Laut Medienberichten startet das brasilianische, staatlich kontrollierte Energieunternehmen Petrobras ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt, in dem es unter anderem um die Verwertung von ungenutztem Gas durch Bitcoin-Mining geht.

Petrobras (Petróleo Brasileiro S.A.)

Petrobras gehört zu den zehn größten und profitabelsten Ölunternehmen der Welt, beschäftigt mehr als 40.000 Angestellte und trägt erheblich zum brasilianischen Staatshaushalt bei. Es ist bekannt für seine Forschung in der Tiefsee-Ölförderung sowie die Entwicklung neuer Technologien zur Effizienzsteigerung und Nachhaltigkeit. Gleichzeitig verfolgt Petrobras innovative Ansätze zur Modernisierung des Geschäftsmodells und Erschließung neuer Einnahmequellen. Dazu investiert das Unternehmen auch in erneuerbare Energien und Technologien zur Reduzierung von CO₂-Emissionen – darunter Projekte zur Wasserstoffproduktion, Biokraftstoffe und zunehmend auch Blockchain-Technologien.

Blockchain-Projekte

Die Blockhain-Technologie ist teilweise bereits in die Prozesse der Ölindustrie integriert. Im Jahr 2021 hat Petrobras zusammen mit der Business School der Päpstlichen Katholischen Universität von Rio de Janeiro (PUC-Rio) eine Studie durchgeführt, die zu dem Ergebnis kommt, dass es weltweit 41 Anwendungsfälle im Öl- und Gassektor gibt, die auf der Blockchain-Technologie beruhen. Dies würde die Kostenkontrolle effizienter machen, die Interaktion zwischen den Teilnehmern der Wertschöpfungskette verbessern, die Zuverlässigkeit und Transparenz erhöhen sowie Vertragsstreitigkeiten reduzieren.

Ende 2023 startete Petrobras mit der Cardano Foundation sein erstes Blockchain-Projekt. Es umfasst ein Bildungsprogramm für die Mitarbeiter des Unternehmens zum Thema Blockchain. Für die ersten 500 Teilnehmer der Schulungen wurden spezielle Non-Fungible Token (NFTs) ausgegeben, die den Fortschritt der Teilnehmer widerspiegeln sollen. Später entwickelte Petrobras zusammen mit GoLedger eine Methode zur Zertifizierung und zum Verkauf von Biomethangas unter Verwendung von Hyperledger Fabric. Laut Blocktrends hat Petrobras bereits mehr als 310 Blockchain-Transaktionen im Wert von insgesamt einer Milliarde US-Dollar durchgeführt und damit angeblich die Bearbeitungszeit verkürzt sowie Kosten gespart.

An dem aktuellen Blockchain-Projekt sind verschiedene Unternehmensbereiche und Institutionen beteiligt, wie die Ledger Labs der PUC-Rio, die Petrobras-Universität und das CENPES-Forschungszentrum. Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf verschiedenen Blockchain-Anwendungen in der Wertschöpfungskette des Unternehmens, die den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft fördern sowie die Geschäfts- und Prozessmodelle verbessern sollen, so der stellvertretende Projektleiter Marcelo Curi. Zu diesen Anwendungen sollen laut einem Bericht von Blocknews neben der Tokenisierung nun auch das Bitcoin-Mining sowie die weitere Nutzung von Konsensmechanismen gehören.

Verwertung von gestrandetem Gas

Tatsächlich wäre Bitcoin-Mining ein vielversprechender Anwendungsfall für die innovative Ölgesellschaft. Bei der Ölproduktion entstehen Gase wie Methan, das in reiner oder abgefackelter Form eine erhebliche Umweltbelastung darstellt. Anstatt dieses schädliche, gestrandete Gas ungenutzt in die Atmosphäre entweichen zu lassen, kann es aufgefangen, gereinigt, komprimiert und anschließend in Generatoren geleitet werden, die Strom für ASIC-Miner erzeugen. Dadurch können Emissionen reduziert und das überschüssige Gas monetarisiert werden.

Das Konzept, Bitcoin-Mining-Anlagen in die Ölproduktion zu integrieren, ist nicht neu. Die große US-amerikanische Aktiengesellschaft ExxonMobil begann bereits im Januar 2021 in Zusammenarbeit mit Crusoe Energy im US-Bundesstaat North Dakota damit, gestrandetes Gas für den Betrieb von Bitcoin-Minern zu nutzen – Blocktrainer.de berichtete. Auch andere Ölunternehmen haben ähnliche Projekte umgesetzt oder angekündigt. Dazu zählen unter anderem das russische Unternehmen Gazpromneft, das mit dem Mining-Unternehmen BitRiver kooperiert, sowie mehrere argentinische Energieunternehmen, wie Tecpetrol, Plus Petrol oder das größte staatliche Energieunternehmen YPF Argentina, das mit Genesis Digital Assets zusammenarbeitet.

Die Umwandlung von gestrandetem Methangas in Strom für Mining-Anlagen lässt sich auch auf andere Sektoren übertragen. Unternehmen wie Vespene Energy, MARA Holdings und Nodal Power haben gezeigt, dass dieses Konzept auch auf Mülldeponien Anwendung finden kann. Auch aufgrund solcher Innovationen wurde MARA im vergangenen Jahr als „Energietechnologie des Jahres“ ausgezeichnet – Blocktrainer.de berichtete.

Angesichts der zunehmenden Investitionen von Petrobras in Digitalisierung und nachhaltige Energietechnologien erscheint es nur logisch, dass auch Bitcoin-Mining-Anlagen Teil dieser Strategie sein werden. Dies würde nicht nur dazu beitragen, die Emissionen erheblich zu senken und die Nachhaltigkeit zu fördern, sondern auch zusätzliche Einnahmen durch den Verkauf von BTC oder den Handel mit CO₂-Gutschriften generieren – Vorteile, von denen letztlich jedes Energieunternehmen profitieren könnte.

Stefan

Über den Autor: Stefan

Stefan ist studierter Medienwissenschaftler und Sinologe sowie selbstständig im künstlerisch-publizistischen Bereich. Neben den monetären Eigenschaften interessiert er sich vor allem für die sozialen und ökologischen Aspekte von Bitcoin und dem Bitcoin-Mining.

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