Mit 65.500 US-Dollar markierte der Bitcoin den höchsten Wochenschluss in seiner Geschichte. Obwohl Bitcoin in den letzten Wochen immer wieder sein Allzeithoch übertroffen hat, verhält sich der Bitcoin Preis sehr zurückhalten. Das liegt vor allem an dem Derivatemarkt, der immer noch kurzfristig sehr stark den Bitcoin Preis beeinflusst. Wie das genau passiert, sehen wir uns jetzt an.

Trader drücken den Preis

Als Bitcoin letzten Mittwoch ein neues Allzeithoch von 69.000 US-Dollar markierte, war die Freude nicht von langer Dauer. Innerhalb von 12 Stunden kam es zu einem Kursabverkauf von 9% auf 63.000 US-Dollar. Der Grund waren Trader mit einem zu großen Hebel.

Sobald Trader einen zu hohen Hebel benutzen, drohen sie bei einem Kursrückgang liquidiert zu werden. Wenn viele Trader mit einem zu hohen Hebel hantieren, droht eine Liquidierungskaskade. Liquidierte Trader drücken den Preis nach unten und gefährden mit dem Verkaufsdruck weitere Trader. Dieser Mechanismus kann sich zu einem Schneeball entwickeln.

Als Bitcoin die letzten beide Male sein altes Allzeithoch durchbrochen hat, kam jeweils zu einer Liquidierungskaskade. Am 21. Oktober wurden Long-Positionen in Höhe von 87,6 Milliarden US-Dollar liquidiert und letzten Mittwoch 90,2 Milliarden US-Dollar. Wie stark eine solche Liquidierungswelle ausfällt, hängt davon ab, welche Art von Sicherheit die Trader für ihre Positionen benutzen.

Futures Long Liquidierungen

Die Sicherheit entscheidet

Um eine Position mit Hebel eröffnen zu können, muss der Trader auf der Handelsplattform eine Sicherheit hinterlegen. Im Kryptomarkt kann der Trader seine Sicherheit selber festlegen. Er kann entweder einen Stablecoin wie Tether benutzen oder auch Kryptowährungen (meistens nur Bitcoin, aber manche Plattformen erlauben auch diverse Altcoins als Sicherheit).

Eröffnet man eine mit Bitcoin hinterlegte Position, geht man ein höheres Risiko ein. Fällt nämlich der Bitcoin Preis, sinkt nicht nur der Wert der Position (Profit/Loss), sondern auch der Wert der hinterlegten Sicherheit. Wenn der Wert der hinterlegten Sicherheit fällt, steigt die Gefahr liquidiert zu werden. Diese doppelte Gefahr von Bitcoin hinterlegten Positionen ist der Grund, weshalb die Liquidierungskaskaden im Kryptomarkt so stark ausfallen. Trader unterschätzen die Gefahr einer Bitcoin hinterlegte Position.

Es lohnt sich anzusehen, wie viele der offenen Positionen auf dem Derivatemarkt mit einer Kryptowährung gedeckt sind. Am Mittwoch sahen wir einen sprunghaften Anstieg der mit Bitcoin hinterlegten Positionen.

Die mit Bitcoin hinterlegten Positionen. Quelle: Twitter Dylan Leclair

Hier nochmal dasselbe Diagramm, aber stattdessen in Dollar denominiert. Man sieht hier sehr deutlich den Rückgang des Wertes der hinterlegten Sicherheiten. Genau dieser Rückgang ist die Ursache der massiven Liquidierungswellen im Kryptobereich. Ein Trader hat immer einen fixen Liquidierungspreis in Fiat. Unterschreitet seine Sicherheit diesen Wert, wird er liquidiert und seine Position wird geschlossen.

Der Wert der hinterlegten Bitcoin SIcherheit nahm stark ab. Quelle. Twitter Dylain Leclair

Derivatemarkt beruhigt sich

Nachdem in den letzten Wochen der Derivatemarkt maßgeblich den Bitcoin Preis bestimmt hat, hat sich die Lage nun beruhigt. Die Funding Rates sind inzwischen fast wieder neutral. Das sind die Ausgleichszahlung, die ein Trader an die Gegenseite täglich zahlen muss. Wenn mehr Trader Long als Short sind, dann sind die Funding Rates positiv.

Wenn viele Trader long sind, steigen die Funding Rates an und die Anzahl der mit Bitcoin gesicherten Positionen nehmen ebenfalls zu. Kommt es nun zu einem Preisrückgang, kann dieser eine Liquidierungswelle an Bitcoin hinterlegten Positionen auslösen. Die Funding Rates stehen aktuell bei 0.005% und sind damit auf dem niedrigsten Stand seit über einem Monat. Niedrige Funding Rates deuten auf eine Entspannung des Derivatemarkts hin.

Bitcoin Funding Rates auf einen 30 Tages Tief

Das Gegengewicht zum Derivatemarkt stellt der Spot-Markt dar. Auf diesen werde keine Derivate gehandelt. Es ist der Hier-und-Jetzt Markt. Je mehr Handelsvolumen dieser Markt aufweist, desto besser ist der gesamte Markt geschützt gegen einen einbrechenden Derivatemarkt und seinen Folgen.

Die Bestände der Handelsseiten geben Aufschluss, wie viel Kaufdruck auf dem Spot Markt herrscht. Immer mehr Bitcoin wandern aus den Beständen der Handelsseiten ab und senken damit das Angebot. Auch als der Bitcoin Preis letzte Woche fiel, nahmen die Bestände weiter ab. Ein gutes Zeichen, dass vermehrt Investoren mit einem langfristigen Zeithorizont kaufen.

Immer weniger Bitcoin stehen zum Kauf bereit

Fazit

Ob man es will oder nicht, der Derivatemarkt hat kurzfristig einen starken Einfluss auf den Bitcoin Preis. Mithilfe von On-Chain Daten lassen sich diese Zusammenhänge gut nachweisen. Trader gehen beim Handel von Bitcoin Derivaten ein hohes Risiko ein, vor allem, wenn diese mit Bitcoin besichert sind. Je größer und liquider der Bitcoin Markt wird, desto geringer dürfte der direkte Einfluss des Derivatemarkt auf den Bitcoin Preis werden. Der Derivatemarkt kann machen was er will, solange der Spot Markt Stärke zeigt. Es sind nicht die Trader, die langfristig den Kurs beeinflussen, sondern die stillen Käufer, die Tag für Tag Satoshis kaufen und nicht mehr verkaufen.