Die International Monetary Institution (IMI), ein staatlich unterstütztes chinesisches Forschungsinstitut für Finanzen, hat kürzlich einen Beitrag veröffentlicht, der Bitcoin als potenzielles Reserve-Asset ins Gespräch bringt.

Pro-Bitcoin-Argumentation

Am 28. Mai veröffentlichte der offizielle WeChat-Account des „IMI Financial Observer“ eine Übersetzung des Papers des ehemaligen US-Wirtschaftsberaters Dr. Matthew Ferranti. Ursprünglich wurde es im Oktober 2024 vom Bitcoin Policy Institute publiziert.

In dem Paper zählt Ferranti verschiedene Gründe auf, warum Bitcoin sich als Reserve-Asset für Zentralbanken – insbesondere in Entwicklungsländern – eignet, etwa:

  • als Absicherung gegen Inflation und geopolitische Spannungen,
  • zur Umgehung von Sanktionen oder
  • als Alternative zum US-Dollar.

Der chinesische Finanz-Thinktank IMI hat für seine Leser eine eigene Anmerkung zum Paper verfasst, in der Bitcoin ebenfalls als neue Option für Reserveanlagen empfohlen wird.

Die abnehmende Dominanz der Weltreservewährung und die sinkende Attraktivität von US-Dollar-Anlagen – aufgrund von Defiziten, Inflation und fallenden Realrenditen – hätten Zentralbanken weltweit dazu veranlasst, sich nach Alternativen umzusehen.

Bitcoin werde zunehmend als zusätzliche Reserve-Option betrachtet, da sich die bekannteste Kryptowährung sowohl als langfristiger Wertspeicher für Staatsfonds und Zentralbanken als auch als Inflationsschutz in Entwicklungsländern eigne, heißt es in der Anmerkung. Das Institut sieht in Bitcoin ein ernstzunehmendes Reserve-Asset:

Während sich die globale Finanzordnung neu formiert und die Dominanz des US-Dollars allmählich ins Wanken gerät, wandelt sich Bitcoin allmählich von einem „spekulativen Vermögenswert“ zu einem „strategischen Reserve-Asset“ und seine Position im globalen Reservesystem verdient anhaltende Aufmerksamkeit.
Auszug aus der Anmerkung

Keine offizielle Befürwortung Pekings

Das IMI wurde im Jahr 2009 unter anderem vom Bildungsministerium und der Stadtregierung von Peking gegründet und ist eine gemeinnützige Forschungseinrichtung innerhalb der staatlichen Renmin-Universität. Hochrangige Wissenschaftler forschen im Bereich der Theorie, Politik und Strategie der monetären Finanzen.

Zwar ist das IMI eng mit Politikberatern vernetzt und wird von staatlichen Institutionen unterstützt, doch es ist kein offizielles Regierungsorgan und somit kein direkter Entscheidungsträger. Die Anmerkung hat daher eine weitaus geringere Wirkung als etwa Gesetzesänderungen oder Erklärungen der Zentralbank.

Auf dem chinesischen Festland bleiben die Regeln rund um Bitcoin und Co. weiterhin restriktiv, auch wenn Kryptowährungen inzwischen als Eigentum anerkannt wurden. Offiziell gelten sie bislang jedoch weder als Vermögenswerte noch als Assets für den institutionellen Handel.

Die ablehnende Haltung Chinas gegenüber Bitcoin sieht US-Vizepräsident JD Vance als Grund, im Konkurrenzkampf mit dem Reich der Mitte erst recht auf Bitcoin zu setzen. Auf der Bitcoin-Konferenz in Las Vegas hat er sich dazu entsprechend geäußert.

Wir wissen, dass die Volksrepublik China Bitcoin nicht mag. Nun, wir sollten uns fragen: Warum ist das so? Warum ist unser größter Widersacher ein solcher Gegner von Bitcoin? Und wenn die Kommunistische Republik China sich von Bitcoin abwendet, dann sollten die Vereinigten Staaten vielleicht auf Bitcoin setzen. Und das ist eines der Dinge, die wir tun werden.
JD Vance 

Die Veröffentlichung des IMI deutet jedoch auch darauf hin, dass ein wachsendes institutionelles Interesse besteht: Die Experten haben die potenziellen Vorteile von Bitcoin erkannt und bringen sie nun subtil in die Diskussion ein, wohl um politische Entscheidungsträger darauf aufmerksam zu machen.

China: Interesse an Bitcoin wächst

Die Empfehlung von Bitcoin als Reserve-Asset durch das renommierte Forschungsinstitut zeigt, dass Bitcoin in den Diskussionen der Finanzelite angekommen ist und künftig auch von politischen Entscheidungsträgern in China berücksichtigt werden könnte.

Vor Kurzem haben auch Rechtsexperten die Notwendigkeit betont, Kryptowährungen offiziell als Vermögenswerte anzuerkennen. Sie haben neue Regeln für den Umgang mit beschlagnahmten Kryptowährungen vorgeschlagen und dabei sogar die Überführung solcher Mittel in eine nationale Krypto-Reserve ins Spiel gebracht. Nun betrachtet das IMI Bitcoin als Teil einer Absicherungsstrategie – unter anderem gegen die Risiken der Hegemonie des US-Dollars.

Neue Impulse für China?

Die aktuellen Debatten innerhalb der wissenschaftlichen, finanzpolitischen und juristischen Kreise zeigen, dass die Kryptowährung zunehmend als global relevantes Asset wahrgenommen wird. Die IMI-Veröffentlichung markiert dabei keinen politischen Kurswechsel, wohl aber einen wichtigen Impuls in den strategischen Überlegungen zu Reserven und Absicherungen gegen geopolitische Risiken.

Ob und wann daraus konkrete politische Entscheidungen resultieren, etwa ob die chinesische Regierung künftig eine Bitcoin-Reserve befürworten wird, bleibt offen. Es gilt jedoch als sehr unwahrscheinlich, dass China Bitcoin als Zahlungsmittel oder als Ersatz für den Yuan beziehungsweise die digitale Zentralbankwährung e-CNY einführen wird.

Doch eines ist klar: Bitcoin ist längst kein reines Spekulationsobjekt mehr, sondern Teil der ernsthaften Debatten über die Zukunft des internationalen Finanzsystems.

Stefan

Über den Autor: Stefan

Stefan ist studierter Medienwissenschaftler und Sinologe sowie selbstständig im künstlerisch-publizistischen Bereich. Neben den monetären Eigenschaften interessiert er sich vor allem für die sozialen und ökologischen Aspekte von Bitcoin und dem Bitcoin-Mining.

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