Heute vor einem Jahr, am 11. Januar 2024, hatten die US-amerikanischen Bitcoin-Spot-ETFs ihren ersten Handelstag. 365 Tage später lässt sich festhalten, dass die Anlageprodukte im ersten Jahr alle Erwartungen gesprengt haben – auf vielerlei Ebenen.

Der „iShares Bitcoin Trust (IBIT)“ von BlackRock legte den besten ETF-Start aller Zeiten hin. Außerdem hat das erste Jahr der Bitcoin-Spot-ETFs das des ersten Gold-Spot-ETFs mehr als nur in den Schatten gestellt.

Diejenigen, die erwartet haben, dass die Zulassung der Anlageprodukte einen enormen Einfluss haben wird, sollten Recht behalten. Dieser wichtige Schritt für die weitere Adoption des Assets hat nämlich sicherlich einen elementaren Beitrag dazu geleistet, dass sich der Bitcoin-Kurs seit dem ersten Handelstag in etwa verdoppelt hat.

Ein steiniger Weg bis zur Zulassung

Einige Jahre wartete die Bitcoin-Community darauf, dass die US-amerikanische Securities and Exchange Commission (SEC) den Handel von Bitcoin-Spot-ETFs genehmigt. Den ersten Versuch gab es nämlich schon vor mehr als elf Jahren durch die Winklevoss-Zwillinge. Die frühen Bitcoin-Investoren reichten im Sommer 2013 einen Antrag für den „Winklevoss Bitcoin Trust“ ein.

Die SEC stellte sich der Zulassung von Bitcoin-Spot-ETFs jedoch immer wieder in den Weg, mit der Begründung, dass der Bitcoin-Markt nicht ausgereift genug sei oder Krypto-Börsen nicht über die notwendigen Kontrollen verfügen würden, um Manipulationen zu verhindern.

In Europa gab es hingegen schon vor einigen Jahren mit Spot-ETFs vergleichbare Anlageprodukte – nämlich ETNs und ETCs. Aufgrund der UCITS-Richtlinie dürfen ETFs in der EU nicht nur ein Asset abbilden. Auch Kanada war den USA voraus. Dort war ein Bitcoin-Spot-ETF seit dem Februar 2021 bereits handelbar.

Die SEC genehmigte im Oktober 2021 Bitcoin-Futures-ETFs. Diese sind jedoch nicht mit „echten“ Bitcoin gedeckt und aufgrund der Struktur der Derivate alles andere als für langfristige Investitionen geeignet. 

Ein Vergleich der Performance des Bitcoin-Futures-ETFs „ProShares Bitcoin ETF (BITO)“ mit dem Bitcoin-Kurs macht dies deutlich.

Bis zum Sommer 2023 erschien es aussichtslos, dass die US-amerikanische Behörde Bitcoin-Spot-ETFs genehmigen wird. Doch als der einflussreiche Vermögensverwalter BlackRock im Juni 2023 einen entsprechenden Antrag eingereicht hat, stiegen die Chancen drastisch und das Thema der potenziell bevorstehenden Zulassung dominierte die Nachrichtenlandschaft rund um Bitcoin.

Im August 2023 setzte das Krypto-Medium Cointelegraph schließlich einen Post auf der Plattform 𝕏 ab, in dem es hieß, dass der Bitcoin-ETF von BlackRock genehmigt sei. Spätestens als der Bitcoin-Kurs in Reaktion auf diese Meldung, die sich wenig später als falsch herausstellte, kurzfristig stark gestiegen ist, war den meisten Marktteilnehmern klar, welche Tragweite eine wirkliche Zulassung haben könnte.

Holprige Zulassung

Neben der Falschmeldung von Cointelegraph gab es sogar einen Post des 𝕏-Accounts der SEC selbst, laut dem die Bitcoin-Spot-ETFs nun die Genehmigung erhalten haben. 

Einen Tag bevor die Behörde eine Entscheidung treffen musste, am 9. Januar 2024, verschaffte sich jemand Zugang zu ihrem Account, und veröffentlichte eine auf den ersten Blick echt wirkende Mitteilung. 

Ein 25-jähriger US-Amerikaner, der an dem Hack beteiligt gewesen sein soll, wurde einige Monate später noch vom FBI verhaftet.

Am 10. Januar 2024 war es dann aber endlich so weit und die SEC erteilte die offizielle Zulassung. Aber auch diese war etwas holprig, da das offizielle Dokument auf der Website der Behörde zeitweise nach der Veröffentlichung nicht mehr einsehbar war. Doch mit dem offiziellen Statement von Gary Gensler, der die SEC als Vorsitzender zur Amtseinführung von Donald Trump verlassen wird, waren die Unsicherheiten endgültig beseitigt.

