Der Prozess des Bitcoin-Minings ist dezentral auf der ganzen Welt verteilt. In vielen Ländern ist die Bitcoin-Mining-Branche sowohl ein willkommener Abnehmer für günstige und zum Teil ungenutzte Energie als auch ein Stabilisator der Stromnetze und -preise. 

Bitcoin-Mining-Unternehmen sind zuverlässige und flexible Stromabnehmer. Zudem gibt es zahlreiche Mining-Projekte, die weitere ökologische und soziale Aspekte unterstützen, wie die Abwärmenutzung, die Reduzierung von Emissionen, den Ausbau erneuerbarer Energien oder den Zugang zu Strom. Dies unterstützt letztlich auch die Klimaziele bestimmter Unternehmen, Industriezweige oder ganzer Nationalstaaten.

Zahlreiche Unternehmen sind an dem Mining-Prozess beteiligt. Sie stehen in einem ständigen Wettbewerb zueinander und müssen kontinuierlich investieren, um konkurrenzfähig zu bleiben. Zusätzlich gibt es immer mehr Home-Mining-Projekte, die jedoch einen vergleichsweise kleinen Anteil an der Hashrate des Bitcoin-Netzwerks besitzen. Die Hashrate der netzabhängigen Mining-Anlagen hat sich laut Cambridge-Daten bis zum Jahr 2022 zum größten Teil in den USA angesiedelt, gefolgt von China, Kasachstan, Kanada und Russland.

Die Nationalstaaten haben unterschiedliche Herangehensweise beim Umgang mit Bitcoin-Mining. Einige Staaten lassen die Mining-Unternehmen im Land agieren und profitieren zum Beispiel von den Steuerzahlungen oder vom Verkauf der Energie an die Miner, während andere Länder die Mining-Aktivitäten einschränken oder gänzlich verbieten. 

Auch ein plötzliches Umschwenken von Akzeptanz zur Ablehnung oder mehr staatlicher Kontrolle, Regulierung und direkter Beteiligung konnte man in den letzten Jahren in einigen Ländern beobachten. Zudem gibt es zunehmend Staaten, die selbst engagiert sind und das Bitcoin-Mining mit direkten Investitionen in die eigene Energiepolitik und Nachhaltigkeitsstrategie integrieren oder sogar bereits eine Quelle zum nachweisbar knappsten Vermögenswert für ihre nationale Reserve erschlossen haben.

Dieser Artikel gibt einen Überblick über die Bitcoin-Mining-Strategien von 13 Nationalstaaten – von den dominierenden Hashrate-Produzenten bis zu den Ländern, die selbst in das Mining investieren.

China

Bitcoin-Mining ist ohne das „Reich der Mitte“ nur schwer vorstellbar. China hat die Bitcoin-Hashrate lange Zeit mit großem Abstand dominiert. Laut den Cambridge-Daten betrug der chinesische Hashrate-Anteil zeitweise mehr als 75 Prozent. Die größten ASIC-Hersteller, wie das 2013 gegründete Unternehmen Bitmain, sind chinesische Unternehmen und beliefern Mining-Projekte auf der ganzen Welt.

Doch die Haltung der chinesischen Regierung zu Bitcoin und Kryptowährungen widerspricht der Vormachtstellung im Mining-Bereich. Seit 2013 gibt es kontinuierlich Diskussionen und Gerüchte um ein vermeintliches Verbot von Bitcoin und Mining in China, was oft zu Kursverlusten und Panik auf dem Markt führte. Eine restriktive Haltung gegenüber Kryptowährungen machte sich in China breit. Finanzinstitutionen dürfen seit 2013 keine Bitcoin-Transaktionen zulassen und Initial Coin Offerings (ICOs) sind seit 2017 verboten. Im Jahr 2021 gab es vermehrt Meldungen, dass das Mining und der Handel mit Kryptowährungen aufgrund von Anlegerschutz, Umweltbedenken und Kapitalflucht verboten werden sollen. Zudem wurde das Mining als „veraltete Industrie“ eingestuft und zum Teil sehr hart gegen Krypto-Miner vorgegangen.

Obwohl ein konkretes „Mining-Verbot“ in keinem chinesischen Gesetzestext zu finden ist, wurde das Mining in China im Mai 2021 temporär eingestellt, was westliche Medien verständlicherweise als „Verbot“ bezeichnet haben. Die Hashrate von China ist zwar im Juli und August 2021 auf null gefallen und reduzierte die globale Hashrate dadurch um 51 Prozent, doch schon ab September 2021 verzeichnete China laut den Cambridge-Daten wieder einen Hashrate-Anteil von mehr als 22 Prozent.

Während die meisten westlichen Medien bis heute von einem Verbot sprechen, wurde vereinzelt auch berichtet, dass China im September 2022 der heimischen Mining-Branche den Betrieb wieder gewährte, aber den Spitzenplatz bei der Hashrate durch die temporäre Einschränkung eingebüßt hat.

Trotz der restriktiven Haltung gibt es auch Anzeichen, dass China das positive Potenzial von Bitcoin zunehmend anerkennt. Der ehemalige stellvertretende Finanzminister Zhu Guangyao machte insbesondere auf die Bedeutung von Bitcoin für die Finanzwelt aufmerksam und betonte, dass China in dem Bereich nicht abgehängt werden sollte. Zudem haben Gerichte in Shanghai Bitcoin mehrfach als Eigentum anerkannt. Somit ist der Besitz von Bitcoin in China legal und rechtlich geschützt. Doch die Nutzung in Finanzgeschäften und als Zahlungsmittel bleibt weiterhin untersagt.

Es wird sich zeigen, ob das Überdenken der restriktiven Haltung auch die Mining-Aktivitäten in China wiederbelebt und das Land erneut die Hashrate-Dominanz zurückerlangen kann. Viele chinesische Mining-Unternehmen haben sich bereits alternative Standorte im Ausland gesucht. Doch der flexible Charakter der Mining-Anlagen bietet letztlich auch Vorteile, um im eigenen Land zusätzliche Einnahmen zu generieren, die intermittierenden erneuerbaren Energien besser zu nutzen und die Stromnetze zu stabilisieren.

