Aufgrund des starken Bitcoin-Abverkaufs geriet auch das Software-Unternehmen von Michael Saylor, MicroStrategy unter Druck. Kritiker des bekannten Bitcoin-Enthusiasten erklärten, dass Saylors Bitcoin Strategie gescheitert sei. Andere behaupteten sogar, dass die Bitcoins von MicroStrategy kurz vor der Liquidierung stehen würden oder das Unternehmen seine Bitcoins bereits verkauft habe. In diesem Artikel sehen wir uns die Fakten zur Bitcoin Strategie von MicroStrategy an und welchen Marktrisiken das Unternehmen wirklich ausgesetzt ist.

MicroStrategy ist nur einem geringen Marktrisiko ausgesetzt

MicroStrategy benutzt seit August 2020 einen Großteil der liquiden Mittel für den Kauf von Bitcoin. Insgesamt besitzt das Unternehmen inzwischen 129.218 BTC. Um das Marktrisiko von MicroStrategy einschätzen zu können, muss vorrangig das Fremdkapitel des Software-Konzerns betrachtet werden. Denn aufgrund der hohen Verschuldung könnte das Unternehmen zum Verkauf seiner Bitcoin Bestände gezwungen werden.

Saylor verschuldete sich bisher schon viermal für den Kauf der größten Digitalwährung. Um die jeweiligen Marktrisiken abzuwägen, wollen wir jeden dieser quasi-gehebelten Käufe chronologisch abarbeiten. Das erste Mal gab das Unternehmen im Dezember 2020 Wandelanleihen im Wert von 600 Millionen US-Dollar für den Kauf zusätzlicher Bitcoins aus. Der Zinssatz betrug 0,75%. Die ersten Zahlungen des Kredits sind erst im Jahr 2025 fällig. Bis dahin muss Saylor lediglich die Zinslast bedienen können. Da MicroStrategy ein gewinnbringendes Unternehmen ist, sollte dies kein Problem darstellen. MicroStrategy ist hier bis zum Jahr 2025 demnach keinem Marktrisiko im Zusammenhang mit dem Bitcoin-Preis ausgesetzt.

Am 20. Februar 2021 folgten dann die nächsten Wandelanleihen für 1,05 Milliarden US-Dollar bei einem Zinssatz von 0%. Auch dieses Kapital verwendete Saylor ausschließlich für den Kauf von Bitcoin. Die ersten Zahlungen sind erst im Jahr 2027 fällig. Die Kreditsumme ist hier zwar höher, aber durch die längere Laufzeit und den nicht vorhandenen Zins ist das Risiko geringer sein als bei den ersten Wandelanleihen. Hier ist MicroStrategy aktuell, sprich bis in das Jahr 2027 ebenfalls keinem Marktrisiko durch den Bitcoin-Preis ausgesetzt.

Am 14. Juni 2021 gab MicroStrategy dann die Ausgabe von besicherten Schuldverschreibungen bekannt. Diese wurden mit der Ausgabe von Stammaktien von MicroStrategy besichert. Die Höhe des Kredits betrug 500 Millionen US-Dollar und der Zinssatz lag bei 6,125%. Der Kredit wird im Jahr 2028 fällig sein. Auch hier ist MicroStrategy die nächsten Jahre keinem direkten Marktrisiko durch Bitcoin ausgesetzt. Die Besicherung der Schuldverschreibungen durch die Aktien könnten aber noch problematisch werden. Dazu später mehr.

Am 29. März 2022 kündigte Michael Saylor auf Twitter an, dass MicroStrategy einen Bitcoin besicherten Kredit bei der Silvergate Bank aufgenommen hatte. Saylor hinterlegte dafür 14.019 Bitcoins und erhielt dafür 205 Millionen US-Dollar. Natürlich nutzte Saylor dieses Kapital für den Kauf weiterer Bitcoins. Hierbei war das besondere, dass MicroStrategy damit das erste Mal einem direkten Marktrisiko ausgesetzt war. Sollte Bitcoin unter 3562 US-Dollar fallen, würde die Silvergate Bank die hinterlegten Bitcoins einbehalten. MicroStrategy besitzt aber noch 115.109 weitere BTC, die für die Erhöhung der Sicherheit benutzt werden können. Ein direktes Marktrisiko ist zwar vorhanden, aber äußerst gering.

