
Donald Trumps Amtseinführung enttäuscht die Bitcoin-Community
Gestern war die Amtseinführung von Donald Trump. Die Bitcoin-Community verfolgte gespannt, ob es positive Impulse geben wird. Doch in keiner der bisherigen Reden erwähnte der 47te Präsident der Vereinigten Staaten Bitcoin oder Kryptowährungen. Außerdem hat er bislang weder Ross Ulbricht begnadigt, noch ein Gesetz erlassen, dass die USA keine der konfiszierten Bitcoin mehr verkaufen.
Nachdem der Bitcoin-Kurs gestern früh ein neues Allzeithoch von mehr als 109.000 US-Dollar erreicht hat, ist er in Reaktion auf die aktuellen Entwicklungen wieder deutlich gefallen. Aktuell kostet ein Bitcoin „nur“ noch circa 103.500 US-Dollar.
Ross Ulbricht noch nicht frei
Im Rahmen seines Wahlkampfs versprach Donald Trump gleich zweimal, dass er am ersten Tag seiner Amtszeit Ross Ulbricht befreien wird – bei der Libertarian National Convention im Mai und bei der Bitcoin-Konferenz im Juli vergangenen Jahres.
Und wenn Sie für mich stimmen, werde ich am ersten Tag die Strafe von Ross Ulbricht umwandeln [...]. Er hat bereits 11 Jahre abgesessen, wir werden ihn nach Hause bringen, wir werden ihn nach Hause bringen …
Donald Trump
Donald #Trump hat gestern auch versprochen, dass er Ross Ulbricht, den Gründer vom Darknet-Marktplatz Silk Road, befreien wird😳#FreeRoss
— Blocktrainer (@blocktrainer) May 26, 2024
"Und wenn Sie für mich stimmen, werde ich am ersten Tag die Strafe von Ross Ulbricht umwandeln [...] Wir werden ihn nach Hause bringen." pic.twitter.com/d2SkgbuWhv
Ross Ulbricht ist der Gründer des Darknet-Marktplatzes Silk Road, auf dem die Nutzer schon früh mit Bitcoin bezahlten. Im Oktober 2013 schloss das FBI die Plattform und Ulbricht wurde einige Monate später zu einer zweifachen lebenslangen Haftstrafe plus 40 Jahre ohne Möglichkeit auf vorzeitige Entlassung verurteilt.
Die libertäre Community ist sich sicher, dass dieses Strafmaß unangemessen ist. Letztlich stellte der heute 40-Jährige lediglich einen freien Marktplatz zur Verfügung. Auch wenn Donald Trump Ross Ulbricht nicht – wie versprochen – an Tag 1 befreit hat, stehen die Chancen noch gut, dass er es zeitnah noch tun wird.
In Reaktion auf einen 𝕏-Post, in dem es um Ross Ulbricht ging, betonte nämlich der mit Donald Trump eng verbundene Unternehmer Elon Musk, dass Ross noch befreit werden wird.
Auch Ross wird befreit werden.
Elon Musk
Ross will be freed too
— Elon Musk (@elonmusk) January 21, 2025
Noch keine Executive Orders zu Kryptowährungen
In den vergangenen Tagen gab es mehrere Berichte, aus denen hervorging, dass für den Beginn der Amtszeit Durchführungsverordnungen zu Bitcoin und Co. finalisiert werden. Dabei sollte es auch unter anderem um das Versprechen von Trump gehen, keine derzeit im Besitz der USA befindlichen Bitcoin mehr zu verkaufen – Blocktrainer.de berichtete.
Auch wenn Donald Trump nicht explizit sagte, dass er die Bitcoin-Reserve an Tag 1 etablieren wird, waren die Hoffnungen groß. Unter den vielzähligen bisher von ihm unterschriebenen Executive Orders war weder eine zur Bitcoin-Reserve noch zu Kryptowährungen im Allgemeinen dabei. Dies sorgte für einen Dämpfer am Krypto-Markt.
Außerdem erschien ein Dokument zu den gesetzten Prioritäten der neuen Trump-Administration. In diesem war auch nicht von Bitcoin oder Krypto die Rede. Die Entwicklungen in ihrer Gesamtheit ließen darauf schließen, dass Bitcoin für den 47ten Präsidenten der Vereinigten Staaten doch nicht so relevant ist, wie viele zuvor vermutet hatten.
Krypto-Projekt der Trumps kauft Bitcoin?
Zur Feier der Amtseinführung von Trump verkündete gestern das Krypto-Projekt „World Liberty Financial (WLFI)“, für welches der US-Präsident seinen Kopf hinhält, unter anderem für 47 Millionen US-Dollar Bitcoin gekauft zu haben. Dabei handelte es sich jedoch nicht um „echte“, sondern „Wrapped Bitcoin (wBTC)“ auf der Ethereum-Blockchain. wBTC stellt letztlich einen Anspruch auf Bitcoin dar und der Kurs entwickelt sich im Gleichschritt mit dem von BTC.
