Vom 23. bis 25. Mai 2022 fand in der norwegischen Hauptstadt das "Oslo Freedom Forum" statt, eine Konferenz zu den Themen Frieden, Freiheit und Menschenrechte. Veranstaltet wurde das Event von der Human Rights Foundation (HRF), die zu diesem Anlass Politiker, Unternehmer, Journalisten, Menschenrechtsaktivisten, Künstler sowie prominente und führende Persönlichkeiten aus aller Welt zusammenbrachte.

Da die HRF bereits seit Längerem erkannt hat, dass das Bitcoin-Netzwerk und darauf aufbauende Lösungen, wie etwa das Lightning Netzwerk ein wichtiges Werkzeug im Kampf für Freiheit und Menschenrechte sind, waren unter den Speakern in diesem Jahr auch zahlreiche bekannte Persönlichkeiten aus dem Bitcoin-Kosmos zu finden. Neben Jack Mallers, dem CEO von Strike oder Elizabeth Stark, der CEO von Lightning Labs, gehörten auch die Makro-Ökonomen Lyn Alden und Nic Carter sowie Matt Odell, Obi Nwosu, Jimmy Song und Podcasterin Anita Posch zum Line-up.

Erstmals gab es in diesem Jahr auch eine sogenannte "Lightning Lounge". Dort konnten sich interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz über die Themen Bitcoin und Lightning informieren und austauschen. Die Rolle des Gastgebers in der Lightning Lounge hat das Berliner Unternehmen "Fulmo" übernommen, welches sich bereits seit vielen Jahren für die Adoption von Bitcoin engagiert und vor allem für sein Lightning-/Fullnode-Produkt, den Raspi-Blitz, bekannt ist.

Blocktrainer.de hat mit dem bei Fulmo beschäftigten Entwickler Christoph, besser bekannt als "Lightrider" gesprochen und ihn zu seinen Erlebnissen und Erkenntnissen befragt, die er aus Oslo mitgebracht hat.

Viel Spaß mit dem Interview

Interview mit Lightrider (Fulmo)

Blocktrainer.de: „Hallo Christoph, danke dass du dir die Zeit nimmst, um uns und unseren Leserinnen und Lesern ein paar Eindrücke vom Oslo Freedom Forum zu schildern. Erzähl uns doch bitte kurz, wie es dazu kam, dass du derzeit in der norwegischen Hauptstadt bist und was du dort genau machst.

"Alex Gladstein, der Chief Strategy Officer der Human Rights Foundation ist bekanntermaßen ein großartiger Bitcoin-Advocat. Aus diesem Grund hat er initiiert, dass es auf dem Forum eine sogenannte "Lightning Lounge" zum Thema Bitcoin geben soll und sich dann vor einigen Wochen an uns, also Fulmo, gewandt und uns gebeten, mit nach Oslo zu kommen, um dort als Host für die Lounge zu fungieren. Da haben wir uns natürlich nicht zweimal bitten lassen."

- Lightrider

Die Lightning Lounge
Fulmo
Lightrider (links) mit Alex Gladstein (HRF) und Jeff Gallas (Fulmo)

Blocktrainer.de: „Und wie waren deine Erfahrungen dort bisher?“

"Tatsächlich noch viel besser als ich ursprünglich erwartet hatte. Von den Talks der zahlreich vertretenen Bitcoin-Promis habe ich zwar nicht sonderlich viele gesehen, aber die kann man sich ja ohnehin im Nachgang bei YouTube ansehen. Aber auch einige Echtwelt-Prominente wie zum Beispiel der ehemalige Schachweltmeister und Vorsitzender der HRF Garry Kasparov sind hier. Das Panel von Anita Posch habe ich aber besucht, der war wirklich super. Sie hat unter anderem mit einem salvadorianischen Journalisten von El Faro (die größte Online-Zeitung El Salvadors; Anm. d. Red.) über die kritischen Punkte der Bitcoin-Adoption in seinem Land gesprochen. Also darüber, dass es durchaus negative Aspekte dabei gibt, dass das Bitcoin-Gesetz den Leuten quasi von oben auferlegt wurde. Das war sehr interessant.

Ansonsten war ich eigentlich durchgängig an unserem Stand, also an der "Lightning Lounge" präsent. Aber auch dort habe ich wirklich viele spannende Erkenntnisse gewinnen können sowie nette und interessante Gespräche geführt."

- Lightrider

Blocktrainer.de: „Welche zum Beispiel?“

"Wir haben unter anderem extra im Vorfeld für die Konferenz den Service "LN-VPN" gebaut, bei dem sich Leute mittels Lightning den Zugang zu einem VPN (Virtual Private Network; Anm. d. Red.) kaufen können, der dann entsprechend ohne Account, ohne KYC, ohne E-Mail-Adresse und ohne Kreditkarte oder Bankverbindung eingerichtet werden kann. Interessanterweise haben wir dort dann schon direkt Feedback von Menschenrechtsaktivisten aus Russland bekommen, die uns erzählten, dass sie diesen bereits nutzen. Im Gegensatz zu den ganzen großen Anbietern ist LN-VPN nämlich (noch) unter dem Radar und nicht geblockt. Der Service funktioniert also und findet bereits dort Anklang, wo er dringend gebraucht wird. Das war toll zu hören."

