
Chinas Bitcoin-Miner-Hersteller produzieren zunehmend in den USA
Chinas Hardware-Dominanz
Bis zum Jahr 2021 dominierte China das Bitcoin-Netzwerk sowohl hinsichtlich der Hashrate als auch bei der Produktion von Mining-Hardware. Nach den Einschränkungen der Aktivitäten rund um Bitcoin auf dem chinesischen Festland verlagerte sich die Hashrate in andere Länder – insbesondere die USA konnten einen Zuwachs verzeichnen und China von Platz eins verdrängen.
Doch aufgrund ihrer Erfahrung und ihres technologischen Vorsprungs in der Chip-Herstellung bleiben chinesische Hersteller von Mining-Hardware bis heute führend. Ihre Miner (ASICS) gelten als die effizientesten und sind daher die erste Wahl für internationale Mining-Unternehmen.
Bitmain, Canaan und MicroBT kontrollieren nach wie vor über 90 % des globalen ASIC-Marktes, der laut Schätzungen bis 2028 auf rund 12 Milliarden US-Dollar anwachsen soll. Bitmain allein hält einen Marktanteil zwischen 70 und 90 %. Demnach stammen weniger als 10 % der in den USA betriebenen ASIC-Miner nicht von chinesischen Herstellern.
Auradine, ein US-amerikanischer Mining-Hardware-Produzent, der von MARA Holdings unterstützt wird, kritisiert dieses Ungleichgewicht und spricht sich für Beschränkungen chinesischer Lieferungen aus.
Während über 30 % des weltweiten Bitcoin-Minings in Nordamerika stattfindet, stammen mehr als 90 % der Mining-Hardware aus China, was ein erhebliches Ungleichgewicht zwischen geografischer Nachfrage und Angebot darstellt.
Sanjay Gupta, Chief Strategy Officer von Auradine
Globale Lieferketten im Wandel
Die veränderte Handelspolitik unter US-Präsident Donald Trump hat das Umfeld für chinesische Hardware-Hersteller verschlechtert. Bereits während seiner ersten Amtszeit verhängte Trump Zölle auf Elektronikimporte aus China und beeinflusste damit das Geschäft der ASIC-Hersteller aus dem Reich der Mitte.
Um die Strafzölle zu umgehen, verlagerten die Unternehmen ihre Produktion in andere Länder. Marktführer Bitmain produziert seitdem auch in den südostasiatischen Ländern Indonesien, Malaysia und Thailand. Canaan errichtete eine Produktionsstätte in Kasachstan.
Um den US-Markt schneller bedienen und die Zollgebühren vermeiden zu können, verlegte MicroBT Teile seiner Produktion in die Vereinigten Staaten. Auch Bitmain nahm im Dezember 2024 – nach Trumps zweitem Wahlsieg – die Produktion auf US-amerikanischem Boden auf.
Nach der Verkündung der neuen US-Zollpolitik am 2. April 2025, dem sogenannten „Liberation Day“, der zeitweise zu einem logistischen Ausnahmezustand bei den Mining-Hardware-Exporten führte, begann auch Canaan mit dem Aufbau der Produktion in den USA. Ziel war es, den US-Markt – der im Vorjahr 40 % des Gesamtumsatzes ausmachte – kostengünstiger beliefern zu können.
Derzeit erheben die USA Zölle in Höhe von 55 % auf chinesische Importe. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass auch für Importe aus südostasiatischen Ländern künftig höhere Zölle bezahlt werden müssen.
Risiko für die nationale Sicherheit?
Die Mining-Hardware aus China sowie chinesische Bitcoin-Mining-Unternehmen, die in mindestens zwölf US-Bundesstaaten aktiv sind, gelten zunehmend als potenzielle Bedrohung für die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten. Obwohl ASIC-Miner keine Speicherchips oder bekannte Spionagefunktionen enthalten, werden sie in der sicherheitspolitischen Debatte mit Überwachung, Sabotage und möglichen Manipulationen in Verbindung gebracht.
Ausdruck dieser Bedenken war unter anderem die Entscheidung der US-Regierung im Mai 2024: Auf Anordnung des ehemaligen Präsidenten Joe Biden musste das chinesische Unternehmen MineOne eine Mining-Anlage in Wyoming verkaufen, da sich diese in unmittelbarer Nähe zu einem Stützpunkt mit US-Atomraketen befand. Die Anlage wurde an die US-amerikanische Firma CleanSpark Inc. übergeben, die sich im Zuge der Übernahme verpflichtete, dort ausschließlich Mining-Hardware einzusetzen, die weder in China noch in Ländern, die auf der Sanktionsliste des Office of Foreign Assets Control (OFAC) stehen, produziert wurde.
Auch der US-Mining-Riese Riot Blockchain Inc. reagierte auf mögliche Sicherheitsrisiken und setzt seit Juni 2023 verstärkt auf Mining-Hardware chinesischer Hersteller, die aus Fertigungsstätten innerhalb der USA stammen. Damit soll eine gewisse Unabhängigkeit von der chinesischen Lieferkette gewahrt und das Risiko plötzlicher Exportstopps reduziert werden.
Ein zusätzlicher Risikofaktor zeigt sich in der Nähe der chinesischen Hardware-Produzenten zur chinesischen KI-Industrie. So wurde Bitmains Tochterfirma Sophgo im Januar 2025 vom US-Handelsministerium aufgrund eines sicherheitsrelevanten Vorfalls auf die Sanktionsliste gesetzt.
Eigeninteressen der USA
Nicht nur Zölle und sicherheitspolitische Aspekte, sondern auch der Krypto-affine Kurs von Donald Trump prägen das aktuelle Umfeld für die Mining-Industrie. Bereits im Wahlkampf betonte er, dass er möchte, dass alle zukünftigen Bitcoin in den USA geschürft werden.
Die Trump-Familie engagiert sich inzwischen selbst im Mining-Sektor: Gemeinsam mit dem Mining-Unternehmen Hut 8 gründeten Eric Trump und Donald Trump Jr. die Firma American Bitcoin, um eigene Produktionskapazitäten sowie eine Bitcoin-Reserve aufzubauen.
Die anhaltende Dominanz chinesischer Hardware-Hersteller trifft auf ein zunehmend protektionistisches und sicherheitsorientiertes Umfeld in den USA. Strafzölle, politische Spannungen und wachsendes Misstrauen gegenüber chinesischer Technologie zwingen die führenden ASIC-Produzenten dazu, ihre Fertigung teilweise in die Vereinigten Staaten zu verlagern.
Trotz Sicherheitsbedenken und politischer Initiativen zur Stärkung heimischer Kapazitäten bleibt die Abhängigkeit der westlichen Mining-Unternehmen von chinesischer Technologie jedoch vorerst bestehen. Bitmain dominiert weiterhin den Markt, da Mining-Unternehmen auf wettbewerbsfähige Hardware angewiesen sind. Es zählen letztlich Effizienz, Energieverbrauch und Rentabilität – unabhängig von geopolitischen Interessen.
Langfristig könnten diese Entwicklungen jedoch dazu führen, dass neue Akteure wie Auradine von dem strukturellen Wandel in der globalen Lieferkette profitieren und die US-Mining-Industrie mit der eigenen Produktion von Mining-Hardware unabhängiger wird. Ob dies gelingt, hängt nicht nur von politischen Rahmenbedingungen, sondern auch von der technologischen Innovationskraft ab.