Die von US-Präsident Donald Trump verhängten Importzölle haben Bitcoin-Mining-Unternehmen vor enorme logistische Herausforderungen gestellt. Die Unternehmen haben nämlich versucht, noch vor Inkrafttreten der Zölle die Mining-Hardware in die USA zu importieren, um Kosten zu sparen.

Mining-Unternehmen im Wettlauf mit der Zeit

Nachdem Trump bereits im Jahr 2018 – während seiner ersten Amtszeit als US-Präsident – Zölle auf Elektronikimporte aus China verhängt hatte, verlagerten die dominierenden Mining-Hardware-Hersteller aus China ihre Produktionsstätten zunehmend in andere Länder, insbesondere nach Südostasien, mittlerweile aber auch in die USA.

Viele Bitcoin-Mining-Unternehmen, darunter auch zahlreiche US-Firmen, sind auf chinesische Produzenten wie den Marktführer Bitmain Technologies angewiesen. Das Unternehmen ist zwar in Peking ansässig, liefert jedoch viele Maschinen über Südostasien aus und betreibt unter anderem eine Produktionsstätte auf der indonesischen Insel Batam, die Teil einer Freihandelszone in der Region ist.

Anfang April kündigte die US-Regierung neue, hohe Importzölle auf Waren aus Thailand (36 %), Indonesien (32 %) und Malaysia (24 %) an, die ursprünglich am 9. April in Kraft treten sollten. Die drei Länder sind in den vergangenen Jahren zu wichtigen Drehscheiben für Montage und Vertrieb chinesischer ASIC-Hardware geworden. Nach der Ankündigung begannen zahlreiche Unternehmen, möglichst viele Geräte noch vor dem Stichtag in die USA zu transportieren.

Logistischer Ausnahmezustand

Verschiedene Logistikdienstleister organisierten in kürzester Zeit den Versand von Mining-Hardware aus den südasiatischen Ländern in die USA.

So charterte der kanadische Logistikdienstleister Sealion Cargo neben zahlreichen Lastwagen und Schiffen insgesamt fünf Flugzeuge, um Hardware im Wert von 330 Millionen US-Dollar rechtzeitig aus Thailand, Malaysia und Indonesien in die USA zu transportieren.

Bei einem potenziellen Risiko von über 80 Millionen Dollar an zusätzlichen Zollgebühren hatte jeder Flug, jeder Lastwagen und jede Palette, die wir anfassten, nur eine Aufgabe: schneller als der Zolltermin zu sein.
Christopher Berschel, Präsident von Sealion Cargo

Auch andere Mining-Unternehmen und Logistiker wie Compass Mining, Luxor Technology, EES Freight Services und World Air Logistics berichteten von hektischen Operationen, um Tausende Mining-Geräte rechtzeitig liefern zu können. Dies geschah teilweise unter abenteuerlichen Bedingungen: So übernahm EES Freight Services die Lieferung von der Insel Batam. Während der Transport per Schiff zum Flughafen in Singapur reibungslos verlief, verzögerte sich der Lufttransport ab Batam, weil es am Inselflughafen keine Gabelstapler für die Beladung der Flugzeuge gab.

In einem regelrechten „Non-Stop-Betrieb“ wurden Lastwagen, Schiffe und Flugzeuge bis zum 8. April koordiniert und beladen. Teilweise soll dabei etwa das 20-Fache der üblichen Seefrachtkosten und das Vierfache der Luftfrachtpreise gezahlt worden sein, um die Geräte rechtzeitig in die USA zu importieren.

Trumps wechselhafte Handelspolitik

Am 9. April kündigte Trump jedoch überraschend eine 90-tägige Aussetzung der reziproken Zölle an. Der neue 10-%-Mindestzoll gilt jedoch weiterhin, so wie die astronomisch hohen Zölle auf Importe aus China.

Der gesamte logistische Kraftakt stellte sich letztlich dennoch als überflüssig und unnötig kostspielig heraus. Das Beispiel zeigt, wie unsicher und teuer es für US-Firmen geworden ist, ihre globalen Lieferketten an Trumps unvorhersehbare Handelspolitik anzupassen.

Belastung der US-Mining-Industrie

Insbesondere die Bitcoin-Mining-Branche, die auf leistungsstarke Hardware aus Asien angewiesen ist, leidet unter den aktuellen Entwicklungen. Die Unsicherheit wirkt sich auch auf die Aktienkurse börsennotierter Mining-Unternehmen wie MARA Holdings oder Cleanspark aus. 

Die neue Zollpolitik könnte das Wachstum der Branche in den USA deutlich bremsen, warnte Taras Kulyk, CEO von Synteq Digital, einem der größten Makler für ASIC-Miner. Das handelspolitische Hin und Her schafft ein Klima, in dem es sehr schwer ist, langfristige Geschäftsentscheidungen zu treffen.

Blocktrainer.de berichtete bereits über die sich verändernde Dynamik und die möglichen Konsequenzen des Handelskonflikts zwischen den USA und China für die US-amerikanische Mining-Branche. Die neuen Importzölle verschärfen diese Situation und stehen im Widerspruch zu den Vorhaben und den Wahlkampfversprechen Donald Trumps, die US-Mining-Industrie zu fördern. 

Trump hatte versprochen, die USA zum „Bitcoin-Mining-Powerhouse“ zu machen, mit dem Ziel, dass alle verbleibenden Bitcoin in den USA geschürft werden. Ende März hat Eric Trump, Sohn des US-Präsidenten, bekannt gegeben, dass er sein unternehmerisches Engagement auf das Bitcoin-Mining ausweitet. Die zusätzlichen Kosten durch Importzölle sind jetzt jedoch ein nicht zu unterschätzendes Risiko für den Mining-Standort USA.

Wie geht es weiter?

Ob die US-amerikanische Mining-Branche unter Präsident Trump dennoch florieren kann – etwa dadurch, dass er den Sektor politisch unterstützt –, werden die kommenden Monate zeigen. 

Neben der Förderung einer eigenen ASIC-Produktion, günstigeren Stromtarifen oder der Schaffung alternativer Einnahmequellen für die Mining-Unternehmen wäre auch eine Reduzierung der Zollbelastung denkbar, um die Branche zu beleben und mehr Investitionen anzuziehen.

Dazu müsste sich Trump jedoch für eine Zollbefreiung von Mining-Hardware entscheiden – ähnlich der kürzlich verkündeten temporären Senkung der Zölle auf bestimmte Elektronikgeräte aus China auf 10 Prozent. Allerdings betonte die Trump-Administration bereits, dass diese Erleichterung nur temporär sei. 

Für Mining-Unternehmen dürfte die Unsicherheit vorerst wohl kaum abnehmen – selbst wenn Importe von Mining-Hardware von höheren Zöllen befreit werden sollten.

Stefan

Über den Autor: Stefan

Stefan ist studierter Medienwissenschaftler und Sinologe sowie selbstständig im künstlerisch-publizistischen Bereich. Neben den monetären Eigenschaften interessiert er sich vor allem für die sozialen und ökologischen Aspekte von Bitcoin und dem Bitcoin-Mining.

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