Der Bitcoin-Kurs gerät momentan wieder deutlich unter Druck. In der Nacht kostete ein BTC zeitweise nur noch rund 55.550 US-Dollar. Damit notiert Bitcoin derzeit etwa 25 Prozent niedriger als zum aktuellen Allzeithoch von rund 74.000 US-Dollar, das BTC Mitte März erreicht hat.

Gründe für die aktuelle Kursschwäche scheinen die Saisonalität, wieder aufflammende Rezessionsängste und Verkaufsdruck über die Bitcoin-Spot-ETFs zu sein.

Schwach in den September

Bitcoin startete bisher mit einem Minus von rund 4 Prozent in den September. Der September ist generell ein besonders schwacher Börsenmonat. Für Bitcoin ist es historisch betrachtet auch der schlechteste Monat. In den vergangenen elf Jahren konnte das Asset nur in drei Fällen den September mit einem Kurszuwachs beenden. Durchschnittlich verlor Bitcoin fast 5 Prozent in diesem Monat seit dem Jahr 2013.

Da die US-Börsen am Montag aufgrund eines Feiertags geschlossen waren, war gestern der erste richtige Handelstag des neuen Monats. Der Technologieindex Nasdaq verlor im Tagesverlauf etwa 3 Prozent. Das lag zu einem großen Anteil an dem gestrigen 10-Prozent-Kurseinbruch des Schwergewichts Nvidia. Das große Grafikkartenunternehmen vernichtete gestern allein rund 280 Milliarden US-Dollar an Börsenwert – ein Negativrekord für den Aktienmarkt.

Auch wenn Bitcoin 24 Stunden an jedem Tag handelbar ist, sind die Aktivitäten an der Wall Street momentan der wohl einflussreichste Faktor für den Kurs. Bitcoin verlor am ersten Handelstag des neuen Monats etwa 3 Prozent. Dies war von schlechten Daten der US-amerikanischen Bitcoin-Spot-ETFs begleitet, die gestern nach dem langen Wochenende wieder ein hohes Handelsvolumen verzeichneten.

Bitcoin-ETFs mit schwachen Daten

Die Bitcoin-Spot-ETFs aus den USA haben gestern mit 288 Millionen US-Dollar an Abflüssen den drittschlechtesten Tag seit der Zulassung verzeichnet. Für den ETF von Fidelity ($FBTC) war es sogar der zweitschlechteste Tag.

Den Anlageprodukten sind jetzt bereits fünf Tage in Folge Mittel abgeflossen – der Negativrekord liegt in dieser Hinsicht bei sieben Tagen. Die kumulierten Zuflüsse seit der Zulassung betragen jetzt „nur“ noch 17,3 Milliarden US-Dollar und damit 700 Millionen weniger als zum Höchststand vom 26. August.

Rezessionsängste kommen wieder auf

Grund für die aktuelle Zurückhaltung an den Kapitalmärkten, die sich auch auf Bitcoin auszuwirken scheint, dürften die wieder aufflammenden Rezessionsängste bezüglich der USA sein, die den Bitcoin-Kurs Anfang August auch unter die Marke von 50.000 US-Dollar gezogen haben.

Der gestern gemeldete Einkaufsmanager-Index (ISM-Index) für den August ist schwächer ausgefallen als erwartet und lässt auf eine schwierige Lage der US-Industrie schließen. „Die Wirtschaftstätigkeit im verarbeitenden Gewerbe schrumpfte im August zum fünften Mal in Folge und zum 21. Mal in den letzten 22 Monaten“, heißt es im jüngsten ISM-Report. CNBC titelte daraufhin: „Schwache Produktionszahlen lassen eine Verlangsamung der US-Wirtschaft befürchten“.

Besonders spannend für die Kapitalmärkte dürften aber die Arbeitsmarktdaten für den August sein, die am Freitag offengelegt werden. Die kommenden Wochen und Monate werden also zeigen, ob es der US-Wirtschaft gelingt, eine (stärkere) Rezession inklusive hoher Arbeitslosigkeit abzuwenden.

Besiegelte Sache ist jedoch, dass die US-Notenbank bei der Tagung am 18. September das erste Mal seit März 2020 wieder die Zinsen senken wird, um so der Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Unklar ist noch, ob es einen Zinsschritt um 25 oder gar 50 Basispunkte geben wird – die Wahrscheinlichkeiten stehen hier derzeit bei etwa 60 zu 40 Prozent.

Noch gibt es Hoffnung auf das sogenannte „Goldlöckchenszenario“, in dem die Inflation weiter zurückläuft, die US-Notenbank wieder die Geldpolitik lockert und die US-Wirtschaft stabil bleibt. Ob die Kapitalmärkte die Zinssenkungen auch kurz- und mittelfristig positiv auffassen werden, hängt letztlich davon ab, wie sich es um die ökonomische Lage der relevantesten Volkswirtschaft der Welt steht.

Positives viertes Quartal in Sicht?

So sehr der September auch ein schwacher Monat für Bitcoin ist, so stark ist generell das vierte Quartal für das Asset. Durchschnittlich konnte BTC in den vergangenen elf Jahren 88 Prozent in der Zeitspanne von Oktober bis Dezember zulegen. Sieben von elf Malen konnte Bitcoin seit 2013 in Q4 einen Kurszuwachs verzeichnen.

Insbesondere der Oktober und November stechen mit einer hohen Performance heraus. Die beiden Monate sind mit einer durchschnittlichen Performance von mehr als 20 und über 40 Prozent historisch gesehen die mit Abstand besten Monate für das Asset.

In diesem Jahr dürfte zudem die aller Voraussicht nach im September eingeleitete Zinswende der US-Notenbank für den nötigen Rückenwind sorgen. Auch die im November anstehende US-Präsidentschaftswahl könnte sich als positiver Katalysator herausstellen – und das nicht nur, weil mit Donald Trump womöglich ein Pro-Bitcoin-Präsident ins Weiße Haus gewählt werden könnte.

Generell laufen die Kapitalmärkte in den Jahren der US-Wahlen gut – vornehmlich auch gegen Ende des Jahres. In der noch jungen Historie weist auch Bitcoin nach der Präsidentschaftswahl eine deutlich positive Performance auf.

Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich Bitcoin in den kommenden Wochen und Monaten noch entwickeln wird. Die voraussichtlich steigende globale Liquidität, mit der BTC stark korreliert, könnte ein Haupttreiber für weite steigende Notierungen sein. Auch die US-Präsidentschaftswahl und der generelle Bitcoin-Zyklus, der bisher immer dazu geführt hat, dass das Asset einige Monate nach dem Halving – also der Verknappung neu hinzukommender Einheiten – parabolisch angestiegen ist, lassen Hoffnung auf eine Fortsetzung der Bull Runs zu.

Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist studierter Volkswirt mit journalistischer Erfahrung außerhalb von Blocktrainer.de. Seit 2020 ist Tristan im Bitcoin-Space aktiv, schon in den Jahren zuvor beschäftigte er sich mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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