Dieser Tage überschlagen sich die News rund um das US-amerikanische Softwareunternehmen Microstrategy (MSTR). Nachdem MSTR die erste öffentlich gehandelte Firma war, welche bekannt gab, die Finanzreserven der Firma in Bitcoin anzulegen, wurde Michael Saylor, der CEO von Microstrategy binnen kürzester Zeit zu einer Ikone der Bitcoin-Community. Als Dauergast in zahlreichen Podcasts verkündet er als eine Art Bitcoin-Prophet, mit unvergleichlichem Optimismus seine Einschätzungen zur Entwicklung des Bitcoins und vor allem des Bitcoin-Preises.

Bullisch, Bullischer, Saylor

Extreme Preisprognosen und bullische Statements gehören bei BTC schon seit Jahren zur Tagesordnung, jedoch sind die Aussagen von Saylor von besonderer Relevanz. Denn im Vergleich zu vielen anderen lebt der CEO auch genau das vor, was er predigt:

Während sein Unternehmen Mitte des Jahres begann rund 250 Millionen USD in knapp 21500 BTC umzuwandeln, dauerte es nur wenige Wochen, bis Michael Saylor per Tweet verkündete, dass sein Unternehmen für weitere 175 Millionen USD Bitcoin gekauft hat und nun im Besitz von insgesamt 38250 BTC ist.

Anfang Dezember überraschte der "Prophet" dann - mal wieder - mit einer Nachricht, dass MSTR erneut Bitcoin kaufte. Diesmal allerdings "nur" etwas mehr als 2500 BTC für rund 50 Millionen USD, was den Gesamtbestand des Unternehmens auf nun knapp 41000 Bitcoins anhob.

Auch privat investiert

Viele Menschen wollten daraufhin von Saylor wissen, ob er denn auch privat Bitcoin halte. Die Vermutung lag nahe, dass es sich mit Firmengeldern eben leichter investiere und man eher bereit sei ein hohes Risiko einzugehen, wenn es sich nicht um das Privatvermögen handle. Doch Michael Saylor wäre nicht Michael Saylor, wenn er nicht abermals seinen schier grenzlosen Optimismus gegenüber Bitcoin unter Beweis stellen würde. Er erklärte Ende Oktober öffentlich, dass er auch privat ein "Bitcoin-Hodler" sei und insgesamt 17732 BTC zu einem Durchschnittskaufpreis von 9882$ in seinem Besitz hat. Diese hatte er bereits gekauft noch bevor das Unternehmen selbst auf dem Bitcoin-Markt aktiv wurde.

MSTR kriegt den Hals nicht voll

Die Nachricht, die Microstrategy am gestrigen Abend verkündete, stellt jedoch alle da gewesenen in gewisser Weise in den Schatten, da diesmal nicht (nur) die eigenen Finanzreserven in Bitcoin investiert werden sollen, sondern geliehenes Geld, was den Kauf eines Hochrisiko-Assets natürlich noch um einiges risikoreicher macht.

In einer Pressemitteilung gab das Unternehmen bekannt, sogenannte Wandelanleihen mit einem Gesamtvolumen von 400 Millionen USD an qualifizierte institutionelle Käufer ausgeben zu wollen, um die Erlöse aus diesem Verkauf in Bitcoin zu investieren.

"MicroStrategy beabsichtigt, den Nettoerlös aus dem Verkauf der Wandelanleihen in Übereinstimmung mit seiner Treasury Reserve Policy in Bitcoin zu investieren, bis der Bedarf an Betriebskapital und andere allgemeine Unternehmenszwecke ermittelt ist."

Pressemitteilung von Microstrategy

Wandelanleihen sind verzinste Schuldscheine, die dem Käufer optional das Recht einräumen, diese zu einem späteren Zeitpunkt in Aktien des emittierenden Unternehmens umzuwandeln. Andernfalls würde der Nennwert der Anleihe am Ende der Laufzeit vom Unternehmen in bar zurückgezahlt.
Im Falle von MSTR werden die Anleihen halbjährlich zum 15.06. bzw. 15.12. verzinst und das Unternehmen behält sich vor, unter bestimmten Bedingungen, alle oder Teile der Wandelanleihen noch vor dem 20.12.2023 zurückzukaufen. Ab dem 15.06.2025 können die Anleihen dann in Unternehmensaktien gewandelt werden.

Warum das Ganze?

Bei einem durchschnittlichen Jahresumsatz von nur etwas weniger als 500 Millionen USD eine Verschuldung von 400 Millionen USD in Kauf zu nehmen ist ein gewagtes Unterfangen.
Bei einer Entwertung des US-Dollars von ca. 10% (Quelle: https://www.usinflationcalculator.com/) auf die Anleihen-Laufzeit von fünf Jahren gesehen und gleichzeitig steigendem Bitcoin Kurs, könnte das Unternehmen jedoch eine große Menge an Kapital aus diesem kühnen Schachzug schöpfen. Die Schulden werden schließlich in US-Dollar denominiert und somit müssten von den 400 Millionen USD effektiv nur noch 360 Millionen USD zurückbezahlt werden, während man gleichzeitig durch Bitcoin ein inflationsgeschütztes Anlagegut hält.
Durch die Sondervereinbarung, dass Microstrategy bereits vor Dezember 2023 die Anleihen zurückkaufen kann, könnte das Unternehmen je nach Dollar-Bitcoin-Verhältnis auch schon früher tätig werden und große Gewinne abschöpfen. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob das Unternehmen überhaupt Käufer findet, die gewillt sind die Wandelanleihen zu kaufen.