Ob China selbst in das Mining investiert ist und sich dadurch eine nationale Bitcoin-Reserve geschaffen oder eine Beteiligung an den Bitcoin-Beständen der ASIC-Hersteller oder Mining-Unternehmen eingefordert hat, ist nicht bekannt. Laut Bitcoin Treasuries hält China momentan rund 190.000 beschlagnahmte Bitcoin, doch es ist unklar, ob diese Bitcoin nicht mittlerweile bereits wieder veräußert wurden.

USA

Nach den Einschränkungen in China haben zahlreiche Mining-Unternehmen ihre Anlagen in den USA errichtet und dadurch die regionale Wirtschaft angekurbelt. MARA (Marathon Digital), CleanSpark und Riot Platforms sind die größten börsennotierten Bitcoin-Mining-Unternehmen der Welt.

Der zurzeit wichtigste Standort für die Bitcoin-Mining-Branche ist der US-Bundesstaat Texas, in dem etwa die Hälfte der Mining-Aktivitäten in den USA stattfindet. Aufgrund günstiger Strompreise, einem passenden regulatorischen Umfeld und Steueranreizen ist der Bundesstaat sehr attraktiv für Mining-Unternehmen, die wiederum für mehr Arbeitsplätze und Steuereinnahmen sorgen. Als Bestandteil des Demand-Response-Programms vom Stromnetzbetreiber ERCOT stabilisieren die Unternehmen auch die Stromnetze und -preise, indem sie ihren Verbrauch an die niedrige beziehungsweise hohe Netzauslastung anpassen und dafür Ausgleichszahlungen erhalten.

Nicht nur Texas hat das Potenzial der Mining-Unternehmen für die eigenen Vorteile erkannt und unterstützt die Industrie, auch andere, vor allem republikanische US-Bundesstaaten, wie Mississippi oder Oklahoma, schaffen mit wohlwollenden Gesetzen Anreize für die Branche.

Während die Miner vorwiegend von republikanischen Abgeordneten Unterstützung erhielten, gab es auch Gegenwind aus dem gegnerischen politischen Lager. Zum Beispiel hat der demokratisch geprägte Bundesstaat New York ein temporäres Mining-Verbot für CO₂-intensive Anlagen verhängt. Außerdem wurde unter der Biden-Regierung mehrfach eine geplante Sondersteuer für Miner diskutiert, die erhebliche Auswirkungen auf den Mining-Standort USA gehabt hätte. Mit dem kommenden Präsidenten Donald Trump scheint diese Sondersteuer nun aber vom Tisch zu sein.

Während des Wahlkampfs hat Trump sehr positiv über Bitcoin und Bitcoin-Mining gesprochen. Er sieht die Mining-Branche als wichtigen Faktor der US-Energiepolitik und will die USA zu einer „Bitcoin-Supermacht“ und einem „Bitcoin-Mining-Powerhouse“ machen sowie eine Bitcoin-Reserve etablieren. Außerdem will er dem Einfluss von China und Russland entgegenwirken. Nach den Vorstellungen von Trump sollen die verbleibenden Bitcoin alle in den USA geminet werden. Im Juni dieses Jahres hat er sich mit Vertretern der Branche getroffen und ihnen Unterstützung zugesagt.

Ob die Regierung selbst in staatliche Bitcoin-Mining-Anlagen investieren wird und welche weiteren politischen Maßnahmen Trump zur Umsetzung der Versprechen und Forderungen durchführen will, ist jedoch bislang nicht bekannt. Nachdem der 47. US-Präsident wie versprochen die circa 208.000 von der US-Regierung konfiszierten BTC in die staatliche Reserve überführt, ist es durchaus vorstellbar, dass die Mining-Unternehmen spezielle Strompreise erhalten und dafür Anteile der geschürften Coins an die Regierung abtreten. Dies könnte letztlich auch einen Einfluss auf die Bitcoin-Strategien anderer Länder haben – vor allem, wenn sich die Etablierung nationaler Bitcoin-Reserven durchsetzt.

Kanada

Auch in Kanada ist die Mining-Branche aktiv und war im Jahr 2021 für bis zu 13 Prozent der globalen Hashrate verantwortlich. Das nordamerikanische Land verfügt über sehr viel kostengünstige und saubere Energie. Je nach Provinz gibt es unterschiedlichen regulatorischen und steuerlichen Anforderungen für die Mining-Unternehmen.

Ende 2022 wurden jedoch Regelungen getroffen, die sich direkt gegen die Branche richteten. Die liberalen Politiker sahen keine Chance in der Industrie, sondern nutzten sie gegen die politischen Gegner. So hat man sich in den meisten Provinzen, in denen Miner aktiv waren – wie British Columbia, Manitoba, Québec, New Brunswick sowie Neufundland und Labrador –, aufgrund Bedenken hinsichtlich des Spitzenstromverbrauchs gegen die Miner entschieden. Neue Stromverbindungen zu den Anlagen wurden temporär auf Eis gelegt. In Québec wurden zudem die Strompreise für Bitcoin-Miner erhöht und deren Energieverbrauch begrenzt. Nur in der Provinz Alberta blieben die Bedingungen für die Mining-Unternehmen attraktiv. Dort hat man die Vorteile der Flexibilität der Mining-Anlagen für das Stromnetz erkannt und von den zusätzlichen Einnahmen und mehr Arbeitsplätzen – hauptsächlich in ländlichen Regionen – profitiert.

In der Folge haben zahlreiche Mining-Unternehmen ihre Aktivitäten ins Ausland verlegt und ihren Geschäftsbereich diversifiziert. Hut 8 fusionierte mit US Bitcoin Corp. und verlagerte den Sitz in die USA sowie ASICs nach Alberta und Texas. Zusätzlich bot Hut 8 nun auch spezielle Hosting-Dienste an. Bitfarms erweiterte ihre mit Wasserkraft betriebenen Anlagen in Argentinien und Paraguay, und Iris Energy widmete sich KI-Projekten.

