Immer wieder berichten Nutzer von Bitcoin-Brokern und -Börsen, dass ihre Auszahlungen blockiert oder ihre Konten gesperrt wurden – teilweise ohne ersichtlichen Grund und ohne nachvollziehbare Kommunikation seitens der Anbieter. 

Solche Vorfälle sorgen nicht nur für Unverständnis in der Community, sondern führen auch zu wachsender Kritik an zentralisierten Bitcoin-Dienstleistern. Doch was steckt wirklich hinter diesen Maßnahmen – und warum sind die Anbieter selbst oft machtlos?

Ein Problem, das jeden Anbieter betrifft

Egal, ob Coinfinity, 21bitcoin, Relai, Pocket, Bitvavo, Kraken oder andere: Praktisch jeder regulierte Anbieter ist früher oder später mit dem Vorwurf konfrontiert, Kunden ohne triftigen Grund ausgeschlossen oder Auszahlungen verzögert zu haben. 

In einschlägigen Foren, unter Tweets oder in App-Bewertungen finden sich immer wieder Kommentare enttäuschter Nutzer, die ihrem Ärger Luft machen – teils mit drastischer Wortwahl. 

Doch während es vereinzelt tatsächlich zu Fehlern kommen kann, ist ein Großteil dieser Fälle auf ein zentrales Thema zurückzuführen: die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben zur Geldwäscheprävention.

Wer trägt die Schuld?

Was viele übersehen: Die Bitcoin-Anbieter handeln in diesen Situationen nicht willkürlich oder aus eigenem Interesse, sondern weil sie es müssen. Sie unterliegen dem europäischen und nationalen Geldwäschegesetz (GwG) sowie entsprechenden regulatorischen Anforderungen. 

Sobald ein Anbieter auch nur den Verdacht hegt, dass ein Nutzer in potenziell illegale Aktivitäten verwickelt sein könnte – sei es durch ungewöhnliche Transaktionsmuster, Auffälligkeiten bei der Herkunft der Mittel oder andere Risikosignale –, ist er gesetzlich verpflichtet, zu handeln.

Das bedeutet konkret:

  • Verdächtige Transaktionen müssen gemeldet werden.
  • Bis zur Klärung kann (bzw. muss) das betroffene Konto eingefroren oder gesperrt werden.
  • Und das Wichtigste: Der Kunde darf darüber nicht informiert werden.

Vorwürfe von „Intransparenz“ oder „schlechtem Support“ sind in den meisten Fällen entsprechend ungerechtfertigt, da die Anbieter sehr gerne Auskunft geben würden, dies jedoch aus rechtlichen Gründen nicht dürfen.

Die Rechtslage im Detail: Schweigen ist Pflicht!

Laut § 43 GwG sind Unternehmen wie Bitcoin-Broker verpflichtet, Verdachtsmeldungen an die „Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen“ oder auch „Financial Intelligence Unit (FIU)“ zu übermitteln. 

Gleichzeitig verbietet § 47 GwG explizit, den betroffenen Kunden darüber zu informieren. Dieses sogenannte Tipping-Off-Verbot dient dazu, Ermittlungen nicht zu gefährden, Beweise nicht zu vernichten und keine Fluchtmöglichkeiten zu eröffnen.

Selbst wenn ein Anbieter also gerne Transparenz bieten würde, darf er dem Kunden nicht mitteilen, dass ein Geldwäscheverdacht vorliegt – auch dann nicht, wenn der Verdacht sich später als unbegründet herausstellt. Für die Betroffenen ist das frustrierend, doch das Schweigen vonseiten der Broker und Börsen ist leider gesetzlich vorgeschrieben.

Die wahre Ursache: übergriffige Regulierung

Statt also ausschließlich den Dienstleistern den schwarzen Peter zuzuschieben, sollte die Diskussion eine Ebene tiefer ansetzen: bei der zunehmend bevormundenden und übergriffigen Regulierung im Finanzbereich.

Was einst mit sinnvollen Maßnahmen gegen organisierte Kriminalität begann, hat sich mittlerweile zu einem bürokratischen Netz entwickelt, das grundlegende Freiheiten beschneidet, Privatsphäre untergräbt und selbst redlich handelnde Bürger unter Generalverdacht stellt. Gerade im Zusammenhang mit Bitcoin – einem offenen, neutralen Geldsystem – ist diese Entwicklung besonders bedenklich.

