Der Bitcoin-Kurs fällt – Wegen der globalen Geldmenge?
Am vergangenen Freitagabend kratzte der Bitcoin-Kurs nach einem phänomenalen Anstieg seit dem Monatsbeginn noch an der Marke von 100.000 US-Dollar. Auf der Krypto-Börse Coinbase lag der Höchststand bei 99.860 US-Dollar je BTC.
Nachdem der Bitcoin-Kurs dann jedoch schon am vergangenen Wochenende geschwächelt hat, ließ er zum Wochenstart deutlich Federn – unter anderem begünstigt durch die für den Krypto-Markt üblichen Liquidierungskaskaden, die Preisbewegung in die eine oder andere Richtung verstärken können.
Könnte das an der derzeit rückläufigen globalen Geldmenge liegen, mit der BTC – mit einem kleinen Zeitversatz – in den vergangenen Wochen sehr stark korreliert hat?
Globale Geldmenge und Bitcoin
Über längerfristige Zeiträume zeigt sich, dass Bitcoin sehr sensibel auf die globale Liquidität beziehungsweise die globale Geldmenge reagiert. Aus diesem Grund setzen einige Marktteilnehmer, die anhand makroökonomischer Variablen handeln, insbesondere dann auf Bitcoin, wenn sie davon ausgehen, dass die umlaufende Geldmenge der großen Volkswirtschaften mittel- bis langfristig steigen wird.
Aufgrund der in den USA und anderen Nationen immer weiter ausufernden Staatsschulden liegt die Vermutung nahe, dass den relevanten Zentralbanken auf kurz oder lang nur eine Option bleibt – und zwar die Zinsen zu senken und die Geldschleusen zu öffnen, damit die Schulden entwerten und sich die Staaten wieder zu besseren Konditionen Geld leihen können.
Neben der immer weiter voranschreitenden Adoption von Bitcoin dürfte entsprechend der wohl noch kommende Liquiditätszyklus der Haupttreiber für den Bitcoin-Kurs sein – auch in der Wahrnehmung vieler großer Marktteilnehmer, denen die hohe Korrelation von Bitcoin und der globalen Geldmenge sicherlich bekannt ist.
Besonders spannend ist es jedoch, wenn man den Bitcoin-Chart mit dem der globalen Geldmenge mit einem Zeitversatz von zehn Wochen übereinanderlegt. Hier zeigt sich, dass über die vergangenen zwölf Monate eine sehr hohe Korrelation vorgeherrscht hat, wobei die Ausschläge des Bitcoin-Kurses prozentual gesehen viel stärker waren.
Da die globale Liquidität in den vergangenen Wochen wieder leicht rückläufig war, liegt entsprechend die Vermutung nahe, dass der Bitcoin-Kurs jetzt stärker korrigieren könnte – laut diesem Chart auf das Niveau von fast 70.000 US-Dollar, was einen Preisrückgang vom Allzeithoch aus um circa 30 Prozent bedeuten würde. Ein solches Korrekturausmaß ist jedoch selbst in Bitcoin-Bullenmärkten eher die Norm als die Ausnahme.
Es zeigt sich aber, dass diese Korrelation nicht immer so hoch war wie in den vergangenen Monaten. Beispielsweise sank im dritten Quartal des Jahres 2023 die globale Liquidität deutlich, während der Bitcoin-Kurs – mit ebendiesem zehnwöchigen Zeitversatz – stark zulegen konnte.
Zudem ist die globale Geldmenge lediglich um circa 3 Prozent zurückgelaufen – von 108 auf 104,79 Billionen US-Dollar. Der kleine Rückgang ist auf die derzeit sinkende umlaufende Geldmenge des Japanischen Yen zurückzuführen. In den anderen Währungsräumen ist die Geldmenge nämlich konstant oder leicht zunehmend.
Hinzukommt, dass der US-Dollar gegenüber anderen Währungen jüngst stark aufgewertet hat, weswegen die Geldmenge anderer Währungsräume in US-Dollar gemessen gesunken ist, obwohl sich die Anzahl der Geldeinheiten nicht verringert hat.
Die globale Geldmenge oder auch globale Liquidität genannt, setzt sich aus der in US-Dollar gemessenen Geldmenge der folgenden Währungen zusammen: US-Dollar, Euro, Britisches Pfund, Chinesischer Yuan und Japanischer Yen.
Ausblick für die globale Liquidität
Ob der kleine Rücksetzer in der globalen Liquidität einen weiter fallenden Bitcoin-Kurs mit sich ziehen wird, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Wie sich der Bitcoin-Kurs letztlich verhält, hängt von einer Vielzahl an Faktoren ab – auch wenn die globale Geldmenge neben der Adoption des Assets langfristig einer der Hauptkurstreiber zu sein scheint.
Selbst wenn der Chart mit dem zehnwöchigen Zeitversatz seine Gültigkeit behalten sollte, wäre dies kein Grund anzunehmen, dass der Bitcoin-Bullenmarkt jetzt sein Ende finden wird. Im Angesicht der eingeläuteten Zinswenden durch die großen Notenbanken, insbesondere der Federal Reserve, dürfte sich das geldpolitische Umfeld in den kommenden Wochen und Monaten weiter verbessern – obwohl die Bank of Japan in diesem Jahr erstmals seit fast zwei Jahrzehnten die Zinsen angehoben hat.
Insofern keine große Wirtschaftskrise unmittelbar bevorsteht, in der Kredite ausfallen oder deutlich weniger neue vergeben werden und somit die Geldmenge sinkt, ist davon auszugehen, dass die globale Liquidität im kommenden Jahr deutlich höher liegen wird. Und selbst wenn sich eine größere Rezession entfalten sollte, so werden die Notenbanken darauf antworten, wie sie es am besten können, und zwar mit Zinssenkungen und Anleihekäufen mit frisch geschöpftem Geld, was auf kurz oder lang die globale Geldmenge – und dadurch auch den Bitcoin-Kurs – umso stärker anfachen dürfte.