So ist der Hashrate-Anteil Ende 2022 auf circa 7 Prozent und im Jahr 2023 auf 4 Prozent gefallen. Trotzdem haben die in kanadischen Mining-Anlagen in den ersten sechs Monaten im Jahr 2024 fast 6,5 Prozent der emittierten Bitcoin geschürft und dabei knapp 4.050 Gigawattstunden Strom im Wert von mehr als 420 Millionen US-Dollar verbraucht.

Kasachstan

Die Bitcoin-Mining-Aktivitäten in Kasachstan hatten im Jahr 2021 laut Cambridge ihren bisherigen Höhepunkt. Nach China und den USA war das Land der drittgrößte Hashrate-Produzent, mit zeitweise mehr als 18 Prozent der gesamten Hashrate des Bitcoin-Netzwerks oder einem monatlichen Durchschnitt von circa 24,8 Exahashes pro Sekunde (EH/s).

Neben den optimalen klimatischen Bedingungen war es vor allem der billige Kohlestrom des Landes, der zahlreiche Mining-Unternehmen anzog. In Hochzeiten flossen bis zu sieben Prozent der kasachischen Energieproduktion, die vorwiegend auf fossilen Brennstoffen beruht, in die Mining-Anlagen. Zusätzlich haben sich viele Unternehmen nach den Einschränkungen des Minings in China für Kasachstan als alternativen Standort entschieden. Doch die Regulierungsmaßnahmen der kasachischen Regierung in den folgenden Jahren wirkten ebenso abschreckend.

Anfang 2022 kam es unter anderem aufgrund steigender Energiepreise und einer angespannten Lage bei der Stromversorgung zu politischen Unruhen. Die Regulierungsmaßnahmen der Regierung führten zur Einführung neuer Stromtarife für die Mining-Unternehmen, die die Strompreise vervielfachten, sowie zur Schließung illegal betriebener Mining-Anlagen durch das Energieministerium. Die Miner mussten die zusätzliche Gebühr seit Januar 2023 zahlen, was letztlich Proteste von wichtigen Akteuren der Branche in Form eines offenen Briefes an Präsident Kassym-Jomart Tokayev nach sich zog.

Nach dem Bankrott der Krypto-Börse FTX, die auch in das in Kasachstan damals sehr aktive Unternehmen Genesis Digital Assets (GDA) investiert war, setzten sich die Regulierungsmaßnahmen fort. Der Präsident hat am 6. Februar 2023 ein Gesetz zur Regulierung der Krypto-Branche unterzeichnet. Er wollte Kasachstan zwar zu einem führenden Land im Bereich der Kryptowährungen und Mining machen, der Staat sollte aber fortan die Rahmenbedingungen der Mining-Branche diktieren.

Die Mining-Unternehmen sollten mit staatlichen Akteuren wie dem Astana International Finance Center (AIFC) zusammenarbeiten. Zudem ist das Mining seit April 2023 nur noch mit einer staatlichen Lizenz und ausschließlich mit überschüssiger Energie möglich. Seit 2024 müssen zunächst 50, im Jahr 2025 dann 75 Prozent der in Kasachstan geschürften Bitcoin über eine beim AIFC registrierte Plattform gehandelt werden, was das Geflecht von Minern und Staat festigen und vermutlich auch Asset-Anteile für den Staat abwerfen soll.

Aufgrund der Regulierung und Besteuerung der Branche schalteten viele Unternehmen ihre Anlagen ab oder verlegten sie in andere Länder, wie Russland, Georgien oder die USA. Somit verlor Kasachstan seine dominante Stellung im Mining-Bereich. Der Hashrate-Anteil fiel bis Anfang 2023 auf unter 7 Prozent. Dadurch verbesserte sich letztlich auch die Nachhaltigkeit des Energiemix von Bitcoin. Der Umweltaktivist Daniel Batten schätzt, dass die Emissionen des Netzwerks durch die Regulierungsmaßnahmen in Kasachstan um etwa 10 Prozent reduziert wurden.

Russland

Bitcoin-Mining hat in den letzten Jahren mit dem Anstieg des Bitcoin-Preises und den Einschränkungen in China auch in Russland zunächst zugenommen. Es gab zwar keine genauen Regeln für die russische Mining-Industrie, jedoch Diskussionen zur Regulierung der Branche.

Im Dezember 2021 und Januar 2022 schlug die russische Zentralbank ein umfassendes Verbot von Kryptowährungen und Mining vor, da sie Risiken für die Finanzstabilität und die Energieversorgung befürchtet hat. Dieser Vorschlag blieb jedoch ohne Folgen.

Mit dem Russland-Ukraine-Krieg und den im Februar 2022 verhängten Sanktionen gegen Russland mussten US-amerikanische Mining-Unternehmen, wie Compass Mining, den Betrieb in Russland einstellen. Zudem wurden das Mining, die Einführung und Nutzung digitaler Währungen in Russland auf höchster politischer Ebene vorangetrieben und reglementiert, um eine Alternative für grenzüberschreitende Zahlungen zu schaffen und somit die Sanktionen zu umgehen und die Wirtschaft zu stärken. Ende Juli 2024 legalisierte die russische Regierung zunächst die Nutzung von Kryptowährungen für den internationalen Handel und im August 2024 das Mining.

Das Mining-Gesetz trat im November 2024 in Kraft und erlaubt es registrierten Unternehmen, im großen Maßstab Kryptowährungen zu minen, sofern die Regierung die Aktivitäten nicht aus anderen Gründen einschränkt. Die Registrierung dient vorrangig steuerlichen und regulatorischen Zwecken, sodass die Regierung mehr Einfluss und Kontrolle ausüben kann. Kleine, private Miner können ohne Registrierung tätig sein, sofern sie bestimmte, von der Regierung festgelegte Energieverbrauchsgrenzen nicht überschreiten.

