Deutsche Telekom testet Stabilisierung der Stromnetze mit Bitcoin-Mining
In einer Pressemitteilung hat die Deutsche Telekom bekannt gegeben, dass das Tochter-Unternehmen MMS zusammen mit dem Bankhaus Metzler ein Pilotprojekt gestartet hat, in dem Bitcoin-Mining für die Verwertung von Überschussenergie und zur Stabilisierung der Stromnetze genutzt wird.
Die Mining-Anlage wird von der Metis Solutions GmbH gehostet, von der Deutschen Telekom MMS betrieben und steht auf dem Gelände der RIVA Engineering GmbH in Backnang in Baden-Württemberg. Dort werden Metall- und Glasfassaden hergestellt und mit einer Photovoltaikanlage der eigene Strom produziert.
Das Bankhaus Metzler, das seit 2022 eine eigene Abteilung für digitale Vermögenswerte und Blockchain-Technologie gegründet hat, ermittelt dabei die potenziellen finanziellen Dienstleistungen mit dem Asset und wertet zusammen mit MMS die Testdaten aus, die bei dem Projekt gesammelt werden sollen.
Unser Ziel ist es, Erfahrungen in unterschiedlichsten Einsatzbereichen zu sammeln, um die Innovationskraft der Blockchain-Technologie in Deutschland weiter voranzutreiben. Daher freuen wir uns sehr, Teil dieses Pilotprojekts mit Telekom MMS zu sein. Die Blockchain-Technologie gewinnt im operativen Geschäft außerhalb der Finanzindustrie zunehmend an Bedeutung – und ein vertrauenswürdiger Finanzpartner ist beim Management von Krypto-Assets unerlässlich.
Hendrik König, Head of Digital Assets Office des Bankhauses Metzler
Telekom MMS ist schon seit 2020 im Blockchain-Bereich aktiv und betreibt bereits Infrastrukturprojekte von anderen Protokollen wie Chainlink, Fetch.ai und Polygon. Im Jahr 2023 hat das Unternehmen eine eigene Bitcoin-Node eingerichtet und sich somit dem bedeutendsten Protokoll in diesem Bereich gewidmet. Dabei wurde bereits auch schon das geplante Engagement beim Bitcoin-Mining angekündigt.
T-Mobile Deutsche Telekom running Bitcoin nodes, Lightning nodes and about to start Bitcoin mining ⛏️ #Bitcoin #lighting #DeutscheTelekom #TMobile ##BitcoinNodes #Btc #BtcPrague pic.twitter.com/mjvdrA06fN
— Bitcoin Koala (@WallaKoalaBear) June 15, 2024
Entsprechend einer Studie und praktischen Bespielen in den USA und Japan, die das Konzept vom Bitcoin-Mining als flexibler Energienutzer und Stabilisator der Stromnetze bereits validiert haben, testet Telekom MMS nun auch in Deutschland dieses Verfahren und sammelt Daten und Erkenntnisse für potenzielle zukünftige Projekte.
Digitale Monetäre Photosynthese
Das Pilotprojekt trägt den Namen „Digitale Monetäre Photosynthese“. Dies sei eine Umschreibung für die Umwandlung überschüssiger Energie in digitale Werte mittels Bitcoin-Mining, erklärt Oliver Nyderle, Leiter Digital Trust & Web3 Infrastructure bei Deutsche Telekom MMS.
Die mobile Bitcoin-Mining-Anlage kann schnell hoch- und heruntergefahren werden und die ungenutzte Überschussenergie, für die sonst keine Infrastruktur oder Speichermöglichkeit zur Verfügung steht, unmittelbar und flexibel nutzen. Dies gilt vor allem für die intermittierende erneuerbare Energie aus Solar- und Windkraft.
Mit der wachsenden Anzahl erneuerbarer Energiequellen und den daraus resultierenden Schwankungen an verfügbarer Energie erhöht sich der Bedarf an schnell verfügbarer Regelleistung. Dafür benötigen wir Mechanismen, die schnell auf die Veränderungen reagieren und Schwankungen abfangen können. Mit dem Bankhaus Metzler und der RIVA Engineering GmbH gehen wir einen Schritt in diese Richtung, um die Regelwirkung von Bitcoin Minern im Energienetz zu testen. Überschüssige Energie wird über die Miner in digitale Werte umgewandelt. Wir nennen das digitale monetäre Photosynthese.
Oliver Nyderle, Leiter Digital Trust & Web3 Infrastructure bei Deutsche Telekom MMS
Somit liefern die Bitcoin-Miner die notwendige Regelleistung und stabilisieren das Stromnetz, während sie gleichzeitig zusätzliche Einnahmen generieren.
Chancen nutzen
Die Nachricht über den Start des Pilotprojekts folgt Medienberichten über das Überangebot an Solarstrom in Deutschland und den Kürzungen der staatlichen Solar-Subventionen. Dies belastet nicht nur den deutschen Energiemarkt, sondern hemmt auch die Bemühungen der Energiewende sowie die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im Technologie-Sektor.
Das Pilotprojekt wird – genauso wie die praktischen Beispiele in anderen Ländern – aufzeigen, dass Bitcoin-Mining das Problem des Energieüberschusses lösen, zusätzliche finanzielle Mittel für den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien liefern und die dafür notwendige Netzstabilität gewährleisten kann. Somit stellt die feste Integration von Bitcoin-Mining-Anlagen in die Energiestrategie von Deutschland nicht nur eine attraktive Möglichkeit dar, die Klimaziele voranzutreiben, sondern auch eine Chance, Deutschland als Technologiestandort voranzutreiben. Es bleibt abzuwarten, ob sich der deutsche Staat für diesen innovativen Schritt entscheidet oder weiter abgehängt wird.