Aktionäre von Amazon fordern Auseinandersetzung mit Bitcoin-Strategie
Aktionäre des E-Commerce-Giganten Amazon haben einen Vorschlag verfasst, der vorsieht, dass sich das Unternehmen mit der Option einer Investition in Bitcoin auseinandersetzt, um so den Unternehmenswert zu steigern.
Die Aktionäre fordern den Verwaltungsrat auf, eine Bewertung vorzunehmen, um festzustellen, ob die Aufnahme von Bitcoin in den Bestand des Unternehmens im besten langfristigen Interesse der Aktionäre ist.
Aus dem Shareholder Proposal
Bei dem Unternehmen Microsoft steht ein ähnlicher Aktionärsvorschlag für die morgige Hauptversammlung zur Abstimmung – Blocktrainer.de berichtete. In beiden Fällen ist es der Thinktank National Center for Public Policy Research (NCPPR), der sich für die Bitcoin-Strategie einsetzt.
„Bitcoin Treasury Assessment“
In dem Aktionärsvorschlag argumentiert das NCPPR, wieso eine Investition in Bitcoin die bessere Verwendung überschüssiger Barmittel sein kann. Dafür wird auf die schwache inflationsbereinigte Rendite der aktuellen Unternehmensbilanz verwiesen.
Zum 30. September 2024 verfügt Amazon über ein Gesamtvermögen von 585 Milliarden US-Dollar, wovon 88 Milliarden US-Dollar auf Barmittel, Barmitteläquivalente und marktgängige Wertpapiere entfallen, darunter US-Staatsanleihen, ausländische Staatsanleihen und Unternehmensanleihen. Da Barmittel ständig entwertet werden und die Anleiherenditen niedriger sind als die tatsächliche Inflationsrate, schützt Amazon Milliarden von US-Dollar an Aktionärswert nicht angemessen, indem es einfach diese Vermögenswerte hält.
Amazon sollte – und hat vielleicht sogar die Treuepflicht dazu – in Erwägung ziehen, der Bilanz Vermögenswerte hinzuzufügen, die mehr Wertzuwachs bringen als Anleihen, auch wenn diese Vermögenswerte kurzfristig volatiler sind.
Aus dem Shareholder Proposal
Um zu erklären, wieso Bitcoin eine bessere Alternative sein kann, führt das NCPPR nicht nur die Rendite des Assets an, sondern auch den Erfolg des Unternehmens MicroStrategy, das eine Bitcoin-Strategie verfolgt.
Bis zum 6. Dezember 2024 stieg der Bitcoin-Kurs um 131 % gegenüber dem Vorjahr und übertraf damit Unternehmensanleihen um durchschnittlich 126 %. In den vergangenen fünf Jahren stieg der Bitcoin-Kurs um 1.246 % und übertraf damit Unternehmensanleihen im Durchschnitt um 1.242 %.
Die Aktie von MicroStrategy – das Bitcoin in seiner Bilanz hält – übertraf die Amazon-Aktie im vergangenen Jahr um 537 %.
Aus dem Shareholder Proposal
Außerdem heißt es im Proposal, dass immer mehr Unternehmen auf Bitcoin setzen, große Vermögensverwalter darauf basierende ETFs anbieten und die USA eventuell sogar im kommenden Jahr einen strategischen Bestand etablieren werden, so wie es der designierte US-Präsident Donald Trump versprochen hat.
Die Einführung von Bitcoin durch Institutionen und Unternehmen wird immer alltäglicher: mehr börsennotierte Unternehmen wie Tesla und Block haben Bitcoin in ihre Bilanzen aufgenommen; Amazons zweit- und viertgrößter institutioneller Aktionär – BlackRock bzw. Fidelity – bieten ihren Kunden einen Bitcoin-ETF an; und die US-Regierung könnte 2025 eine strategische Bitcoin-Reserve bilden.
Aus dem Shareholder Proposal
Die noch hohe Volatilität von Bitcoin relativieren die aktivistischen Aktionäre, indem sie anführen, dass auch die Amazon-Aktie in der Vergangenheit starken Schwankungen unterlegen war. Dieses „Problem“ sei zudem durch eine kleine Bitcoin-Position zu lösen, heißt es in dem Vorschlag.
Entsprechend fordert das NCPPR, dass die mehr als 2 Billionen US-Dollar schwere Aktiengesellschaft evaluiert, im Mindesten 5 Prozent der Unternehmensbilanz in Bitcoin zu diversifizieren, um dadurch den langfristigen Wert für die Aktionäre zu steigern.
Zumindest sollte Amazon die Vorteile des Haltens von einem Teil, wenn auch nur 5 %, seines Vermögens in Bitcoin prüfen.
Aus dem Shareholder Proposal
Dickschiffe bald mit Bitcoin-Strategie?
Ob sich andere Amazon-Aktionäre mit ihrer Stimme ebenfalls für die Idee von Bitcoin-Käufen starkmachen werden, dürfte die Aktionärsversammlung im April kommenden Jahres zeigen. Bislang ist auch nicht bekannt, wie der Verwaltungsrat von Amazon Bitcoin-Investitionen gegenüber eingestellt ist.
Morgen, am 10. Dezember 2024, findet die Aktionärsversammlung von Microsoft statt, für die ein ähnlicher Aktionärsvorschlag vom NCPPR zur Abstimmung steht. Eine dreiminütige Videopräsentation von MicroStrategy-Gründer Michael Saylor soll darüber hinaus die nötige Überzeugungsarbeit leisten.
Der Verwaltungsrat von Microsoft riet zwar bereits dazu, dagegen zu stimmen, da Bitcoin schon eine Rolle bei der Suche nach geeigneten Investitionsmöglichkeiten spiele, jedoch dürften die Ergebnisse der Abstimmung sowie die weitere Bewertung durch die Unternehmensführung von Microsoft einen Anhaltspunkt dafür geben, wie wahrscheinlich Bitcoin-Käufe durch die ganz großen Unternehmen sind.