Federal Reserve senkt den Leitzins und verkündet Ende der Bilanzreduktion – Bitcoin schwächelt
Zinssenkung um 25 Basispunkte
Vor dieser Notenbanktagung ging der Markt bereits mit einer Wahrscheinlichkeit von circa 98 % davon aus, dass der Leitzins gesenkt wird – und zwar um 25 Basispunkte auf die Spanne von 3,75 bis 4,00 Prozent. Dass es so dann auch kam, sorgte entsprechend für wenig Überraschung an den Kapitalmärkten.
Die Geldhüter stimmten mit 10 zu 2 für diesen Zinsschritt. Der von US-Präsident Trump nominierte Notenbankgouverneur Stephen Miran war für eine Senkung um 50 Basispunkte, während sich Jeffrey Schmid von der Federal Reserve Bank von Kansas City gegen eine Senkung per se positionierte.
Für die kommende Notenbanktagung im Dezember rechnet der Markt immer noch mit einer weiteren Zinssenkung um 25 Basispunkte. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist jedoch im Zuge der Pressekonferenz des Fed-Chefs Jerome Powell ein gutes Stück zurückgelaufen – von über 90 auf unter 70 %.
Dies dürfte an seiner Kommunikation gelegen haben. Powell betonte nämlich, dass ein weiterer Zinsschritt in diesem Jahr derzeit noch „keine ausgemachte Sache“ sei.
In den Diskussionen des Komitees bei dieser Sitzung gab es stark unterschiedliche Ansichten darüber, wie im Dezember vorgegangen werden soll. Eine weitere Senkung des Leitzinses bei der Sitzung im Dezember ist keine ausgemachte Sache. Ganz im Gegenteil.
Jerome Powell bei der Pressekonferenz
Obwohl die Notenbanker immer erklären, dass die Entscheidungen datenabhängig sind und entsprechend nicht lange vorher schon feststehen, wurde dieses Statement des Fed-Chefs von den Kapitalmärkten wohl eher negativ aufgefasst.
Weitere Zinssenkungen voraus
Die Zinswende leiteten die Federal Reserve – nach den starken Zinsanhebungen in Reaktion auf die Hochinflation nach der Coronapandemie – im August 2024 ein. Daraufhin gab es mehrere Senkungen bis kurz vor der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump.
Als schließlich höhere Inflationsraten aufgrund von Trumps neuer Handelspolitik antizipiert wurden, hielt sich die Federal Reserve zurück und ließ den Leitzins mehrere Monate unverändert.
Trump drängte in dieser Zeit auf Zinssenkungen, da er die Inflationssorgen für unbegründet hielt und niedrigere Zinsen den US-Haushalt entlasten würden. Die USA zahlen jährlich inzwischen nämlich über 1 Billion US-Dollar an Zinsen auf die mehr als 38 Billionen US-Dollar an ausstehenden Staatsschulden.
Seit September dieses Jahres befindet sich die Federal Reserve nun wieder im Zinssenkungsprozess. Die Sorgen vor starken Preissteigerungen sind trotz einer Inflationsrate von 3 % im September so ziemlich verschwunden. Gleichzeitig schwächelt der US-Arbeitsmarkt, den die Federal Reserve neben der Preisstabilität ebenso im Blick hat.
Abbau der Bilanz endet bald
Großes Augenmerk haben die Marktteilnehmer bei dieser Notenbanktagung aber auf die Bilanz der Federal Reserve gelegt. Nachdem die Zentralbank in Reaktion auf die Lockdowns im Rahmen der Coronapandemie für mehrere Billionen US-Dollar Wertpapiere gekauft hatte, gab es seit Mitte 2022 einen Abbau des Portfolios, was auch als „Quantitative Tightening (QT)“ bezeichnet wird.
Die Bilanz der Federal Reserve sank seither von knapp 9 Billionen auf 6,6 Billionen US-Dollar – vor dem Ausbruch der Coronapandemie war die Bilanz nur circa 4 Billionen US-Dollar schwer.
Mit dem Ausbau der Bilanz durch Anleihekäufe – auch „Quantitative Easing (QE)“ genannt – versorgt die Federal Reserve die Märkte mit Liquidität. QT auf der anderen Seite bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass Wertpapiere verkauft werden. Eine Zentralbank kann ihre Bilanz auch abbauen, indem sie Anleihen bis zur Fälligkeit hält und anschließend nicht für die gleiche Summe wieder nachlegt.
Fed-Chef Jerome Powell hatte vor rund zwei Wochen signalisiert, dass der Bilanzabbau der Notenbank „in den kommenden Monaten“ enden dürfte. Seither kam es jedoch zu Spannungen im Geldmarkt, was als Zeichen knapper werdender Liquidität im Bankensystem gewertet wurde. Deshalb rechneten einige Marktteilnehmer vor der heutigen Fed-Sitzung bereits damit, dass die Notenbank den Bilanzabbau schon jetzt stoppen könnte, um Schlimmeres zu verhindern.
Die Federal Reserve gab heute schließlich bekannt, dass die Bilanzreduktion am 1. Dezember 2025 enden wird. Das Ende von QT bedeutet aber nicht, dass die Zentralbank wieder Wertpapiere kauft. QE ist nämlich ein geldpolitisches Instrument, das dazu da ist, bei Zinsen nahe 0 % die Märkte zusätzlich stimulieren zu können.
Bedeutung für Bitcoin
Bitcoin ist normalerweise einer der großen Profiteure einer Lockerung der Geldpolitik, wie unter anderem die Kursrally nach den geldpolitischen Maßnahmen im Zuge der Coronapandemie gezeigt hat.
Niedrigere Zinsen wirken sich nämlich grundsätzlich positiv auf die allgemeine Investitionsfreudigkeit beziehungsweise den Risikoappetit der Anleger aus. Zum einen, weil die Aufnahme von Krediten günstiger wird, und zum anderen, weil bei einem niedrigeren Zinsniveau festverzinsliche Wertpapiere wie Staatsanleihen unattraktiver sind.
Überdies zeigt sich bei Bitcoin eine starke Korrelation mit der Bilanzsumme der großen Notenbanken. Demnach dürfte sich auch das Ende von QT mittelfristig positiv auf den Kurs der bedeutendsten Kryptowährung auswirken.
Die Tatsache, dass der Bitcoin-Kurs unmittelbar nach Zinssentscheidung und Pressekonferenz um rund 2,5 % gefallen ist, dürfte in erster Linie daran liegen, dass die Zinssenkung bereits eingepreist war, aber Marktteilnehmer mit einem früheren Ende der Bilanzreduktion und einem besseren Ausblick durch Jerome Powell rechneten. Dies spiegelt sich in erster Linie in der Tatsache wider, dass die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Zinssenkung bei der nächsten Notenbanktagung im Dezember merkbar gesunken ist.