In der vergangenen Woche reichte die AfD-Fraktion einen Pro-Bitcoin-Antrag ein. In diesem forderten die Bundestagsabgeordneten unter anderem, dass Bitcoin-Gewinne nach der einjährigen Haltefrist steuerfrei bleiben, womit sich die Partei gänzlich anders positioniert als der SPD-Flügel „Seeheimer Kreis“ in seinem neuen Strategiepapier.
Auch das Thema der Bitcoin-Reserve fand indirekt Berücksichtigung, als die AfD-Politiker rund um Dirk Brandes der Bundesregierung vorwarfen, es zu versäumen, Bitcoin strategisch „als ein im Rahmen der Währungsreserven gehaltener Vermögensgegenstand zu würdigen“.
Eine konkrete Forderung nach dem Aufbau einer Bitcoin-Reserve gab es in dem Antrag jedoch nicht – auch wenn die AfD-Fraktion in den Quellen auf einen Blocktrainer.de-Artikel verwies, in dem es um die Argumente für den Bitcoin-Kauf von Zentralbanken geht.
Bei dem nachgelagerten Kontext zur Begründung des Antrags hieß es überdies etwas zurückhaltend, dass Bitcoin in Zeiten monetärer und geopolitischer Instabilität einen Vermögensgegenstand darstellen könnte, dessen Aufnahme in staatliche Währungsreserven denkbar wäre – und das auch nur, wenn man Bitcoin als „digitales Gold“ einordnet.
Insofern man die Analogie von Bitcoin als Gold der digitalen Sphäre akzeptiert, wäre Bitcoin als Outside-Money oder im Sinne der Terminologie von Knapp als digitales „authylisches Geld“ zu klassifizieren und damit in Zeiten zunehmender monetärer und geopolitischer Instabilität als potenzieller, leicht dezentral grenzüberschreitend „tauschbarer“ Vermögensgegenstand im Rahmen der staatlichen Währungsreserven denkbar.
Aus dem AfD-Antrag
Neue Forderung nach Bitcoin-Reserve
In einem Post zu dem Antrag, den die AfD-Fraktion im Bundestag einige Tage später auf der Plattform 𝕏 absetzte, hieß es dann aber plötzlich wie folgt:
Wir bringen unter Federführung unseres Abgeordneten Dirk Brandes einen zukunftsweisenden Antrag in den Deutschen Bundestag ein. Ziel ist die Stärkung digitaler Eigenverantwortung und die Förderung eines freien, dezentralen Geldsystems auf Basis von Bitcoin.
Mit unserem Antrag fordern wir die Bundesregierung auf, Bitcoin als strategische Zukunftstechnologie anzuerkennen, staatliche Bitcoin-Reserven aufzubauen, Pilotprojekte für Zahlungen in Bitcoin im öffentlichen Bereich zu ermöglichen und die steuerliche Benachteiligung von Kryptowerten zu beenden. Deutschland muss in diesem Bereich endlich Innovationsführer werden – nicht Kontrollstaat.
AfD-Bundestagsfraktion auf 𝕏
Auch wenn der Antrag – anders als hier dargestellt – keine explizite Forderung des Aufbaus einer strategischen Bitcoin-Reserve enthält, macht die Bundestagsfraktion der AfD mit diesem Post deutlich, dass diese Position im Sinne der Partei ist.
Wir bringen unter Federführung unseres Abgeordneten @DirkBrandes74 einen zukunftsweisenden Antrag in den Deutschen #Bundestag ein. Ziel ist die Stärkung digitaler Eigenverantwortung und die Förderung eines freien, dezentralen Geldsystems auf Basis von #Bitcoin.
— AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag 🇩🇪 (@AfDimBundestag) October 28, 2025
Mit unserem… pic.twitter.com/j2ZLZt2j78
Bitcoin-Reserve und Deutschland
Die AfD ist mit der Positionierung für den Aufbau einer staatlichen Bitcoin-Reserve momentan allein auf weiter Flur.
Christian Lindner, ehemals Finanzminister und Bundesvorsitzender der FDP, forderte kurz vor der Bundestagswahl lediglich, dass EZB und Bundesbank die Aufnahme von Krypto-Assets in die Währungsreserven prüfen sollen. Im FDP-Wahlprogramm hieß es dann schließlich, dass die Partei dafür offen sei, dass „Kryptowährungen wie Bitcoin als Währungsreserven“ verwendet werden.
Währenddessen gibt es mit Marvin Schulz einen CDU-Bundestagsabgeordneten, der sich dafür starkmacht, dass Deutschland eine Bitcoin-Reserve errichtet.
Der Bitcoin-Antrag der AfD, der diese Forderung ohnehin nicht explizit enthält, dürfte letztlich wenig bewegen. Es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass alle anderen Bundestagsparteien dagegen stimmen werden.
Dennoch: Eine staatliche Bitcoin-Reserve ist eine Idee, deren Zeit gekommen ist. US-Präsident Donald Trump unterzeichnete im März dieses Jahres ein Dekret, das unter anderem vorsieht, dass die USA keine BTC im staatlichen Besitz mehr verkaufen, sondern diese als strategische Reserve halten. Die budgetneutrale Akkumulation des Assets ist laut dem Dekret zudem erlaubt.
Die USA kontrollieren laut der Analyseplattform Arkham Intelligence nach der jüngsten Konfiszierung rund 326.000 BTC im Gegenwert von mehr als 35 Milliarden US-Dollar.
In den vergangenen Monaten haben schließlich immer mehr Nationen damit begonnen, eine Bitcoin-Reserve aufzubauen beziehungsweise möglich zu machen. Darunter die Vereinigten Arabischen Emirate, Pakistan, Kasachstan, Kirgistan und seit längerer Zeit schon El Salvador und das Königreich Bhutan. Der EU-Mitgliedstaat Luxemburg hält inzwischen über den eigenen Staatsfonds sogar Bitcoin-ETFs.
Das Bundesland Sachsen hingegen verkaufte im Sommer vergangenen Jahres knapp 50.000 BTC für einen deutlich niedrigeren Kurs. Die Coins wären jetzt rund 2 Milliarden Euro mehr wert als zum Zeitpunkt der „Notveräußerung“.
Rund um den Globus wird diese Entscheidung belächelt. Eric Trump, Sohn des US-Präsidenten, bezeichnete es in einem Podcast jüngst sogar als „schlechteste Investitionsentscheidung, die jemals eine Regierung getroffen hat“.