- Lightrider

Blocktrainer.de: „Das klingt wirklich interessant. Dass Bitcoin und das Lightning-Netzwerk durch Privatsphäre-Eigenschaften auch Menschenrechte schützen und zu mehr Freiheit verhelfen können, wird im Volksmund ja gerne ignoriert oder vergessen.“

"Genau. Allgemein, hatten wir viele Menschenrechtler und jede Menge Journalisten bei uns am Stand, die uns immer wieder bestätigt haben, wie wichtig Bitcoin für sie selbst und auch für die Pressefreiheit ist. Dass man durch Bitcoin eine Möglichkeit hat Spenden einzusammeln, die einem nicht mehr weggenommen oder eingefroren werden können, ist für viele Aktivisten essenziell. Auch der Fall von Julian Assange wurde oft von vielen Leuten hier thematisiert, denn auch Wikileaks wäre ohne die Möglichkeit von zensurresistenten Spenden vermutlich schon lange pleite.

Auch für Frauen ist Bitcoin hier ein großes Thema, um im Fall von häuslicher Gewalt unabhängig vom Mann zu sein."

- Lightrider

Blocktrainer.de: „Gab es auch negative Stimmen oder Kritiker, die mit euch gesprochen haben?“

"Eigentlich nicht, nein. Abgesehen von Nelson Rauda, dem Journalisten aus El Salvador, den ich vorhin erwähnte, gab es kaum kritische Stimmen. Lyudmyla Kozlovska von der Open Dialouge Foundation ist zwar per se keine Bitcoin-Kritikerin, mahnte jedoch an, dass Bitcoin zwar wichtig, es für viele Leute in totalitären Regimen aber schwierig sei, die BTC vor Ort gegen die lokale Währung umzutauschen. Dies könnte man gegebenenfalls als "Kritik" werten, wenn man so möchte."

- Lightrider

Blocktrainer.de: „Normalerweise habt ihr bei Konferenzen doch immer ein ganzes Arsenal an Hardware dabei. Gehen wir recht in der Annahme, dass dies auch in Oslo der Fall war?“

"Ja, natürlich. Wir hatten unser übliches Equipment dabei und an unserem Stand ausgestellt. Sprich Fullnodes, Wallets, Lightning-ATM, Lightning Point-of-Sale Devices und vieles mehr. Wir haben beispielsweise auch ein Booklet drucken lassen, welches den Konferenzbesuchern eine kurze Einführung in Bitcoin und das Lightning Netzwerk gibt. Natürlich haben wir auch einen Bitcoin-Workshop gehalten."

- Lightrider

Das gedruckte Booklet
Einige Bitcoin Gimmicks aus der Lightning Lounge

Blocktrainer.de: „Wie hast du das Oslo Freedom Forum abseits der Bitcoin-Thematik erlebt?“

"Auch abseits von Bitcoin sind Oslo als Stadt und das Freedom Forum definitiv einen Besuch wert. Die anderen Aussteller, hier auf der Konferenz waren ebenfalls sehr interessant. Es gab unter anderem einen Stand, an dem man sein Handy kostenlos auf die Spy-Software "Pegasus" untersuchen lassen konnte. Generell gab es viele tolle Workshops zum Beispiel zum Thema Medien. Auch große Unternehmen waren vertreten, ich habe zum Beispiel Leute von Twitter hier getroffen. Alles in allem war es eine wirklich großartige Erfahrung.

Aber um nochmals zur Bitcoin-Thematik zurückzukommen. Es war für mich unfassbar toll, einmal eine komplett andere Audienz wie bei den üblichen Bitcoin-Events zu sehen. Und zu sehen und hören, dass es weltweit zahlreiche Menschen gibt, die wirklich auf Bitcoin angewiesen sind und für die es enorm wichtig ist, ein Werkzeug wie Bitcoin zu haben, war sehr erfüllend. In Deutschland befinden wir uns, was den Bitcoin betrifft, doch sehr in einer Filterblase. Bitcoin ist böse, Bitcoiner sind böse, wir zerstören die Umwelt und so weiter – ihr kennt das ja. Aber es gibt eben auf der ganzen Welt Menschen, die das eben anders sehen und für die das eben nicht so ist. Ich bin froh, dass wir hier aber einige Kontakte knüpfen konnten, die das Thema "Bitcoin als Werkzeug für Menschenrechte" stärker in den Fokus bringen wollen. Ich bin guter Dinge, dass die Zukunft diesbezüglich noch viel für uns bereithält."

- Lightrider

Blocktrainer.de: „Wir bedanken uns für das Interview und wünschen dir und deinen Kollegen eine gute Heimreise.“


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