Sicherheitsbedenken der USA

Auch die Demokraten bemühen sich, die chinesische Dominanz in Bezug auf Computer-Hardware und Chips sowie deren Lieferketten zu verringern. Zudem sind Bedenken aufgekommen, dass die chinesische Mining-Hardware sowie die in mindestens zwölf US-Bundesstaaten operierenden chinesischen Bitcoin-Mining-Unternehmen eine potenzielle nationale Sicherheitsbedrohung für die USA darstellen würden.

So ordnete Präsident Joe Biden im Mai an, dass das chinesische Mining-Unternehmen MineOne seine Anlage in Wyoming verkaufen muss, weil mithilfe der Mining-Hardware aus dem Ausland, die hauptsächlich von Bitmain stammt, Überwachungs- und Spionageaktivitäten möglich seien, erklärte das Committee on Foreign Investment in the United States.

In den ASICs gibt es allerdings keinen Speicherchip oder sonstige Hardware, die sich für Spionagezwecke eignet, sodass es für diese Behauptung keine Beweise gibt. Doch die Tatsache, dass sich die Anlage in unmittelbarer Nähe kritischer Infrastruktur befindet – nämlich dem Luftwaffenstützpunkt Francis E. Warren, in dem US-Atomraketen stationiert sind – reichte anscheinend aus, um derartige Maßnahmen durchzusetzen.

MineOne hat zugestimmt, das Grundstück an das US-Bitcoin-Mining-Unternehmen CleanSpark Inc. zu verkaufen, das dort ebenfalls ASICs von Bitmain installieren wird. Aufgrund der Zölle und geopolitischen Spannungen sind jedoch nur Maschinen erlaubt, die nicht in China oder in OFAC-gesperrten Ländern produziert wurden, erklärte CleanSpark-CEO Zach Bradford.

Veränderte Dynamik

Die Zölle, die geopolitischen Spannungen und Trumps „Made in USA“-Narrativ haben die Dynamik im ASIC-Bereich bereits ein wenig verändert.

Riot Blockchain Inc. setzte noch vor zwei Jahren komplett auf die Hardware von Bitmain. Seit Juni 2023 hat Riot jedoch Verträge mit dem chinesischen Bitmain-Konkurrenten MicroBT geschlossen. Dabei wird die Hardware in den US-Produktionsstätten von MicroBT hergestellt, sodass Riot mehr Kontrolle über die Lieferkette besitzt.

Außerdem sehen Wettbewerber in den USA eine Chance, Marktanteile zu gewinnen, wie zum Beispiel das US-Startup und der Bitmain-Rivale Auradine, bei dem Marathon Digital, einer der größten Bitmain-Kunden, Anteile besitzt. Im April hat Auradine 80 Millionen US-Dollar eingesammelt und Ende Juli die ersten Mining-Geräte aus der US-Produktion des Unternehmens ausgeliefert.

Auch das texanische Bitcoin-Mining-Unternehmen Core Scientific Inc., das Bitmain als einer seiner größten Investoren verzeichnet, entwickelt zusammen mit Jack Dorseys Unternehmen Block eine neue Generation der ASIC-Hardware.

Nichtsdestotrotz überwiegt weiterhin der Anteil von Bitmain bei den neuen Bestellungen. Der Grund dafür dürften die wirtschaftlichen Vorteile sein, die Bitmains Mining-Maschinen bieten. Denn unabhängig von den Interessen der USA ist jedes Mining-Unternehmen abhängig von dem Token-Preis, den Stromkosten und der Effizienz der ASICs. Mit der neuen Miner-Generation des US-Unternehmens Block könnten jedoch neue Maßstäbe bei der Effizienz der Hardware gesetzt werden. Doch bis dahin bleiben die Bitmain-Miner die erste Wahl für jedes Mining-Unternehmen, das maximal effizient sein möchte.

Stefan

Über den Autor: Stefan

Stefan ist studierter Medienwissenschaftler und Sinologe sowie selbstständig im künstlerisch-publizistischen Bereich. Neben den monetären Eigenschaften interessiert er sich vor allem für die sozialen und ökologischen Aspekte von Bitcoin und dem Bitcoin-Mining.

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