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Bitcoin SV 51

Bitcoin SV erleidet 51% Attacke

Vor knapp einer Woche kam zum ersten Mal das Gerücht auf, dass das Projekt Bitcoin SV (BSV) derzeit unter einer 51%-Attacke leidet. Weil mehrere Double-Spend Angriffe im Netzwerk registriert wurden, haben seit gestern nun auch viele Börsen damit begonnen die Einzahlung und Abhebung von BSV zu deaktivieren.

„Dringender Hinweis: Unsere Liquiditätspartner haben uns gerade informiert, dass sie aufgrund mehrerer großen Handelsbörsen, die Einzahlung & Auszahlung von BSV gestoppt haben, auch den Zugang auf die BSV Liquidität bis auf weiteres ausgesetzt haben.“

Das Problem von Bitcoin SV

Bitcoin SV ging 2018 aus einem Hard Fork von Bitcoin Cash hervor. Die Idee dahinter war die Limitierung der Blockgröße aufzuheben, um alle Transaktionen auf der Basisschicht der Blockchain durchführen zu können. Während also Bitcoin Cash nach dem Hard Fork noch ein Limit der Blockgröße von 8 MB hatte, entschied man sich bei Bitcoin SV dies komplett aufzuheben. Die Bitcoin Community warnte schon seit längerem vor einer Erhöhung der Blockgröße und wie sich gezeigt hat, zu Recht.

In einem Proof-of-Work Netzwerk wird der aufgewendete Arbeitsnachweis der Miner dafür benutzt, um das Netzwerk abzusichern. Nur wenn eine einzelne Entität mehr als 50% der Rechenleistung besitzt, kann sie damit sogenannte Double-Spends („Zweifachausgaben“) tätigen oder Transaktionen rückgängig machen. Genau dies ist nun bei Bitcoin SV passiert.

Die Rechenleistung im Netzwerk von Bitcoin SV ist stark zentralisiert. Die meisten Blöcke werden vom Miningpool TAAL geschürft. TAAL ist ein Mitglied der Bitcoin Association und der Bitcoin SV Infrastructure, die Software für das Netzwerk herstellt, bei der Wartung des Netzwerks hilft und weitere Dienstleistungen für das Bitcoin SV Netzwerk anbietet. In den letzten Tagen hat TAAL mehr als 95% der neuen Blöcke geschürft. Gleichzeitig ist die gesamte Hashrate des Netzwerkes stark gesunken. Bitcoin SV hat ohnehin nur 0,5% der Rechenleistung des Bitcoin-Netzwerkes, worunter die Sicherheit stark leidet. Während bei Bitcoin immense Summen an Ressourcen aufgewendet werden müssten, würde eine erfolgreiche 51%-Attacke im Bitcoin SV Netzwerk nach Daten von Crypto51 nicht einmal 6.000 US-Dollar pro Stunde kosten.

„Letzte Woche habe ich ein neues Allzeittief auf den täglichen BSV Hashrate Chart gemeldet. Diese Zahl hat sich nochmal fast halbiert auf 0.28 EH/s.

Wenn man sich die letzten 40 Blöcke ansieht, hat Taal mehr als 95% von diesen geschürft.“

Die Finanzanalystin Lyn Alden hat bereits in der Vergangenheit darauf aufmerksam gemacht, dass die Hard Forks von Bitcoin künftig immer mehr mit Problemen zu kämpfen haben werden. Sie ist der Meinung, dass in einem Proof-of-Work Netzwerk durch die Abnahme der Blockbelohnung die Netzwerkgebühren langfristig steigen müssen, um die Netzwerksicherheit zu garantieren. Alden hat in ihrem „Bitcoin Sicherheitskonzept-Artikel“ das Fazit gezogen, dass ab Ende 2020 die Hard Forks von Bitcoin vor existenziellen Sicherheitsproblemen stehen. Aufgrund der erhöhten Blockgröße würde das Angebot deutlich größer sein als die Nachfrage nach Transaktionen. Die Folge wäre ihrer Ansicht nach, dass die Transaktionskosten in der Zukunft nicht mehr steigen sondern sogar wieder fallen werden. Mit dem Wegfall der Blockbelohnung über die nächsten Jahre droht damit ein großes Sicherheitsproblem. Bitcoin SV erlebt das heute schon.

Erklärungsversuche von Bitcoin SV

Bei Bitcoin SV handelt es sich um ein stark zentralisiertes Projekt, weshalb auch einzelne Personen Aufschluss geben können, was im Netzwerk passiert. Der bekannte Bitcoin SV Anhänger Calvin Ayre, den zusammen mit seinem Freund Craig „Faketoshi“ Wright viele Leute zunächst als tatverdächtig erachteten, wies die Schuld von sich und schlüpfte in die Opferrolle. Seinen Angaben nach zufolge handelte es sich um einen kommerziellen Angriff auf die „Marke“. Gleichzeitig unterstellte er Lyn Alden, dass sie nicht wüsste wie Bitcoin funktioniert.

„Ja, ich glaube dies war ein kommerzieller Angriff auf die Marke und kein Versuch etwas zu stehlen, weil das kommerziell nicht rentabel ist und außerdem ist das illegal und wird gemeldet und es hat nicht funktioniert… es wurde abgeblockt.“

Auch TAAL hat sich zu den Vorwürfen zu Wort gemeldet. Schon am 8. Juli warnte TAAL in einem Schreiben die Mitglieder, dass ein böswilliger Akteur eine Reorganisationsattacke der Blöcke auf das Netzwerk durchgeführt hat. TAAL bezeichnete dies ebenfalls als eine illegale Aktivität, die aufgeklärt werden muss und weitere rechtliche Schritte erfordert. Im weiteren Schreiben versicherte TAAL, dass es auch weiterhin das Netzwerk unterstützen wird und eine Null-Toleranz Linie gegen solche Angriffen in Zukunft fahren wird. Trotzdem bleiben hier einige Fragen offen, wieso es dann überhaupt zu einer 51%-Attacke kommen konnte. Schließlich schürft TAAL mehr als 95% der Blöcke und gilt als Unterstützer von Bitcoin SV. Als Nutzer von Bitcoin SV muss man sich jedoch eines klar machen: Das Netzwerk ist hochgradig zentralisiert und es muss ein paar wenigen Entitäten vertraut werden. Wie das enden kann, haben wir in der Vergangenheit bereits mehrfach gesehen.