Die Aktie von MicroStrategy

Die Aktie von MicroStrategy weist einige interessante Aspekte auf. Zunächst benutzte Saylor die Aktie des Unternehmens zur Kapitalbeschaffung seiner Bitcoin Strategie. Letztes Jahr erreichte die Aktie dann einen Höchststand von 1315 Punkten und verzehnfachte sich somit seit dem ersten Bitcoin Kauf von MicroStrategy. Aktuell befindet sich die Aktie des Unternehmens aber in einem steilen Sturzflug und notiert bei 168 Punkten. Ein Minus von 87%.

Die Aktie von MicroStrategy. Quelle: Tradingview

MicroStrategy hat eine Marktkapitalisierung von 1,9 Milliarden US-Dollar und Bitcoin im Wert von 3,6 Milliarden US-Dollar. Diese immense Bitcoin Allokation von fast 200% führt dazu, dass viele Investoren MicroStrategy nicht als ein Softwareunternehmen sehen, sondern mehr als einen Bitcoin Fonds. Die amerikanische Börsenaufsicht (SEC) hat noch immer keinen Bitcoin Spot ETF zugelassen und für viele traditionelle Investoren ist der Kauf von MicroStrategy Aktien ein einfacher Weg, um direkt am Kursverlauf von Bitcoin zu partizipieren.

Dennoch ist das Unternehmen immer noch ein Softwareunternehmen und Teil des Technologieindexes NASDAQ. Dieser musste dieses Jahr große Verluste in Höhe von 27% verzeichnen. Auch Bitcoin wies in den letzten Monaten eine hohe Korrelation zum NASDAQ auf. MicroStrategy leidet in seiner Funktion als "als inoffizieller Spot ETF" deswegen doppelt unter der aktuellen Marktlage. Dies macht sich beim Kursverlauf der MicroStrategy Aktie deutlich bemerkbar.

Fazit

Es ist schlichtweg falsch zu behaupten, Saylor sei gezwungen, die Bitcoin-Bestände seines Unternehmens zu verkaufen. Erst bei einem Bitcoin Kurs von 3562 US-Dollar müsste das Unternehmen tatsächlich seine hinterlegten Bitcoins abstoßen oder eben die Sicherheit erhöhen, um dieses Szenario zu vermeiden. Auch die Kredite werden in den nächsten Jahren noch kein Problem werden. Erst im Jahr 2025 wird der erste Kredit in Höhe von 600 Millionen US-Dollar fällig. Erst wenn bis dahin der Bitcoin Kurs so niedrig bleibt wie bisher, müsste MicroStrategy den Kredit im Verlust zurückzahlen und wahrscheinlich einen Teil seiner Bitcoins verkaufen.

Auch hat Michael Saylor nur wenige Dinge zu befürchten, die seine Stellung als CEO von MicroStrategy gefährden könnten. Saylor kontrolliert 70% der MicroStrategy Aktien und kann damit theoretisch seine Bitcoin Strategie weiterhin durchsetzen, auch wenn Teile von seinen Investoren das Vertrauen in ihn verlieren. MicroStrategy liegt zwar inzwischen mit seinen Bitcoin Käufen im Minus, von einer Kapitulation des Unternehmens aufgrund des derzeitigen Bitcoin-Kurses kann aber noch lange nicht gesprochen werden. Michael Saylor selbst bekräftigte mehrfach, dass er nicht plane, seine eigenen BTC oder die des Unternehmens in absehbarer Zeit zu verkaufen.