Donald Trump gewinnt die US-Wahl – Was bedeutet das für Bitcoin?
Die US-Amerikaner haben Donald Trump zu ihrem 47. Präsidenten gewählt. Mehrere Stunden nachdem die Wettmärkte einen Sieg Trumps schon vollumfänglich eingepreist hatten, gab es dann auch die offizielle Bestätigung der Nachrichtenagenturen.
Der Republikaner gewinnt laut der Associated Press wohl 312 Wahlmännerstimmen für sich – 270 sind nötig für den Sieg. Unter anderem die Swing States Michigan und Wisconsin, die beide mit ihren Pensionsfonds in die Bitcoin-Spot-ETFs investiert haben, stimmten mehrheitlich für Trump. Sogar der für den Wahlausgang unbedeutende „Popular Vote“ – also die Mehrheit aller Stimmen – geht an Trump.
Darüber hinaus sichern sich die Republikaner die Mehrheit im Senat. Das Repräsentantenhaus dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ebenfalls von republikanischen Politikern dominiert sein. Donald Trump kann so gesehen quasi „durchregieren“.
Bitcoin stieg in der Wahlnacht bereits auf ein neues Allzeithoch – Blocktrainer.de berichtete. Doch was bedeuten die jüngsten Entwicklungen in der US-Politik konkret für die Anlageklasse?
Rote Welle
Damit Trump und die Republikaner auch alle ihre Vorhaben umsetzen können, ist es wichtig, dass die beiden Kammern des Kongresses von Republikanern dominiert sind. Gesetzentwürfe werden in den USA rechtskräftig, wenn Repräsentantenhaus und Senat mehrheitlich dafür stimmen und anschließend der Präsident diese unterschreibt.
Mit der sogenannten „roten Welle“ – also einem republikanisch dominierten Senat und Repräsentantenhaus – haben es Trump beziehungsweise die Republikaner nun leicht, durchzuregieren. Der Markt rechnet entsprechend damit, dass das allgemeine regulatorische Umfeld sich lockern wird – auch das für Bitcoin und Kryptowährungen.
Es ist beispielsweise davon auszugehen, dass alsbald die Bilanzierungsrichtlinie SAB 121 der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC gekippt wird, die es Finanzdienstleistern ungemein erschwert, Verwahrungsdienstleistungen für digitale Assets anzubieten. Die H.J. Resolution 109, die SAB 121 ausgehebelt hätte, ging vor wenigen Monaten sowohl durch das Repräsentantenhaus als auch den Senat, scheiterte dann jedoch an dem Veto von Präsident Joe Biden – Blocktrainer.de berichtete.
Hinsichtlich Bitcoin ist es zudem durchaus relevant, welche Senatoren und Kongressabgeordneten die US-Amerikaner ins Amt gewählt haben. Die Bitcoin-feindliche Senatorin Elizabeth Warren setzte sich in Massachusetts zwar gegen den Pro-Bitcoin-Kandidaten John Deaton durch, doch insgesamt konnten einige „Pro-Krypto-Kandidaten“ gewinnen.
So etwa der Kongressabgeordnete Thomas Massie, der vor wenigen Monaten einen Gesetzentwurf zur Abschaffung der Federal Reserve eingereicht hat – Blocktrainer.de berichtete. Als Motivation dafür nannte er in einem Interview übrigens das Buch „Der Bitcoin-Standard“.
Die Website der Allianz „Stand With Crypto“ zeigt zusammenfassend, wie viele Krypto-freundliche Politiker sich im Senat und im Repräsentantenhaus durchgesetzt haben.
Neuausrichtung der US-Börsenaufsichtsbehörde?
Ein Wahlversprechen von Trump, das er auf der Bitcoin-Konferenz in Nashville Ende Juli gemacht hat, war es, Gary Gensler, den Chef der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC, zu entlassen. Gensler hat in Krypto-Kreisen das Image, dem Sektor gegenüber feindlich gesinnt zu sein. Das liegt jedoch eher an seiner kritischen Haltung gegenüber den Kryptowährungen abseits von Bitcoin.
Ganz so leicht dürfte es für Donald Trump aber nicht sein, dieses Versprechen einzuhalten. Der US-Präsident hat nämlich nicht die Befugnis, den Vorsitzenden der Aufsichtsbehörde zu feuern – aber er könnte einen anderen Chef installieren. Eleanor Terret von FOX Business erklärte es wie folgt:
Wenn Donald Trump gewinnt, könnte er Gary Gensler vom Vorsitz abberufen und entweder [Hester] Peirce oder [Mark] Uyeda für die nächste Zeit ernennen. Aber Gensler hat die Möglichkeit, bis 2026 als Kommissar zu bleiben, wenn er sich dafür entscheidet.
Eleanor Terret
Möglich ist es zudem, dass Gary Gensler von allein seine Arbeit bei der SEC einstellt und somit den Platz räumt.
Mit einer „Krypto-freundlicheren“ SEC ist davon auszugehen, dass früher oder später die für Investoren vorteilhafte „In-Kind-Methode“ für die Bitcoin-Spot-ETFs zugelassen wird. Laut Michael Saylor, Gründer von MicroStrategy, dem größten Unternehmenshalter von Bitcoin, wäre dies ein relevanter Katalysator für weiter steigende Kurse.