Die Regierung engagiert sich in der Branche auch selbst durch direkte Investitionen. Der staatliche Russian Direct Investment Fund (RDIF) kooperiert mit dem größten russischen Mining-Unternehmen BitRiver. Sie wollen in den verbündeten BRICS-Staaten unter anderem Bitcoin-Mining-Anlagen errichten. In Russland möchte das Energieministerium die russischen Miner mit überschüssiger Energie unterstützen. Folglich hofft der BitRiver-CEO Igor Runets, dass Russland mit der Kombination aus viel Wasser- und Atomkraft und den Gas- und Ölkapazitäten sowie der staatlichen Unterstützung zum Weltmarktführer der Mining-Branche aufsteigen könnte. Vermutlich wird sich dabei auch die Regierung gewisse Anteile der geschürften Assets sichern. 2023 haben Bitcoin-Miner in Russland circa 54.000 BTC geminet.

Doch das Mining-Gesetz beinhaltet auch zahlreiche Einschränkungen, die von der Regierung verhängt werden können. So hat sie vor Kurzem aufgrund des hohen Strombedarfs regionale und temporäre Einschränkungen beziehungsweise Verbote für das Krypto-Mining eingeführt, um Stromausfälle während der Wintermonate und bei Hitzewellen in Gebieten mit Energieknappheit zu verhindern. Laut den Angaben des Energieministeriums verbrauchen die Mining-Unternehmen pro Jahr circa 16 Milliarden Kilowattstunden, was 1,5 Prozent des gesamten Stromverbrauchs in Russland entspricht. Da seit dem Krieg auch der Stromverbrauch des russischen Militärs und der Industrie angestiegen ist, muss die Mining-Industrie auf Energie verzichten.

Die Einschränkungen gelten ab Dezember bis zum Jahr 2031 und betreffen einige der größten Mining-Unternehmen in Russland, wie BitRiver, die von den niedrigsten Strompreisen des Landes profitieren. So wurde ein generelles, sechsjähriges Mining-Verbot für sechs Regionen im russischen Kaukasus – Dagestan, Nordossetien-Alanien, Inguschetien, Tschetschenien, Kabardino-Balkarien und Karatschai-Tscherkessien – sowie für Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson, vier von Russland besetzten Gebieten in der Ukraine, deren Infrastruktur zerstört wurde, erlassen. Zudem dürfen Mining-Unternehmen in drei südostsibirischen Gebieten in der Nähe des Baikalsees – Burjatien, die Region Transbaikalien und der russischen Mining-Hochburg Irkutsk – ihre Anlagen während der Spitzenzeiten im Winter nicht weiter betreiben.

Obwohl Russland durch den staatlichen Investmentarm selbst investiert ist, wirken die Regulierungen teilweise abschreckend auf die Branche und werden das Land vermutlich davon abhalten, Weltmarktführer im Bitcoin-Mining zu werden.

El Salvador

Anfang Juni 2021 hat El Salvador als erstes Land Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel eingeführt. Drei Monate später verkündete Präsident Nayib Bukele den Kauf der ersten Bitcoin für die nationale Reserve. In den darauffolgenden Monaten erwarb das mittelamerikanische Land so insgesamt 2.381 BTC. Seit November 2022 kauft das Land täglich einen Bitcoin für die staatliche Reserve, die heute mehr als 5.940 Bitcoin im Wert von rund 580 Millionen US-Dollar umfasst.

Im Rahmen der Bitcoin-Strategie kündigte Bukele auch Pläne an, mit der geothermischen Energie der Vulkane in El Salvador sauberes und emissionsfreies Bitcoin-Mining zu betreiben und die Energieinfrastruktur des Landes zu stärken. Das Projekt wird von dem salvadorianischen Unternehmen Volcano Energy geleitet, das mit Luxor Technology zusammenarbeitet und von externen Investoren, wie dem Stablecoin-Emittenten Tether, finanziell unterstützt wird. 

Auf dem Gelände des staatlichen Geothermie-Kraftwerks am Vulkan Tecapa, das mehr als 100 Megawatt (MW) Strom produziert, wurden laut Angaben des salvadorianischen Bitcoin-Office in einer 1,5-MW-Testanlage seit September 2021 bereits 473,5 Bitcoin geschürft. 

Volcano Energy hat zudem den ersten Mining-Pool des Landes namens Lavapool gestartet sowie die Finanzierung für den Bau einer Mining-Anlage erhalten, die ab 2025 mit 169 MW Solarenergie und 72 MW Windenergie betrieben werden und 1,3 EH/s liefern soll. Die salvadorianische Regierung spielt dabei eine wichtige Rolle bei der Planung und Ausführung und soll 23 Prozent der Nettoeinnahmen erhalten. 27 Prozent gehen an die externen Investoren. Der Rest soll in den Ausbau der Energieproduktion und die Mining-Kapazitäten fließen, sodass in der nächsten Phase der Ausbau der geothermischen Energiegewinnung erfolgen kann.

Bhutan

Während El Salvador Bitcoin als erstes Land offiziell als Zahlungsmittel eingeführt hat, ist das kleine asiatische Königreich Bhutan wohl eines der ersten Länder, das heimlich eine Bitcoin-Reserve durch Mining aufgebaut hat. Das kleine Land zwischen China, Indien und Nepal besitzt aufgrund der reichlich vorkommenden Wasserkraft und dem passenden Klima ideale Bedingungen für nachhaltiges Bitcoin-Mining. Doch die Vertreter des Königreichs halten sich bedeckt, wenn es um Details der Mining-Aktivitäten oder der Krypto-Investitionen geht.

Im Zuge der Insolvenzen der Krypto-Unternehmen Celsius und BlockFi wurde bekannt, dass Bhutan über die staatliche Investmentgesellschaft Druk Holdings und Investments (DHI) bei einem Bitcoin-Preis von 5.000 US-Dollar den Einstieg ins Mining wagte und folglich entsprechende Importe tätigte. Es wird geschätzt, dass Bhutan in den Jahren 2021 und 2022 ASIC-Miner mit einer Leistung von 1,78 bis 3,37 EH/s beziehungsweise zwischen 53 und 100 Megawatt importierte und mit überschüssigem Strom eigene Mining-Anlagen betrieb. Mit dieser Leistung lieferte Bhutan circa ein Prozent der globalen Hashrate.