Ein wichtiger Schritt

Da der Bitcoin-Kurs sich schon in Antizipation der Zulassung positiv entwickelt hatte, dachten einige, dass diese ein „Sell-The-News-Event“ werden könnte, also dass der Preis in Reaktion fallen wird. Es gab in den Tagen darauf zwar eine kleinere Korrektur, doch unter dem Strich stellte sie sich eindeutig als Kurstreiber heraus.

Im Vorhinein war absehbar, dass die Genehmigung der Spot-ETFs Bitcoin einen großen Schritt voranbringen kann. Einerseits, weil sie Anlageprodukte institutionellen Investoren mit Unmengen an Kapital einen einfachen und sicheren Zugang zur Anlageklasse verschaffen. Dieser Schritt war unabdingbar für die Massenadoption von Bitcoin.

Andererseits ist durch die Zulassung aber auch ein Bitcoin-Verbot in den USA – das ohne nicht durchsetzbar gewesen wäre – endgültig vom Tisch. Denn jetzt profitieren einflussreiche und lobbystarke Vermögensverwalter wie BlackRock oder Fidelity durch die Managementgebühren der ETFs vom Erfolg von Bitcoin.

Anleger, die aus Angst vor einem Verbot oder weiteren Drangsalierungen der Politik die Anlageklasse gemieden hatten, hatten schließlich Grund genug, ihre Einstellung zu überdenken, als die SEC grünes Licht erteilt hat. Und seitdem große Vermögensverwalter auf Bitcoin setzen, gehört das „Schmuddel-Image“ von Bitcoin auch zunehmend der Vergangenheit an.

Ein riesiger Erfolg

Die Bitcoin-Spot-ETFs wurden schließlich zu einem riesigen Erfolg, der alle Erwartungen sprengte. Die Bloomberg-ETF-Experten Eric Balchunas und James Seyffart prognostizierten 10 bis 15 Milliarden US-Dollar an Zuflüssen im ersten Jahr – es wurden mehr als 36 Milliarden US-Dollar.

Mittlerweile verwalten die US-amerikanischen Bitcoin-Spot-ETFs mehr als 1.135.000 BTC im Gegenwert von circa 107 Milliarden US-Dollar. Zieht man hiervon die knapp 620.000 Bitcoin ab, die sich vor dem Handelsstart bereits in dem Grayscale Bitcoin Trust, der zu einem Spot-ETF umgewandelt wurde, so sind den Anlageprodukten insgesamt 515.000 BTC zugeflossen.

Stellt man den Start der Bitcoin-Spot-ETFs dem des ersten Gold-Spot-ETFs im Jahr 2004 gegenüber, so wird deutlich, wie unfassbar diese Zahlen sind. Selbst wenn die Inflation bei dem Vergleich berücksichtigt wird, zeichnet sich ein glasklares Bild. 

IBIT, der Bitcoin-ETF von BlackRock, legte sogar den besten ETF-Start aller Zeiten hin. Kein anderer ETF schaffte es in einem so kurzen Zeitraum nach der Auflage, bereits so viel Kapital zu verwalten. 

Der ETF brauchte beispielsweise nur 211 Tage, um die Marke von 40 Milliarden US-Dollar an Assets zu erreichen. Bei dem zweitbesten ETF in dieser Hinsicht dauerte es 1.253 Tage.

Ein Jahr nach der Auflage verwaltet IBIT mehr als 50 Milliarden US-Dollar an Assets. Damit ist der Bitcoin-Fonds von BlackRock der mit Abstand beste ETF, was das verwaltete Kapital nach einem Jahr angeht – auch inflationsbereinigt.

Drei weitere Bitcoin-Spot-ETFs, der von Fidelity, ARK Invest und 21 Shares sowie der von Bitwise schafften es neben IBIT ebenfalls in die Top 20. Und sogar der fünftbeste Bitcoin-Spot-ETF, der von VanEck, ist in der Top 100.

Dem Bitcoin-ETF von BlackRock gelang es sogar, den hauseigenen Gold-ETF (IAU), der seit dem Jahr 2005 handelbar ist, zu überholen.

Den größten Gold-Spot-ETF, den „SPDR Gold Trust (GLD)“ hinsichtlich des verwalteten Kapitals zu übertreffen, hat IBIT jedoch noch nicht geschafft. GLD verwahrt aktuell Gold im Gegenwert von circa 75 Milliarden US-Dollar.

Die Käufer der ETFs

Welche Entitäten diese starken Zuflüsse bei den Bitcoin-Spot-ETFs zu verantworten haben, ist nicht ohne Weiteres auszumachen. Neben institutionellen Investoren dürften auch Kleinanleger, die Krypto-Börsen nicht vertrauen und ihre Coins nicht gerne selbst verwahren wollen, zugegriffen haben.

