Die Zahlungsdienstleister Mastercard und Visa haben bekannt gegeben, dass sie als Reaktion auf den Ukraine-Krieg ihre Geschäfte in Russland vorübergehend aussetzen. Nach Aussagen der russischen Zentralbank werden nach dem 9. März von russischen Banken ausgestellte Kreditkarten, die die Zahlungssysteme Visa und Mastercard verwenden, im Ausland nicht mehr funktionieren. Als Alternative soll jetzt das chinesische Zahlungssystem UnionPay genutzt werden.

Russland steigt auf UnionPay um

Russland will mit der Nutzung von UnionPay die westlichen Sanktionen umgehen. Der teilweise Ausschluss aus dem SWIFT-System hat die russische Wirtschaft stark getroffen. Innerhalb von zwei Wochen wertete der russische Rubel um 38% gegenüber dem US-Dollar ab. Der Ausschluss aus dem Visa – respektive Mastercard – Zahlungsnetzwerk würde vor allem russische Bürger im Ausland treffen.

Mit dem Ausschluss Russlands aus dem SWIFT-System wurde viel darüber spekuliert, wie Russland damit umgehen wird. Eine Option ist die Nutzung des chinesischen Zahlungsnetzwerks CIPS. Mit der Verwendung von UnionPay steigt die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Russland auf die Nutzung von chinesischen Zahlungsnetzwerken zurückgreifen wird. Für Russland ist China der wichtigste Handelspartner und bisher verhielt sich die größte Volkswirtschaft Asiens sehr bedeckt gegenüber der russischen Invasion in der Ukraine.

Als Gegenmaßnahme hat die russische Zentralbank angekündigt, dass neue Karten ausgestellt werden sollen, die UnionPay verwenden. Der chinesische Zahlungsdienstleiter wird in mehr als 180 Ländern verwendet und stellt damit eine Alternative zu Mastercard und Visa dar. Mehrere russische Banken verwenden bereits UnionPay. Mithilfe der russischen Zentralbank werden auch größere russische Banken wie Sberbank und Tinkoff geschlossen auf UnionPay umstellen.

China statt Bitcoin

Mit dem Umstieg auf UnionPay sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Russland (wie oft prognostiziert) Bitcoin zur Umgehung der westlichen Sanktionen benutzen wird. Seitdem Russland Bitcoin und andere Kryptowährungen zu "Währungen" erklärt hat, kamen vermehrt Gerüchte auf, dass Russland geopolitisch Bitcoin als zensurresistentes Geld für seine Zwecke einsetzen wird.

Bisher konnte sich das nicht bestätigen. Vielmehr zeigt sich, dass Bitcoin eher von der russischen Bevölkerung als von der Regierung genutzt wird, um der Entwertung des russischen Rubels zu entgehen. Das Handelsvolumen des Rubels auf russischen Handelsbörsen erreichte kürzlich ein 9-Monats-Hoch.

Die Befürchtungen der Kritiker von Bitcoin, dass Kryptowährungen als ein Instrument zur Umgehung der Sanktionen eingesetzt wird, traf bisher nicht zu. Bitcoin ist wahrscheinlich mit einer Marktkapitalisierung von 720 Milliarden US-Dollar auch noch zu klein für die Abwicklung des internationalen Zahlungsverkehrs für ein so großes Land wie Russland.