Zusammen mit dem chinesischen Bitcoin-Mining-Unternehmen Bitdeer hat die bhutanische Regierung Anfang Mai 2023 einen gemeinsamen Investmentfonds gegründet. Der Plan ist, die Gesamtkapazität des Minings bis Mitte 2025 auf 600 Megawatt zu erhöhen. Der Ausbau der eigenen Anlagen und die Steigerung der Leistung zeigen, dass Bhutan das nationale Bitcoin-Mining effizienter macht, mit den wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Konzepten des Landes in Einklang gebracht hat und davon profitiert.

Die Bitcoin, die bis heute im Besitz der bhutanischen Regierung sind, dienen hin und wieder zum Zahlen der Stromrechnungen oder des Equipments. So veräußerte Bhutan auch in den letzten Tagen und Wochen einige Bitcoin. Doch der restliche Bitcoin-Bestand stieg kontinuierlich an und war keinem weiteren Risiko ausgesetzt. Dabei wurden jedoch nicht alle Bitcoin selbst geminet, sondern ab 2020 auch als Reserve gekauft. Laut den Daten von Arkham besitzt das Land derzeit noch 12.218 BTC im Wert von 1,2 Milliarden US-Dollar, was circa ein Drittel der Wirtschaftsleistung des Bhutan entspricht. Das kleine Land ist zudem der fünftgrößte staatliche Bitcoin-Halter.

Vereinigten Arabischen Emirate

Der Hashrate-Anteil der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) betrug laut Cambridge Anfang 2022 nur 0,01 Prozent. Doch die sieben Emirate, die jeweils von einer Familie regiert werden, gehören mit ihren großen Öl- und Erdgasvorkommen zu einem sehr energiereichen Land im Nahen Osten. Zusätzlich setzen die Emirate auf Atomkraft und zunehmend auch Solarkraft, sodass sehr viel Energie zur Verfügung steht.

70 Prozent des Stromverbrauchs in den VAE entfallen auf Kühltechnologien und die Trinkwasserproduktion. Einige Meerwasser-Entsalzungsanlagen sind direkt mit Kraftwerken verbunden. Dabei bleibt eine große Menge an Strom ungenutzt. Im Jahr 2021 haben die VAE 20 Terawattstunden Strom im Wert von 600 Millionen US-Dollar verschwendet.

Die Nachfrageflexibilität der Mining-Anlagen kann die Nachteile sowohl des unflexiblen Charakters der Atomkraftwerke als auch des intermittierenden Charakters der Solaranlagen wettmachen. Gleichzeitig könnte das Methan bei der Ölproduktion für den Strom für die Anlagen genutzt werden. Die Integration der Mining-Anlagen macht das Stromnetz somit nachhaltiger, effizienter und stabiler. Zudem kann die Abwärme der ASIC-Miner für den Prozess der Wasserentsalzung genutzt werden und damit die Emissionen verringern und die Rentabilität sowie die Effizienz sowohl der Energieerzeugung als auch der Entsalzung beziehungsweise Wasserproduktion steigern.

Spezielle Regelungen oder Subventionen für Bitcoin-Mining-Unternehmen existieren in den VAE bisher nicht. Trotzdem bieten die Emirate ein gutes regulatorisches Umfeld und positionieren sich als offen für neue Technologien. Die verfügbaren Energiequellen und günstige subventionierte Strompreise (zum Beispiel im Bereich der Landwirtschaft), die Krypto-freundlichen Regulierungen und Steuergesetze sind sehr attraktiv für Bitcoin-Miner, was sich vor allem an der Beliebtheit vom Home-Mining oder Projekten im kleinen Maßstab im landwirtschaftlichen Bereich zeigte.

Trotz der reichlichen Energieressourcen und politischen Stabilität sowie des guten Geschäftsumfeldes und starken Kapitalmarktes stellt das Klima in der Region die Mining-Industrie vor große Herausforderungen. Die enorme Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit, salzige Luft, Staub und Sandstürme beeinträchtigen den Mining-Betrieb und erfordern Anpassungen, wie Wasser- oder Tauchkühlungssysteme (Immersion). Diese Technologien sollen den Betrieb der ASIC-Miner in der warmen Region optimieren, sind jedoch mit erheblichen Kosten verbunden, die abschreckend auf Unternehmen wirken können. Erst die staatliche Unterstützung macht das Mining in den VAE im industriellen Maßstab attraktiver.

So genießen jene Mining-Unternehmen die meisten Vorteile, die mit staatlichen Entitäten kooperieren, was den VAE jedoch auch Kontrolle über die Industrie verschafft. Insbesondere der Staatsfonds von Abu Dhabi – neben Dubai das bekannteste, größte und energiereichste Emirat – fördert die Mining-Industrie, geht Kooperationen mit großen Unternehmen ein und stellt finanzielle Mittel bereit.

Ende 2021 kooperierte das größte Mining-Unternehmen der VAE, Phoenix Group, mit dem vom Staatsfonds von Abu Dhabi unterstützten Unternehmen Zero Two (später FS Innovation). Sie errichteten eine wassergekühlte 200-MW-Bitcoin-Mining-Anlage in Abu Dhabi.

Zudem einigten sich im Februar 2023 Zero Two und das US-amerikanische Mining-Unternehmen MARA auf die Errichtung der ersten, mehr als 400 Millionen US-Dollar teuren Mining-Anlage mit Tauchkühlungssystem. MARA und Zero Two bauten in Abu Dhabi zwei Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 250 MW. Davon sind 200 MW im Besitz von Zero Two beziehungsweise Abu Dhabi. So besitzen die VAE seit 2023 Mining-Anlagen mit einer Gesamtkapazität von circa 400 MW oder geschätzten 13 EH/s – Tendenz steigend. Dies macht die VAE mit ihren halbstaatlichen Mining-Anlagen zur führenden Bitcoin-Mining-Nation im Nahen Osten. Ein weiteres vielversprechendes Land in der Region ist der Oman.