Es braucht daher nicht nur technische, sondern auch gesellschaftliche und politische Antworten auf die Frage, wie viel Kontrolle und Überwachung im Finanzsystem noch akzeptabel ist.

Mein Konto wurde gesperrt – was kann ich tun?

Wenn du selbst von einer Sperrung oder verzögerten Auszahlung betroffen bist, gibt es leider nur begrenzte Handlungsmöglichkeiten, da der Anbieter nun mal gesetzlich zum Schweigen verpflichtet ist. Dennoch kannst du folgende Schritte unternehmen:

  • Ruhe bewahren: Auch wenn es schwerfällt – aggressive Kommunikation oder öffentliche Anschuldigungen helfen selten weiter und können die Situation unter Umständen sogar verschärfen.
  • Kontakt zum Support aufnehmen: Formuliere dein Anliegen sachlich und bitte um allgemeine Informationen zum Bearbeitungsstand. Auch wenn dir keine Details genannt werden dürfen, kann manchmal bestätigt werden, dass eine „interne Prüfung“ läuft oder es sich um „regulatorische Gründe“ handelt. Bei einer solchen Antwort liegt der tatsächliche Grund „Geldwäscheverdacht“ nahe.
  • Geduldig bleiben: Prüfverfahren im Rahmen des Geldwäschegesetzes können sich über Tage oder sogar Wochen ziehen, insbesondere wenn externe Behörden involviert sind.
  • Rechtlichen Beistand suchen: Falls du nach längerer Zeit keine Rückmeldung erhältst oder dein Guthaben dauerhaft eingefroren bleibt, kann ein Anwalt für Bank- oder Kapitalmarktrecht prüfen, ob deine Rechte verletzt wurden. 

Wichtig: In der Regel handelt es sich bei dem Vorgehen eben nicht um Enteignung, Schikane oder Betrug, sondern um eine gesetzlich angeordnete Prüfpflicht. Bitte bedenke dies, bevor du entsprechende Anschuldigungen machst.

Fazit: Kritik gehört der Politik

Die Kritik an Bitcoin-Anbietern wegen gesperrter Konten oder eingefrorener Gelder ist verständlich – doch sie trifft oft die Falschen. Wer in einem regulierten Umfeld agiert, muss sich an geltendes Recht halten. Die eigentliche Verantwortung liegt bei jenen, die diese immer engmaschigeren Regeln erlassen.

Anstatt sich nur über die Anbieter zu empören, sollte die Diskussion viel stärker in Richtung der gesetzgeberischen Übergriffigkeit gelenkt werden, die immer häufiger auch redliche Nutzer trifft – unter dem Deckmantel von Sicherheit und Kontrolle.

Wer sich dem entziehen will, kann lediglich auf den Handel außerhalb regulierter Plattformen zurückgreifen – etwa über Peer-to-Peer-Märkte (P2P) wie Bisq oder privat bei Meetups oder über Services wie Vexl. Dies geht in den meisten Fällen aber mit anderen nicht zu unterschätzenden Trade-offs einher. Beispielsweise können hier Probleme auftreten, wenn man diese Coins auf einer Börse veräußern möchte.

Die Frage lautet also nicht nur „Warum sperrt mich mein Anbieter aus?“, sondern vor allem:

„Wie können wir es langfristig verhindern, dass der Zugang zu einem freien, globalen Geldsystem von der Zustimmung staatlicher Instanzen abhängt?“

René

Über den Autor: René

René ist bei Blocktrainer.de-Mitarbeiter der ersten Stunde. Als „Chief Operation Officer“ ist er mittlerweile hauptsächlich mit strategischen und organisatorischen Aufgaben betraut, findet jedoch Freude daran, zeitweise redaktionell tätig zu sein. In den vielen Jahren, in denen er im Bitcoin-Kosmos unterwegs ist, hat er sich ein breit gefächertes Know-how in sämtlichen Bereichen rund um die bedeutendste Kryptowährung angeeignet.

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