Skip to main content

Das Bitcoin-Gipfeltreffen der Entwicklungsländer

Am von
AFI Bitcoin Treffen

Blocktrainer.de berichtete bereits gestern über das von heute bis zum 20. Mai in El Salvador stattfindende Treffen von insgesamt 44 Mitgliedern der „Allianz für finanzielle Inkusion“ (AFI). Die Veranstaltung steht unter dem Titel „Digitale Finanzdienstleistungen und Finanzierung von kleinen und mittelständischen Unternehmen“. Der salvadorianische Präsident Nayib Bukele hatte angekündigt, dass auch Bitcoin sowie dessen Einführung als gesetzliches Zahlungsmittel dort thematisiert werden sollen. Nachdem bekannt wurde, dass das Treffen bereits für das Frühjahr 2020 angesetzt war, jedoch aufgrund der Coronapandemie verschoben wurde, kamen aber erste Zweifel innerhalb der Community auf, ob Bitcoin tatsächlich auf der Tagesordnung stehen wird.

Ein Gruppenfoto der Teilnehmer. Quelle: Banco Central SV

Lob für El Salvador

Mittlerweile sickerten erste Bilder und Informationen von dem Event durch und es wird klar, dass das Zusammenkommen der Delegationen durchaus als eine Art „Bitcoin-Gipfeltreffen der Entwicklungsländer“ bezeichnet werden kann. Eliki Boletawa, der Leiter der Abteilung für politische Programme und regionale Initiativen bei der AFI lobte in seiner Rede auf dem Podium unter anderem die Arbeit der Zentralbank von El Salvador für die Adoption des Bitcoins.

„Dass El Salvador das erste Land der Welt ist, das Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel anerkennt, unterstreicht das Engagement der salvadorianischen Zentralbank, Innovation mit ihren Kernaufgaben, Stabilität, Integrität und Inklusivität in Einklang zu bringen.“

– Eliki Boletawa, AFI
Eliki Boletawa. Quelle: Banco Central SV

Die orange Pille für Zentralbanker

Ein Team von der „Bitcoin Beach“-Initiative, welche die Wurzel der Bitcoin-Bewegung in El Salvador bildet, ist ebenfalls vor Ort. Via Twitter teilten sie bereits einige Bilder von Delegationsmitgliedern, die sich mit Bitcoin-Wallets und speziellen Geldautomaten vertraut machten. Dass diplomatische Gesandte von Nationalstaaten für Hilfestellung beim Herunterladen einer Bitcoin-App Schlange stehen würden, hätte sich wohl noch vor wenigen Jahren auch der größte Bitcoin-Enthusiast noch nicht erträumen lassen. Selbst wenn nur einige wenige Teilnehmer der Konferenz den wahren Mehrwert von Bitcoin erkennen, wäre dies eine großartige Sache.

Bitcoin Beach als Paradebeispiel

Nachdem das „Bitcoin Beach“-Projekt ein Paradebeispiel für die finanzielle Inklusion von Gemeinden ohne Zugang zum Bankensystem ist, wurde dieses den Teilnehmern des Treffens auch als solches präsentiert. Während im kleinen Strand-Örtchen „El Zonte“, wo das Projekt seinen Ursprung hat, nämlich die allermeisten Menschen kein Bankkonto besitzen, können diese heute dank Bitcoin dennoch digitale Transaktionen vornehmen, investieren und, was für viele dort am wichtigsten ist, Zahlungen aus dem Ausland empfangen. „Bitcoin Beach“ könnte auch für andere Gemeinden in anderen Ländern dieser Erde als Inspiration dienen.

Fazit

Dass Bitcoin, vielleicht nicht der Hauptgrund war, weswegen das Treffen initiiert wurde, spielt angesichts der Tatsache, dass dort nationale Vertreter auf höchster Ebene mit den positiven Aspekten des Bitcoin-Netzwerks und dessen Eigenschaften als Werkzeug für finanzielle Inklusion konfrontiert werden, keine Rolle mehr. Dass eine so große Gruppe von Delegierten überhaupt etwas zu Bitcoin erfährt und darüber diskutiert wird, ist grundsätzlich eine gute Sache. Natürlich handelt es sich dabei in den meisten Fällen um Zentralbanker, also denjenigen, die viele Bitcoin-Befürworter als den „Feind“ betrachten. Gleichwohl muss man sich bewusst machen, dass es gerade in Entwicklungsländern so ist, dass die Zentralbanken nur begrenzt Einfluss auf die Geldpolitik des Landes haben. Viele Länder in Afrika und Lateinamerika sind abhängig von anderen Staaten, wie etwa den USA oder Frankreich. Ein Geld, welches man zwar nicht selbst kontrollieren kann, aber welches auch von keiner anderen Nation kontrolliert werden kann und welches Vorteile für die eigene Bevölkerung mit sich bringt, könnte für das eine oder andere Land durchaus attraktiv sein. Und selbst wenn es nur eine oder zwei von den insgesamt 44 teilnehmenden Nationen sind, die Bitcoin künftig aus einem anderen Blickwinkel betrachten, war die Veranstaltung ein voller Erfolg. Schließlich muss nicht jedes Land Bitcoin direkt als gesetzliches Zahlungsmittel implementieren. Es wäre schon hilfreich, wenn einige Länder die eigene Abwehrhaltung demgegenüber ablegen und erkennen würden, dass es mehr Sinn ergibt, Bitcoin für sich und seine Bevölkerung zu nutzen, anstatt es zu ignorieren oder im schlimmsten Fall zu verbieten.