Oman

Um neue Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt zu schaffen und die Wirtschaft zu beleben, zu diversifizieren und nachhaltiger zu machen, hat sich das Königreich Oman dazu entschieden, erneuerbare Energiequellen und die Digitalisierung voranzutreiben. Dabei spielen vor allem Investitionen in Rechenzentren und Bitcoin-Mining-Infrastruktur eine entscheidende Rolle.

Steuervorteile, die in der Region vergleichsweise kühleren klimatischen Bedingungen, die günstige Lage in der Nähe von Unterwasserkabeln und Kühlwasser aus dem Ozean sowie die geringen Kosten für Elektrizität beziehungsweise der Zugang zu Methangas (flared gas), das als Nebenprodukt bei der Öl- und Gasproduktion entsteht, machen den Oman zu einem attraktiven Standort für Mining-Projekte.

Für die staatliche Unterstützung für Exahertz International und Green Data City – die zwei heimischen privaten Unternehmen, die bisher eine Mining-Lizenz erhalten haben –, ist ein Gesamtvolumen von mehr als 1,1 Milliarden US-Dollar vorgesehen. Auch Crusoe Energy plant Mining-Anlagen im Oman, hat diese Pläne jedoch bisher nicht umgesetzt.

Im Jahr 2023 wurden Pilotprojekte in Salalah im Süden Omans gestartet, die Unterstützung von Omans Staatsfonds und dem Ministerium für Verkehr, Kommunikation und Informationstechnologie erhalten und bis schätzungsweise Juni 2025 kontinuierlich erweitert werden sollen.

Bei dem größten Projekt arbeitet Exahertz International mit dem ASIC-Hersteller Bitmain zusammen. Die Anlage hat zurzeit eine Kapazität von 275 MW und ist mit zahlreichen S19-Pro-Hydros ausgestattet. Bis 2025 will das Unternehmen unter anderem mit zwei zusätzlichen Anlagen im Norden des Landes eine Gesamtkapazität von 800 MW erreichen, wobei die Kühltechnologien an die klimatischen Bedingungen angepasst werden sollen.

Das zweite Pilotprojekt in Salalah ist eine 150-MW-Anlage, die von dem Unternehmen Green Data City in Kooperation mit der Phoenix Group betrieben wird. Phoenix arbeitet mit dem Hersteller Whatsminer zusammen, sodass dort vermutlich die immersionsgekühlten Maschinen der M56-Serie Anwendung finden. Bis 2025 soll die Kapazität auf 400 MW ansteigen.

Mit insgesamt 1.200 MW könnte der Oman im Jahr 2025 bei einer Effizienz von 22 Joule pro Terahash eine Hashrate von circa 55 EH/s liefern und somit zum größten Mining-Zentrum im Nahen Osten werden.

Die entstehende Infrastruktur soll letztlich auch anderen Projekten zugutekommen, wie Künstliche Intelligenz oder Wasserstoffwerke. Oman will seine Abhängigkeit von Öl und Gas verringern, hat erneuerbare Energiequellen gefördert und plant, einer der führenden Exporteure von grünem Wasserstoff zu werden. Diese Industrie soll vor allem durch Wind- und Solarenergie vorangetrieben werden, wobei jedoch enorme Infrastrukturinvestitionen notwendig sind.

Bitcoin-Mining soll nicht nur die Überschussenergie verwerten und Emissionen verringern, sondern auch die notwendige Strominfrastruktur finanzieren und gleichzeitig stabilisieren. Zudem kann auch hier die Abwärme für die Trinkwasserproduktion in Entsalzungsanlagen genutzt werden. Die Branche bleibt somit sehr unterstützenswert für den Oman. Ob sich das Königreich mithilfe der Bitcoin-Miner auch eine nationale Bitcoin-Reserve aufgebaut hat, ist nicht öffentlich bekannt.

Während der Oman Anfang 2022 einen Hashrate-Anteil von 0,01 Prozent hatte, schätzt Jaran Mellerud, Mining-Experte und Mitbegründer von Hashlabs Mining, dass der Oman zusammen mit den Nachbarländern wie den VAE den Hashrate-Anteil des Nahen Ostens in den nächsten Jahren auf über 15 Prozent ansteigen lassen könnte.

Argentinien

Auch in Argentinien engagiert sich die Regierung im Bereich des Bitcoin-Minings und hat ein gutes und Bitcoin-freundliches Geschäftsumfeld geschaffen. Zudem sind auch die klimatischen Bedingungen passend für die Mining-Branche sowie reichlich Energiequellen vorhanden, die letztlich zu attraktiven Strompreisen führen. Dies zieht viele Mining-Unternehmen an, unter anderem aus Paraguay, wo sich die Bedingungen für die Unternehmen verschlechtert haben.

Bereits im Jahr 2022 hat YPF Luz, das Tochterunternehmen des größten staatlichen Energieunternehmens YPF, Strom aus gestrandetem Methangas bei der Ölproduktion für das Mining von Kryptowährungen genutzt, erklärte CEO Martín Mandarano. Seit Mai 2024 kooperiert YPF Luz mit dem großen Mining-Unternehmen Genesis Digital Assets (GDA), das weltweit bereits 20 Rechenzentren betreibt. Zusammen haben sie eine Anlage in der für Technologieunternehmen steuerfreundlichen Provinz Neuquén im Südwesten Argentiniens errichtet. Die Anlage verfügt über eine Gesamtkapazität von 7 bis 8 MW für 1.200 ASIC-Miner. Der günstige Strom kommt von dem unter anderem von YPF betriebenen Wärmekraftwerk Bajo del Toro, das Strom aus dem gestrandeten Methangas der Ölproduktion erzeugt. Somit dient das Mining zum einen als Ausgleich der Kosten des Kraftwerks, was letztlich auch zu niedrigeren regionalen Ölpreisen führt, und zum anderen zur Reduzierung der Emissionen.

Es gibt jedoch keine öffentlichen Informationen darüber, ob das staatliche argentinische Energieunternehmen nur den gestrandeten Strom verkauft oder auch einen Teil der geschürften Bitcoin erhält. Obwohl die Akzeptanz von Bitcoin im argentinischen Finanzsystem vorhanden ist, gibt es keine Hinweise auf den direkten Besitz durch den Staat.

