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Wie das Bitcoin-Mining einen Nationalpark im Kongo rettete

Am von
Virunga-Nationalpark

Aufgrund seines Stromverbrauchs besitzt das Bitcoin-Mining einen schlechten medialen Ruf. Dass das Bitcoin-Mining zum Wohl für die Umwelt und der Tierwelt beitragen kann, zeigt nun ein Projekt in der Demokratioschen Republik Kongo. Der Virunga-Nationalpark hat als erster Nationalpark der Welt ein Mining-Projekt gestartet, um seine Wälder und Wildtiere zu schützen. Der CEO von Big Block Green Services, Sébastien Gouspillou, ist der Initiator des Projekts.

Bitcoin-Mining im Nationalpark

Laut einem Bericht des MIT Technology Review hatte der Park in den vergangenen Jahren mit vielen Problemen zu kämpfen, wie lokalen Milizen, die gewaltsam Angriffe auf Tiere und Angestellten des Parks verübten, Ebola-Ausbrüchen und Entführungen. Virunga ist Afrikas ältester geschützter Nationalpark und ein Symbol für die Biodiversität des Kontinents. Die COVID-19-Pandemie verschlimmerte die Situation des Parks. Der Rückgang des Tourismus hätte fast das Ende des Parks bedeutet.

Als Gouspillou von den Schwierigkeiten des Parks erfuhr, fühlte er sich verpflichtet zu helfen. Er traf sich mit Emmanuel De Merode, dem Direktor des Parks und einem belgischen Prinzen Ende 2019 in einem Château in Frankreich. Gouspillou erklärte De Merode, wie der Park durch das Bitcoin-Mining ein zusätzliches Einkommen generieren könnte. Nach längeren Diskussionen und einem Besuch in Kongo wurden die ersten Mining-Geräte im Frühjahr 2020 eingerichtet und erfolgreich im September desselben Jahres gestartet.

Der Park ist besonders für seine Berggorillas bekannt. Quelle: Virunga.org

Fast drei Jahre später hat der Park erhebliche Einkünfte durch das Bitcoin-Mining erzielt. Während des Bullenmarktes im Jahr 2021 konnte der Park bis zu 150.000 US-Dollar pro Monat durch das Mining-Geschäft verdienen, was fast den gesamten Verlust durch den Rückgang des Tourismus ausglich. Zu dieser Zeit übertrafen sogar die Gewinne aus dem Bitcoin-Mining die Einnahmen aus dem Tourismusgeschäft. Doch auch in Zeiten des Bärenmarktes stellt der Mining-Betrieb ein solides Nebeneinkommen dar. So konnte der Virunga-Nationalpark im vergangenen Jahr insgesamt ca. 500.000 US-Dollar erwirtschaften.

Bitcoin-Mining gesponsert von Wasserkraft

Die Bitcoin-Anlage im Virunga-Nationalpark ist eine einzigartige Lösung, um die Biodiversität des Parks zu erhalten und gleichzeitig ein Nebeneinkommen zu generieren. Die Mininganlage wird von einem der drei anliegenden Wasserkraftwerke mit Strom versorgt, welcher ebenfalls zur Stromversorgung nahegelegener Städte genutzt wird. Häufig produziert das Wasserkraftwerk allerdings zu viel Strom, weshalb dieser keinen Abnehmer findet. Die Mininganlage im Virunga-Nationalpark verwendet diesen überschüssigen Strom und ist damit der Stromabnehmer der letzten Instanz.

Die Mining-Container befinden sich inmitten des Nationalparks.
Quelle: Seb Gouspillou

Die Anlage beschäftigt inzwischen neun Vollzeit-Mitarbeiter, die gleichzeitig im Nationalpark arbeiten und die Mining-Geräte betreiben. Insgesamt verfügt die Anlage über 10 Container, in welchen sich jeweils 250 bis 500 Mining-Geräte befinden. Die Bitcoin-Mining-Anlage ist Teil eines größeren Planes, wie Gouspillou erklärt. So ist es geplant, dass künftig weitere Wasserkraftwerke im gesamten Park errichtet werden sollen. Die geplanten Wasserkraftwerke sollen weitere umliegende Dörfer des Nationalparks mit Strom versorgen, welche bisher nur einen begrenzten Anschluss an dem Stromnetz besitzen.

Die Miningeinrichtung verwendet ausschließlich überschüssige Energiequellen. Gouspillou erklärte, dass deshalb die Profitabilität des Projekts nicht von den Marktbedingungen des Bitcoins betroffen sei. Der Virunga-Nationalpark monetarisiert Energiequellen, welche sonst keinen Wert gehabt hätten und wieder an die Umwelt abgegeben worden wären.

Kritik an dem Projekt

Obwohl der Strom aus 100% nachhaltigen Energiequellen gewonnen wird, löste das Projekt Bedenken bei diversen Klimabewegungen aus, weshalb De Merode es zunächst vorzog, den Begriff „Blockchain-Mining“ zu verwenden, weil dieser nach eigener Aussage PR-freundlicher gewesen sei als Bitcoin-Mining. Auch Alex de Vries, der für die niederländische Zentralbank tätig und ein bekannter Bitcoin-Kritiker ist, kritisierte das Projekt. „Das Hauptproblem ist, dass der Nutzen im Vergleich zu den Kosten immer sehr begrenzt ist. Miner versprechen viel, liefern allerdings wenig für die dortige Gemeinschaft.“

Gouspillou kann diese Kritik nicht nachvollziehen. „Es ist wirklich schwer, eine negative Seite an dieser Geschichte zu finden. Da ist nichts. Die Energie ist sauber und sogar die ASICs werden recycelt. Wir bringen sie am Ende ihrer Lebensdauer zu Recyclinghöfen.“

Ausblick

Das Projekt sorgt für ein lukratives Nebeneinkommen für den Nationalpark. Sollte der Erfolg anhalten, könnte sich das Projekt Virunga zu einem Pilotprojekt für weitere afrikanische Staaten entwickeln. Beflügelt vom Erfolg in der DR Kongo, hat Gouspillou seine Augen auf weitere mögliche Mining-Projekte in Afrika gerichtet. So war er Teil einer Delegation, die die Zentralafrikanische Republik besuchte, das zweite Land, das Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel einführte.

Grundsätzlich könnte für jeden afrikanischen Staat das Schürfen von Bitcoin finanziell attraktiv sein, solange die Region gestrandete Energiequellen besitzt, welche nicht anderweitig verwendet werden können. Dennoch gibt es noch Sicherheitsbedenken, wie der Virunga-Nationalpark zeigt. Der Nationalpark in Kongo ist immer wieder Opfer von Rebellengruppen, welche gewaltsam in das Gebiet eindringen. Die Arbeit eines Parkrangers gilt deshalb als einer der gefährlichsten Jobs weltweit. Auch könnten die teuren ASIC-Geräte sich als ein mögliches Ziel für die Angreifer entwickeln. Für dieses Problem könnte allerdings das Bitcoin-Mining zugleich eine Lösung darstellen. Gouspillou erklärte, dass ein Teil der Einnahmen aus dem Mininggeschäft für den Schutz des Parks und die Ausrüstung der Parkranger verwendet werden.