Der amerikanische Unternehmer und Milliardär Mark Cuban hat jüngst in einem Interview bei Fox News sein Interesse daran bekundet, den Posten des Vorsitzenden der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC (Securities and Exchange Commission) zu übernehmen. Damit brachte sich Cuban, der in der Vergangenheit durch seine Offenheit gegenüber Kryptowährungen und insbesondere Bitcoin aufgefallen ist, selbst als potenziellen Nachfolger des derzeitigen SEC-Chefs Gary Gensler ins Gespräch.

Kann ich Ihnen noch die Frage stellen, Mark, ob Sie lieber Finanzminister oder Handelsminister wären in einer Harris-Administration?
Neil Cavuto, Moderator bei Fox News

Vorsitzender der SEC, das ist der Job, den ich annehmen würde. Vielleicht auch HHS [Ministerium für Gesundheitspflege und Soziale Dienste, d. Red.], aber irgendjemand muss Gary Gensler ersetzen. […] Er ist schrecklich, insbesondere für den Kryptosektor, aber auch für Unternehmen ganz allgemein.
Mark Cuban, Milliardär

Hintergrund: Aktuelle Diskussionen um die SEC

Die SEC steht seit geraumer Zeit im Mittelpunkt der Debatten über die Regulierung von Bitcoin & Co. Gary Gensler, der derzeitige Vorsitzende, geriet immer wieder in die Kritik, sowohl aus dem Krypto-Sektor als auch von politischen Akteuren, da seine regulatorische Haltung meist als streng und wenig innovationsfreundlich angesehen wird. In der „harten“ Bitcoin-Community hingegen hat Gensler noch immer einige Fans, da er – im Gegensatz zu vielen anderen – immerhin einen Unterschied zwischen Bitcoin und den restlichen Kryptowährungen macht und es durch seine Regulierungspolitik vielen Betrügern im Krypto-Sektor schwerer macht. Gleichwohl hat die wachsende Unzufriedenheit mit Genslers Regulierungspolitik die Diskussionen über eine mögliche Neubesetzung des Postens im Zuge der anstehenden US-Wahlen verstärkt. Nicht zuletzt auch, weil Präsidentschaftskandidat Donald Trump bei seiner Rede auf der Bitcoin-Konferenz in Nashville versprach, Gary Gensler sofort zu entlassen – auch wenn dies nicht ohne Weiteres möglich sein dürfte.

Mark Cuban und der Kryptosektor

Mark Cuban ist in der Krypto-Community kein Unbekannter. Der Investor und Besitzer des NBA-Teams Dallas Mavericks hat in den letzten Jahren mehrfach öffentlich seine Unterstützung für Bitcoin und andere Kryptowährungen zum Ausdruck gebracht. Seine Investments in Bitcoin, Ethereum und verschiedenen DeFi-Projekten (Decentralized Finance) sowie seine wiederholten Aussagen zur Bedeutung von Kryptowährungen für die Zukunft der Finanzwelt haben Cuban zu einer prominenten Stimme im Krypto-Bereich gemacht. Der Milliardär war jedoch nicht schon immer ein Bitcoin-Befürworter. Im Jahr 2019 betonte er, Bitcoin habe keinen intrinsischen Wert und er bevorzuge Bananen. Später stellte er jedoch klar, dass er sich geirrt habe und er Bitcoin als globale Währung anerkennt.

Inzwischen gilt er, wie erwähnt, als kryptofreundlich und wird in Reihen der Demokraten entsprechend als Experte für dieses Thema wahrgenommen. Als Kamala Harris Joe Biden nach seinem Rückzug aus dem Wahlkampf als demokratischen Spitzenkandidaten ersetzte, wendete sich das Team von Harris laut Cuban direkt mit Fragen rund um Kryptowährungen an ihn – Blocktrainer.de berichtete. Auch nahm der Milliardär an dem ersten Treffen der Lobbygruppe "Crypto for Harris" teil, welche Donald Trump in diesem Sektor nicht das Spielfeld überlassen möchte.

Vom Regen in die Traufe?

Ob ein „Krypto-Freund“ wie Mark Cuban tatsächlich eine bessere Wahl als Gary Gensler wäre, bleibt fraglich. Zwar kritisieren viele die harte Linie des derzeitigen SEC-Chefs, doch Gensler bringt immerhin umfassende Fachkenntnisse und Erfahrung mit. Er hat sich nicht nur als SEC-Vorsitzender, sondern bereits zuvor als Professor am MIT intensiv mit Bitcoin und Kryptowährungen auseinandergesetzt. Seine Expertise ermöglicht ihm eine differenzierte Einschätzung der Risiken und Chancen des Kryptosektors. Und auch seine mehrfach wiederholte Einschätzung, dass der Kryptomarkt „voller Gauner und Ganoven“ ist, lässt sich nur schwer leugnen.

Im Gegensatz dazu scheint Cuban, trotz seines Engagements in der jüngsten Vergangenheit und seiner Investitionen in die Kryptowelt, noch nicht das gleiche tiefe Verständnis der Materie zu besitzen. Ein zu „offener“ Ansatz könnte aus Sicht der SEC und der Verbraucher ebenfalls potenziell problematisch sein, da er das Risiko birgt, Tür und Tor für Betrüger, „Schlangenölverkäufer“ und fragwürdige Praktiken zu öffnen. Gerade in einem so jungen und unregulierten Markt sollte das erklärte Ziel der Behörde sein, Anleger zu schützen. Letztlich würde das auch das Vertrauen in Bitcoin stärken. Die Frage, ob ein „Krypto-Freund“ an der Spitze der SEC wirklich eine bessere Alternative zu Gensler darstellt, bleibt daher äußerst umstritten und sollte es wirklich dazu kommen, könnte es sich letztlich als ein Wechsel „vom Regen in die Traufe“ erweisen.

Ausblick

Es scheint bisher keine ernsthaften Pläne zu geben, Cuban tatsächlich als Gensler-Ersatz einzusetzen. Der Milliardär hat sich durch Cavutos Nachfrage selbst ins Spiel gebracht, doch ob jemand, der selbst in der Branche investiert ist, den Job tatsächlich ausüben könnte respektive dürfte, ist fraglich. Dies würde schließlich enorme Interessenkonflikte schaffen und die Glaubwürdigkeit der SEC infrage stellen. Von daher scheint die Vorstellung, dass der Milliardär bald Chef der US-Börsenaufsicht wird, nur eine kurze Träumerei von ihm selbst zu sein.

René

Über den Autor: René

René ist der Chefredakteur bei Blocktrainer.de und Mitarbeiter der ersten Stunde. In den vielen Jahren, in denen er im Bitcoin-Kosmos unterwegs ist, hat er sich ein breit gefächertes Know-how in sämtlichen Bereichen rund um die bedeutendste Kryptowährung angeeignet.

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