Anlässlich der Amtseinführung von Donald J. Trump als 47. Präsident der Vereinigten Staaten ist $WLFI stolz darauf, heute die folgenden strategischen Käufe bekannt zu geben:
47.000.000 $ ETH
47.000.000 $ wBTC
4.700.000 $ Aave
4.700.000 $ LINK
4.700.000 $ TRX
4.700.000 $ ENA
Ich bin aufgeregt für die Zukunft!
Donald Trump Jr. (Sohn von Donald Trump)
To commemorate the inauguration of Donald J. Trump as the 47th President of the United States, $WLFI is proud to announce the following strategic purchases today:
— Donald Trump Jr. (@DonaldJTrumpJr) January 21, 2025
$47,000,000 ETH
$47,000,000 wBTC
$4,700,000 Aave
$4,700,000 LINK
$4,700,000 TRX
$4,700,000 ENA
Excited for the…
Die Tatsache, dass es nur wBTC sind und dass WLFI auch einige andere Kryptowährungen gekauft hat, sorgte in der Bitcoin-Community eher für ein Stirnrunzeln als für Freudensprünge. Auch wenn Donald Trump selbst augenscheinlich nicht operativ bei diesem Projekt involviert ist, scheint sein nahes Umfeld – insbesondere die Familie – eher den Fokus auf Krypto als auf Bitcoin zu legen.
Aber auch Trump selbst hat sich am Wochenende mit dem Launch seines eigenen Memecoins $TRUMP viele Sympathiepunkte in der Bitcoin-Community verspielt – obwohl dies auch als weiteres Zeichen dafür eingeordnet wurde, dass ihm viel an der Entwicklung des Sektors liegt.
Neue Führung für CFTC und SEC
Gestern gab es zudem interessante Entwicklungen bezüglich wichtiger Positionen bei den beiden für Bitcoin relevanten Regulierungsbehörden.
In einer offiziellen Mitteilung hat die Trump-Administration heute bekannt gegeben, dass Mark Uyeda vorerst der Vorsitzende der Securities and Exchange Comission (SEC) sein wird. Uyeda löst Gary Gensler ab, bis Trumps Nominierung, Paul Atkins, für den Posten bestätigt ist.
Uyeda gilt als Krypto-freundlich. Gegenüber FOX Business betonte er im Oktober vergangenen Jahres, dass die Krypto-Regulierung der SEC ein „Desaster“ war.
Ich denke, dass unsere Maßnahmen und unser Ansatz in den vergangenen Jahren wirklich ein Desaster für die gesamte Branche waren.
Mark Uyeda
Als Vorsitzende der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) hat Donald Trump vorerst Caroline Pham ausgewählt, so die Quellen von Bloomberg. Pham wird Rostin Behnam ablösen. Ob sie nur vorübergehend oder permanent die Chefin der Behörde sein soll, ist derweil unklar.
Pham, die sieben Jahre bei dem bekannten Finanzdienstleister Citigroup arbeitete, hat sich in der Vergangenheit mehrfach für regulatorische Klarheit im Bereich von Kryptowährungen ausgesprochen, mit dem Ziel, die Branche in den Vereinigten Staaten behalten zu können. So etwa in einem Bloomberg-Interview im November 2024.
Wenn die rechtlichen Rahmenbedingungen in den Vereinigten Staaten geklärt sind, werden wir mehr von diesen Innovationen bei uns sehen können.
Caroline Pham
Was kommt noch von Trump?
Trump wird im Laufe des heutigen Tages weitere Executive Orders unterschreiben. Ob welche zu Bitcoin beziehungsweise Kryptowährungen dabei sein werden, gilt es abzuwarten.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Trump in den ersten 100 Tagen eine Bitcoin-Reserve etablieren wird, liegt laut dem Wettmarkt Polymarket aktuell nur noch bei 29 Prozent – gestern waren es noch deutlich mehr.
Die Bitcoin-Community wird genau verfolgen, ob die US-Regierung tatsächlich keine Bitcoin mehr verkaufen wird und ob gegebenenfalls sogar aktive Käufe der größten Volkswirtschaft der Welt bevorstehen könnten, so wie es der Gesetzentwurf der Senatorin Cynthia Lummis vorsieht.
Mögliche Executive Orders zu Kryptowährungen könnten derweil beinhalten, die Bilanzierungsrichtlinie SAB 121, die es Banken ungemein erschwert, digitale Assets für ihre Kunden zu verwahren, aufzuheben. Auch die Errichtung des „Presidential Council of Advisers for Digital Assets“ könnte als Durchführungsverordnung kommen.
Zu über 80 Prozent gehen die Polymarkt-Nutzer jedoch noch davon aus, dass Donald Trump in dieser Woche Ross Ulbricht begnadigen wird. Die kommenden Stunden und Tage dürften noch sehr spannend werden. Ebenso, wie die gestern geschlossene Wall Street heute zum Handelsstart auf die jüngsten Entwicklungen reagiert.