Aus den 13F-Filings, die Investment-Manager mit mehr als 100 Millionen US-Dollar an verwalteten Wertpapieren bei der SEC einreichen, ging jedoch hervor, welche größeren Institutionen auf der Käuferseite vertreten waren. Neben registrierten Anlageberatern (RIAs), Hedgefonds und Versicherern wiesen sogar die ersten staatlichen Pensionsfonds Positionen in Bitcoin-Spot-ETFs aus.

Für das erste Quartal des Jahres 2024 meldete der Pensionsfonds vom US-Bundesstaat Wisconsin, SWIB, eine Bitcoin-ETF-Position in Höhe von circa 163 Millionen US-Dollar. Der Pensionsfonds von Michigan zog im zweiten Quartal nach und wies eine Exposure von 6,6 Millionen US-Dollar aus. Die Rentenkassen hielten an den Bitcoin-Spot-ETFs fest, auch wenn SWIB die Positionsgröße im Laufe des Jahres wieder reduzierte.

Institutionelle Adoption erst am Anfang?

Ob die Bitcoin-Spot-ETFs weiterhin so starke Nachfrage erfahren werden, wird primär davon abhängen, ob sich Bitcoin als Anlageobjekt weiter etabliert. Mit der potenziellen bevorstehenden Bitcoin-Reserve der USA ist davon auszugehen, dass weitere Großinvestoren erste Schritte in den Markt wagen werden.

Außerdem ist es trotz der ETF-Zulassung immer noch nicht allen US-amerikanischen Investoren ohne Weiteres möglich, in Bitcoin zu investieren. So bietet der zweitgrößte Vermögensverwalter der Welt, Vanguard, die Anlageprodukte bislang nicht auf der eigenen Plattform an. Sollten Hürden wie diese alsbald fallen, könnte weiteres Kapital in die Bitcoin-Spot-ETFs fließen.

Laut einer aktuellen Studie von Bitwise haben 96 Prozent der Anlageberater von ihren Kunden Anfragen zu Kryptowährungen erhalten. Aber nur 35 Prozent von ihnen ist es überhaupt möglich, für die Accounts der Kunden Kryptowährungen zu kaufen – trotz der ETF-Zulassung.

Der Zugang ist nach wie vor ein großes Hindernis für die Adoption: Trotz des Aufkommens von Bitcoin- und Ethereum-Spot-ETFs im Jahr 2024 gaben nur 35 % der Berater an, dass sie in der Lage sind, Kryptowährungen in Kundenkonten zu kaufen.
Aus der Studie von Bitwise

In einem 𝕏-Space erklärte Hunter Horsley, CEO von Bitwise, zudem, dass die großen Pools an Kapital üblicherweise immer etwas Zeit brauchen, um sich einer neuen Anlagemöglichkeit zu nähern. Deshalb könne das kommende Jahr sogar noch besser werden, so Horsley.

Diese Firmen brauchen Zeit. Sie führen formale Prozesse durch. Das hat zur Folge, dass ETFs in der Regel ein besseres zweites Jahr haben als das erste. Denn sie beginnen im ersten Jahr damit, eine Sichtweise zu entwickeln und es auf die To-Do-Liste zu nehmen.
Hunter Horsley, CEO von Bitwise, in einem 𝕏-Space

Des Weiteren könnten die Bitcoin-Spot-ETFs auch durch ein offeneres regulatorisches Umfeld, mit dem unter der Präsidentschaft von Donald Trump zu rechnen ist, weiter an Attraktivität gewinnen. Vor wenigen Wochen gab es erst noch die Zulassung für den Optionshandel auf Basis von IBIT und Co., wodurch die Anlageprodukte weiteres Kapital anziehen dürften – Blocktrainer.de berichtete

Mit der bevorstehenden Neuausrichtung der SEC ist es zudem wahrscheinlicher geworden, dass die „In-Kind-Methode“ bei den ETFs erlaubt wird und nicht mehr der Schritt über das Bargeld – „In-Cash-Methode“ – gegangen werden muss. Die „In-Kind-Methode“ hat steuerliche Vorteile, spart Kosten und erleichtert den Arbitrage-Handel, der die Preisfindung verbessert.

Nach einem phänomenalen ersten Jahr für die Bitcoin-Spot-ETFs könnte also noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht sein. Die üblichen Dynamiken in der institutionellen Welt, eine weitere politische Legitimierung des Assets und bessere regulatorische Rahmenbedingungen für die ETFs könnten dafür sorgen, dass die kommenden Monate für die ETFs noch umso besser werden.

Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist der Chefredakteur bei Blocktrainer.de. Als studierter Volkswirt sammelte er auch außerhalb des Bitcoin-Space journalistische Erfahrungen. Seit 2020 beschäftigt sich Tristan aktiv mit Bitcoin, in den Jahren zuvor schon mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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