Mit dem Erfolg von Strategy (ehemals MicroStrategy), Metaplanet und Co. war es nur eine Frage der Zeit, bis auch ein europäisches Unternehmen eine ausgeklügelte Bitcoin-Strategie startet. The Blockchain Group AG, eine an der Euronext Growth Paris gelistete Aktiengesellschaft, ist jetzt „Europas erste Bitcoin Treasury Company“. Das Unternehmen hält mittlerweile hunderte Bitcoin und hat sich für den Erwerb sogar die Kapitalmärkte zunutze gemacht.

The Blockchain Group mit Bitcoin-Strategie

The Blockchain Group ist eine in Paris, Frankreich, ansässige Aktiengesellschaft. Im operativen Geschäft konzentriert sich das Unternehmen über die Tochtergesellschaften IORGA Group und TRIMANE auf die Bereiche Data Intelligence, KI und dezentralisierte Technologie.

Anfang November vergangenen Jahres gab The Blockchain Group bekannt, eine Bitcoin-Strategie zu starten und die ersten 15 Bitcoin gekauft zu haben. Dafür emittierte das Unternehmen neue Aktien für 1 Million Euro. Rund einen Monat später verkündete die Aktiengesellschaft den Kauf weiterer 25 Bitcoin für fast 2,3 Millionen Euro – ebenfalls finanziert durch die Ausgabe von Aktien.

In dieser Woche, am 26. März 2024, teilte die Blockchain Group schließlich mit, den Bitcoin-Bestand drastisch erhöht zu haben – auf 620 Einheiten. Den Kauf von 580 BTC für circa 47,3 Millionen Euro finanzierte das Unternehmen durch die Ausgabe von Wandelanleihen, also Krediten mit einer Umwandlungsoption in die Aktie.

Die Bitcoin hält das Unternehmen über die Tochtergesellschaft The Blockchain Group Luxembourg SA. Für die Verwahrung arbeitet The Blockchain Group mit dem Schweizer Dienstleister Taurus zusammen.

„Europas erste Bitcoin Treasury Company“

Mittlerweile bezeichnet sich The Blockchain Group selbst als „Europas erste Bitcoin Treasury Company“. Dabei ist das Unternehmen aber nicht die erste Aktiengesellschaft, die Bitcoin hält. Die in Deutschland ansässige Aktiengesellschaft Bitcoin Group besitzt beispielsweise ebenfalls BTC – laut bitcointreasuries.net sogar 3.605 Einheiten.

Doch das, was eine „Bitcoin Treasury Company“ ausmacht, ist es, kontinuierlich weitere BTC zu kaufen und dafür verschiedenste Kapitalbeschaffungsmaßnahmen zu nutzen, mit dem Ziel, Mehrwert für die Aktionäre zu erwirtschaften. Aus diesem Grund fallen der Autobauer Tesla oder die Krypto-Börse Coinbase nicht unter diese Kategorie, obwohl die großen Aktiengesellschaften mehrere tausend BTC halten. 

Alexandre Laizet, der „Deputy CEO“ und Direktor der Bitcoin-Strategie bei The Blockchain Group, erklärt es folgendermaßen.

Andere europäische Unternehmen haben BTC in ihrer Bilanz, aber wir sind das erste europäische börsennotierte Unternehmen, das sich voll und ganz darauf konzentriert, den Anteil an Bitcoin pro Aktie im Laufe der Zeit zu steigern (d. h. Europas erstes Bitcoin Treasury Company, die das BTC-Playbook von Strategy übernimmt), seit dem 5. November 2024 ⚡️
Alexandre Laizet, Blockchain Group

The Blockchain Group hat sogar die Schlüsselkennzahlen (KPIs) von Strategy angenommen, um den Bitcoin-Mehrwert für die Aktionäre zu quantifizieren – etwa die Ratio von Bitcoin je Aktie („BTC Yield“) oder den „BTC Gain“, also die „BTC Yield“ einer Periode multipliziert mit dem anfänglichen BTC-Bestand. In der Pressemitteilung zum jüngsten Kauf heißt es dazu.

Das Unternehmen gibt die Entscheidung bekannt, „BTC Yield“, „BTC Gain“ und „BTC € Gain“ als wichtige Leistungsindikatoren im Rahmen der Bitcoin Treasury Company-Strategie einzuführen. Die Einführung dieser KPIs ergibt sich aus der Standardpraxis von Unternehmen, die eine Bitcoin Treasury Company-Strategie umsetzen, wie z. B. Strategy in den USA und Metaplanet in Japan.
Aus der Pressemitteilung

Immer mehr Strategy-Nachahmer

Das US-amerikanische Softwareunternehmen Strategy wurde im August 2020 zum „First Mover“, in dem es eine Bitcoin-Strategie implementiert hat. Mit der Zeit hat sich der Ansatz weiterentwickelt, was dazu geführt hat, dass die Aktiengesellschaft durch verschiedenste Kapitalbeschaffungsmethoden einen Bestand von mehr als 500.000 BTC aufbauen konnte. Seit dem ersten Bitcoin-Kauf konnte die Aktie von Strategy um circa 2.500 Prozent zulegen und damit selbst „High Flyer“ wie Nvidia alt aussehen lassen.

Im April vergangenen Jahres begann dann das am Rande des Abgrunds stehende japanische Hotelunternehmen Metaplanet damit, in die Fußstapfen von Strategy zu treten. Die Metaplanet-Aktie war im Jahr 2024 schließlich die Aktie mit dem stärksten Kurszuwachs weltweit. Das „japanische MicroStrategy“ hält mittlerweile 3.350 BTC und Eric Trump, Sohn des US-Präsidenten, ist jetzt ein Berater der Firma – Blocktrainer.de berichtete.

Neben Strategy und Metaplanet machen sich auch eine Vielzahl anderer Aktiengesellschaften die Kapitalmärkte zunutze, um Bitcoin zu kaufen. Zum Beispiel das US-amerikanische Gesundheitsunternehmen Semler Scientific oder das Mining-Unternehmen MARA Holdings. Selbst GameStop, der bekannte Einzelhändler für Computerspiele, hat in dieser Woche verkündet, Wandelanleihen für bis zu 1,5 Milliarden US-Dollar ausgeben zu wollen, um mit den Erlösen Bitcoin zu kaufen – Blocktrainer.de berichtete.

Ob es The Blockchain Group gelingt, als „Europas erste Bitcoin Treasury Company“ eine ähnliche Erfolgsgeschichte zu schreiben wie Strategy, Metaplanet und Co., wird die Zukunft zeigen. Bis dato hat es sich auf jeden Fall ausgezahlt. Denn seit dem ersten Bitcoin-Kauf ist die Aktie um circa 230 Prozent gestiegen – und das, obwohl der BTC-Kurs seither nur um weniger als 30 Prozent zulegen konnte.

Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist der Chefredakteur bei Blocktrainer.de. Als studierter Volkswirt sammelte er auch außerhalb des Bitcoin-Space journalistische Erfahrungen. Seit 2020 beschäftigt sich Tristan aktiv mit Bitcoin, in den Jahren zuvor schon mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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