Kenia

Auch auf dem afrikanischen Kontinent gibt es zunehmend staatliche Akteure, die Bitcoin-Mining als potenzielles Mittel für mehr Nachhaltigkeit und die wirtschaftliche Belebung ansehen.

Kenia spielt für das Bitcoin-Mining eine besondere Rolle, denn es ist das Ursprungsland von dem privaten Unternehmen Gridless, das auf dem gesamten Kontinent kleine nachhaltige Bitcoin-Mining-Projekte realisiert, um den Menschen Zugang zu Strom zu verschaffen und damit den Lebensstandard zu erhöhen und wirtschaftliche Aktivitäten zu ermöglichen.

Nun beabsichtigt auch die kenianische Regierung, die ungenutzte nachhaltige Energie, wie zum Beispiel Windkraft und Erdwärme, effizienter zu verwerten, indem sie das Bitcoin-Mining in die staatliche Energiepolitik integriert. Ende Mai 2024 hat MARA mit Kenias Energieministerium eine Absichtserklärung unterzeichnet, erneuerbare Energieprojekte in dem Land zu realisieren, die auch die Nutzung von Bitcoin-Mining als Verwertung der Überschussenergie und für die fortlaufende Finanzierung der Infrastruktur beinhalten. Dies soll die Energienutzung optimieren, immer mehr Gemeinden elektrifizieren und den Ausbau der Infrastruktur fördern, erklärte MARA-CEO Fred Thiel.

Äthiopien

Medienberichten zufolge beabsichtigt auch die äthiopische Regierung den Einstieg in das Bitcoin-Mining. Äthiopien verfügt durch den Grand Ethiopian Renaissance Dam (GERD) über viel Wasserkraft sowie zusätzlich über Solar- und Windenergie – 98 Prozent der Energie des Landes stammt aus nachhaltigen Quellen. Doch es ist sehr teuer, die notwendige Infrastruktur zu errichten, um die Energie zu den Verbrauchern zu kanalisieren. Die Energie bleibt zu einem großen Teil ungenutzt, und circa 40 Prozent der Bevölkerung sind bislang nicht elektrifiziert. Mit dem Bitcoin-Mining könnte sich das ändern und die gestrandete Energie zu Geld gemacht werden.

In Äthiopien ist zwar der Handel mit Kryptowährungen verboten, doch Bitcoin-Mining ist seit 2022 erlaubt, obwohl es zunächst Unstimmigkeiten gab. So war anfänglich nicht eindeutig geklärt, wer Mining betreiben darf. Im Jahr 2022 wurde zudem der Import von ASIC-Minern kurzzeitig blockiert und im Jahr 2023 wurde das Mining nicht als „Energie“, sondern als „Kryptographie“ eingestuft und dementsprechend behandelt, berichtet Nemo Semret, Mitbegründer von QRB Labs, dem ersten Unternehmen, das Bitcoin-Mining in Äthiopien eingeführt hat.

Es gibt derzeit keine Hinweise darauf, dass die äthiopische Regierung eigene Bitcoin-Bestände hält. Sie profitiert momentan von den zusätzlichen Einnahmen und den Investitionen in die Infrastruktur. Die staatliche Energiegesellschaft Ethiopia Electric Power (EEP) hat bereits Stromabnahmeverträge mit 25, fast ausschließlich chinesischen Mining-Unternehmen geschlossen. Dies brachte der Regierung in den letzten zehn Monaten Einnahmen von 55 Millionen US-Dollar ein, die für den Ausbau des Stromnetzes genutzt wurden. Dabei gibt der Staat die Strompreise und -verteilung vor, was jedoch nicht auf der Grundlage von Angebot und Nachfrage geschieht. Die Energieerzeuger können weder Preise bei hoher Nachfrage erhöhen, noch gestrandete Energie für die Mining-Unternehmen preiswerter machen, obwohl dies das Geschäft beleben und die Stabilität des Stromnetzes erhöhen könnte. Anstatt einer anreizkompatiblen Preisgestaltung und einer flexiblen Zuweisung von Stromkapazitäten erhalten einige Branchen Vorteile durch niedrige Tarife. Dieser Regulierungsansatz führt letztlich dazu, dass das Korruptionspotenzial steigt oder einige Unternehmen falsche Angaben machen, um bessere Preise zu bekommen, wie es zum Beispiel einige chinesische Unternehmen probierten.

Im Februar 2024 unterzeichnete die Ethiopian Investment Holdings (EIH), der staatliche Investmentarm Äthiopiens, eine Absichtserklärung mit Data Center Service PLC, einer Tochtergesellschaft der in Hongkong ansässigen West Data Group. Diese Vereinbarung sieht den Aufbau einer modernen Rechenzentreninfrastruktur für Mining und Künstliche Intelligenz im Wert von 250 Millionen US-Dollar vor, um die Wirtschaft anzukurbeln und ausländische Investitionen anzuziehen. Dabei ist das Mining am vielversprechendsten, da für herkömmliche und KI-Rechenzentren eine hohe Bandbreite, niedrige Latenzen und ein passendes Rechtssystem (Datenschutz, Urheberrecht, Finanzen, usw.) notwendig sind, was in Äthiopien derzeit jedoch schwierig ist.

Bitcoin-Mining-Aktivitäten sind auch in zahlreichen anderen afrikanischen Ländern zu finden. Doch Kenia und Äthiopien sind bisher die einzigen Länder auf dem Kontinent, die staatliche Mittel in das Bitcoin-Mining fließen lassen, um überschüssige Stromkapazitäten in Geld umzuwandeln und durch das Mining Bitcoin in den nationalen Staatsfonds anhäufen zu können. Sobald die Regierungen der anderen Länder die Vorteile der Integration von Mining-Anlagen in das staatliche Energiekonzept erkennen – nämlich die Verwertung der Energiequellen, die Elektrifizierung der Bevölkerung und eine finanzielle Unabhängigkeit –, werden vermutlich auch andere afrikanische Regierungsvertreter zunehmend auf Bitcoin setzen.