Weitere Wahlversprechen von Trump
Trump hat auf der Bitcoin-Konferenz im Juli zudem angekündigt, eine staatliche Bitcoin-Reserve aufzubauen. Dafür möchte er die rund 200.000 BTC, die sich größtenteils durch Konfiszierungen im Besitz der USA befinden, in einen strategischen Bestand überführen. Auch sagte er, dass unter seiner Führung die USA keine Bitcoin verkaufen werden und bezog sich dabei explizit auch auf BTC, welche die USA möglicherweise in der Zukunft akquirieren.
Verkaufe niemals deine Bitcoin. Also, als finaler Part meines Plans heute verkünde ich, dass, wenn ich gewählt werde, dann wird es die Politik meiner Administration der Vereinigten Staaten von Amerika sein, 100 Prozent aller Bitcoin zu behalten, welche die US-Regierung momentan hält oder in der Zukunft noch akquirieren wird. […] Dies wird in der Tat als der Kern des strategischen nationalen Bitcoin-Bestandes dienen.
Donald Trump
Da ist die strategische #Bitcoin-Reserve😅@realDonaldTrump will die rund 210.000 konfiszierten #BTC der USA als Präsident behalten🇺🇸
— Blocktrainer (@blocktrainer) July 27, 2024
Und er sagte: „Do not sell your Bitcoin.“ pic.twitter.com/Fo5f82RrLz
Ob Donald Trump seinen Worten auch Taten folgen lässt, gilt es abzuwarten. Möglicherweise könnten Dritte auch noch Ansprüche auf die Bitcoin geltend machen. Weitere Entwicklungen in dieser Hinsicht dürften besonders spannend zu beobachten sein – insbesondere, weil die Signalwirkung eines staatlichen Bitcoin-Bestandes der größten Volkswirtschaft der Welt nicht zu unterschätzen ist und entsprechend Nachahmer anziehen könnte.
Bereits im Mai kündigte Trump zudem an, dass er am ersten Tag seiner Amtseinführung Ross Ulbricht begnadigen werde. Ulbrich ist der Gründer des Darknet-Marktplatzes Silk Road, auf welchem Bitcoin schon wenige Jahre nach dem Netzwerkstart als Zahlungsmittel für den Kauf illegaler Güter diente. Im Oktober 2013 wurde der damals 29-Jährige zu einer zweifachen lebenslangen Haftstrafe plus 40 Jahre ohne Möglichkeit auf eine vorzeitige Entlassung verurteilt. Mit dem Versprechen, Ross Ulbrich zu befreien, erntete Trump einige Sympathiepunkte in der libertären Community und unter Bitcoinern. Am 20. Januar kommenden Jahres könnte Ulbricht wieder ein freier Mann sein.
Donald Trump sprach sich zudem für das Recht auf Selbstverwahrung digitaler Assets und das Bitcoin-Mining aus. Diese Position schaffte es sogar in das Parteiprogramm der Republikaner. Insofern der kommende Präsident es ernst mit Bitcoin meint, ist auch diesbezüglich mit einem wohlwollenderem politischen Umgang zu rechnen, der die finanzielle Autonomie der US-Bürger schützt.
Implikationen für die Finanzmärkte
Bitcoin reagierte auf die Entwicklungen in der Wahlnacht mit einem starken Kursanstieg, der das Asset vorbörslich auf ein neues Allzeithoch von über 75.300 US-Dollar je BTC katapultierte. Mit diesem Kurssprung konnte Bitcoin seit Wochenbeginn um mehr etwa 10 Prozent zulegen.
Neben Bitcoin handelt heute auch der US-amerikanische Aktienmarkt freundlicher. Auch wenn Trump in seiner Siegesrede davon sprach, die Staatsschulden zu reduzieren, sind sich eigentlich alle Marktbeobachter einig, dass Trumps Politik weitere Haushaltsdefizite mit sich bringen wird. Experten rechneten sogar mit stärker steigenden Staatsschulden unter einer Präsidentschaft von Trump als unter einer von Kamala Harris.
Da weiter ausufernde Staatsschulden früher oder später dazu führen, dass die eigene Zentralbank durch Anleihekäufe und niedrige Leitzinsen dem Finanzministerium zur Seite steht, dürfte die sich weiterhin anbahnende Geldentwertung mittel- und langfristig positiv auf die Kurse von Vermögenswerten wie Bitcoin auswirken.
Wichtig wird in den kommenden Monaten zudem zu beobachten sein, wie sich die US-amerikanische Wirtschaft unter Trump entwickelt. Sollte diese blühen, so dürfte der Risikofaktor „Rezession“ weiter ausgepreist werden, was wiederum positiv für die Märkte ist. Aufgrund von Maßnahmen wie den angekündigten Zöllen besteht jedoch die Gefahr, dass die US-Inflation im kommenden Jahr wieder an Fahrt aufnehmen könnte. Hier gilt es jedoch noch abzuwarten, ob es den USA gelingt, eine Wirtschaftskrise sowie stark steigende Konsumgüterpreise abzuwenden. Sollte dies der Fall sein, so dürfte das Umfeld stark steigende Notierungen von Vermögenswerten weiterhin zulassen.
Morgen tagt die US-Notenbank. Der Markt ist sich derweil zu 99 Prozent sicher, dass die Geldhüter eine Zinssenkung um 25 Basispunkte auf die Spanne von 4,50 bis 4,75 bekannt geben werden. Die könnte ein weiterer Katalysator für steigende Notierungen bei Bitcoin sein.