Der eine oder die andere dürfte sich gewundert haben, als er oder sie heute Morgen den Bitcoin Preis gesehen hat. Innerhalb von nur drei Stunden stürzte der Bitcoin Preis um ca. 20% von 53.000 US-Dollar auf 42.000 US-Dollar ab. Bei solch großen Preisbewegungen ist es immer interessant sich den Derivatemarkt genauer anzusehen. Dieser sorgt für die kurzfristige Volatilität und ist meistens der Auslöser für große Preisbewegungen.
Ursachen
Innerhalb von einer Stunde wurden 1,79 Milliarden US-Dollar an Long-Positionen liquidiert. Zum Vergleich: Als El Salvador im September das Bitcoin-Gesetz einführte und es ebenfalls zu einem starken Preissturz kam, wurden innerhalb von 24 Stunden 1,23 Milliarden US-Dollar an Long-Positionen liquidiert. Wie hoch das gesamte Liqudierungsvolumen heute in der Nacht war, kann noch nicht genau gesagt werden. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass es mehr als 2 Milliarden US-Dollar waren.
Der Derivatemarkt und die Tradern mit zu großen Hebelpositionen sorgten immer wieder in der Vergangenheit für große Preissprünge in beide Richtungen. Das Volumen der offenen Futures Verträge stürzte massiv ein. Innerhalb von 24 Stunden nahm das Volumen um 4,423 Milliarden US-Dollar ab. Das entspricht immerhin einem Rückgang von 20% des Gesamtvolumens. Viele Trader wurden gezwungen ihre Positionen zu schließen oder sie wurden liquidiert.
War der Crash vorhersehbar?
Im Nachhinein ist es immer einfach, die Ereignisse aus der Vergangenheit als unausweichlich zu betrachten. Dennoch gab es Anzeichen, die darauf hindeuteten, dass der Derivatemarkt wieder kurz vor einer möglichen Liquidierungswelle steht.
Die Funding Rates (Ausgleichszahlungen) für die Futures Positionen waren seit mehr als zwei Monaten durchgängig positiv. Dies bedeutet das Marktsentiment im Derivatemarkt war im Allgemeinen eher bullisch eingestellt. Langfristige positive Funding Rates sind jedoch oft ein Anzeichen dafür, dass sich das Marktsentiment bald drehen könnte. Schließlich kann ein Markt nicht nur in eine Richtung gehen.
Gestern Abend ereignete sich die erste Liqudierungswelle, bei der Long-Positionen in Höhe von 112 Millionen US-Dollar liquidiert worden sind. Eine gesunde Antwort des Derivatemarkt ist es, dass mit dem Rückgang des Spot-Preises gleichzeitig die Funding Rates fallen. Das würde bedeuten, dass die Trader erkennen, dass der Markt allgemein schwächelt und sie ihre Positionen entweder selbst schließen oder mit großer Vorsicht offen lassen. Das sahen wir gestern allerdings nicht.
Fällt der Spot Preis von Bitcoin, die Funding Rates steigen aber, bedeutet das, dass die Trader versuchen den Dip mit noch mehr Hebel zu kaufen. Ein schwächelnder Spot Markt trifft auf einen Derivatemarkt mit Trader, die zu viel Hebel benutzen. Die Gefahr einer massiven Liquidierungswelle steigt.
Erst als die zweite große Liquidierungwelle heute am Morgen eingetreten ist, haben sich die Funding Rates normalisiert. Das erste Mal seit mehr als zwei Monaten sind die Funding Rates auf den großen Handelsseiten negativ. Ein gutes Anzeichen, dass das Schlimmste überstanden ist.
Ein weiterer möglicher Indikator war die Zahl der Futures Verträge. Während bei einem Preisrückgang von Bitcoin die Gesamtmenge der Verträge durch Liquidierungen normalerweise rückläufig ist, sahen wir das in den letzten Wochen ebenfalls nicht. Selbst als vor einer Woche aufgrund der "Omikron" Meldung Bitcoin um 10% fiel, stieg die Zahl der Verträge leicht an. Wie oben bereits erwähnt ist das ein Zeichen für einen schwächelnden Spot Markt, während der Derivatemarkt sich dagegen wehrt.
Fazit
Kurzfristige Preisbewegungen bei Bitcoin sind meistens durch den Derivatemarkt ausgelöst. Es muss in den nächsten Tagen beobachtet werden wie sich der Spot Markt verhält. Verkaufen langfristige oder vermehrt kurzfristige Hodler? Diese Metriken sind für die nächste Zeit wichtiger als der Derivatemarkt. Mit dem massiven Rückgang des Futures Volumens und der Funding Rates sind die Weichen gestellt für einen weiteren gesunden Markt. Ein außer Kontrolle geratener Derivatemarkt führt zur Manipulation des Spotmarktes. Die Liquidierungswellen garantieren, dass der Derivatemarkt nicht einen zu großen Einfluss auf den Spot-Preis von Bitcoin hat. Für Hodler kann das natürlich anstrengend sein, aber gleichzeitig ist es natürlich auch eine gute Möglichkeit seine Bitcoin-Position günstig zu vergrößern. ;)