Iran

Der Iran wird von einigen Quellen auch als staatlicher Akteur beim Bitcoin-Mining betitelt. Derartige Aktivitäten soll es bereits seit 2015 in dem Land geben. Die kostengünstige Energie der Erdgas- und Ölvorkommen zogen viele Unternehmen aus dem Ausland an – vor allem chinesische Unternehmen, wie RYI mit einer 175-MW-Anlage in der Region Rafsandschan. Das Unternehmen ist bereits seit 2017 im Iran aktiv und zahlt 2 Cent pro Kilowattstunde. Berichten zufolge sollen die Unternehmen teilweise auch mit der iranischen Armee kooperieren und gemeinsame Anlagen betreiben.

2019 hat die iranische Regierung das Mining von Kryptowährungen als Industrie anerkannt und später staatliche Lizenzen vergeben. Die lizenzierten Unternehmen müssen höhere – aber immer noch sehr günstige – Strompreise zahlen als andere große Stromabnehmer. Zudem wurden sie verpflichtet, die geschürften Bitcoin an die iranische Zentralbank zu verkaufen. Der Handel mit Kryptowährungen, die aus dem Ausland kommen, ist nicht erlaubt – obwohl sie auf Schwarzmärkten erhältlich sind und immer mehr Einwohnern eine Möglichkeit gibt, mehr finanzielle Souveränität und Freiheit zu erhalten.

Durch die Sanktionen, die gegen den Iran verhängt wurden, ist die Wirtschaft sehr beeinträchtigt. Während der Öl-Export um 70 Prozent eingebrochen ist, sind die Arbeitslosigkeit und Unruhen angestiegen. Die iranische Regierung wandelt das Öl und Erdgas in kostengünstigen Strom um, den sie an die Mining-Unternehmen verkauft. Diese müssen ihre geschürften Bitcoin an den Iran verkaufen, damit die Regierung nicht nur Terrororganisationen wie die Hamas unterstützen, sondern auch Importe bezahlen und somit Sanktionen umgehen kann. Letzteres wird auch ganz offen kommuniziert.

Laut den Cambridge-Daten lag der bisher größte Hashrate-Anteil des Irans bei 4,78 Prozent im Dezember 2020, ist dann jedoch bis Januar 2022 auf 0,12 Prozent gesunken. Anhand dieser Daten und Aussagen der staatlichen Energiegesellschaft wird in einer Studie des Analyse-Unternehmens Elliptic geschätzt, dass der Iran im Jahr 2021 mit einem Hashrate-Anteil von 4,5 Prozent und einer Mining-Kapazität von 600 MW circa eine Milliarde US-Dollar eingenommen haben könnte. Die genutzte Energie entspricht zehn Millionen Barrel Öl beziehungsweise vier Prozent des gesamten iranischen Ölexports im Jahr 2020.

Doch der steigende Stromverbrauch und das schwache Stromnetz führten oft zu großflächigen Stromausfällen, sodass die iranische Regierung den Betrieb von 118 lizenzierten Unternehmen zu Spitzenzeiten einschränkte. Zusätzlich agierte sie gegen illegale Mining-Anlagen und setzte sogar eine Belohnung auf die Meldung derer aus. Von 2020 bis 2023 wurden circa 8200 aufgedeckt und geschlossen – darunter angeblich auch eine Anlage in einer Moschee und in der Tehran Stock Exchange. Dabei wurden insgesamt mehr als 246.000 ASIC-Miner beschlagnahmt, die pro Jahr circa 680 MW Energie nutzten. Weitere illegale Mining-Kapazitäten in Höhe von schätzungsweise 1.200 MW sollen seitdem noch im Untergrund des Landes vorhanden sein.  

Leider gibt es bisher keine Daten über die weitere Entwicklung des Bitcoin-Minings im Iran. Die Strompreise sind zwar günstig, doch die Bedingungen dürften für Unternehmen aufgrund der zentralen Planung des Staates weniger attraktiv geworden sein.

Ob der Iran eigene staatliche Anlagen errichtet hat oder die konfiszierten ASICs selbst zu Mining verwendet, ist nicht genau bekannt, jedoch durchaus vorstellbar. Schließlich hat die iranische Regierung bereits einige Vorteile des zensurresistenten Bitcoin-Netzwerks erkannt und davon profitiert.

Fazit

Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass die meisten der hier vorgestellten Länder Bitcoin-Mining zur Verwertung überschüssiger Energie nutzen und dadurch zusätzliche Einnahmen generieren, die den Ausbau einer nachhaltigeren, effizienteren und stabileren Infrastruktur, die Elektrifizierung der Bevölkerung sowie die wirtschaftliche Entwicklung fördern.

Regulierungsversuche, die die Mining-Branche einschränken oder belasten, führen in der Regel zur Verlagerung der Mining-Aktivitäten in andere Länder und somit zu einem Verlust des Hashrate-Anteils und der Vorteile, die das Mining für ein Land mit sich bringt.

Zu diesen Vorteilen gehören letztlich auch die monetären Eigenschaften von Bitcoin, von denen ein Land profitieren kann, insofern es eine nationale Bitcoin-Reserve etabliert hat. So kann Bitcoin-Mining nicht nur für die nachhaltigen Energiekonzepte eines Landes von Bedeutung sein, sondern auch als ein hartes Geld, mit dem die finanzielle Souveränität des Staates gefördert wird.

Bisher haben offiziell nur acht (mit dem Iran neun) Nationen in eigene staatliche Bitcoin-Mining-Anlagen investiert, die bisher jedoch für noch keinen bedeutenden Hashrate-Anteil verantwortlich waren. Doch es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis auch andere Länder die Vorteile erkennen und ihre Bitcoin-Mining-Strategien entsprechend ausweiten beziehungsweise starten.

Stefan

Über den Autor: Stefan

Stefan ist studierter Medienwissenschaftler und Sinologe sowie selbstständig im künstlerisch-publizistischen Bereich. Neben den monetären Eigenschaften interessiert er sich vor allem für die sozialen und ökologischen Aspekte von Bitcoin und dem Bitcoin-Mining.

Artikel des Autors

Kommentare aus unserem Forum