Grayscale plant, einen zusätzlichen Bitcoin-Spot-ETF an die US-Börse zu bringen. Den Antrag dafür hat der Vermögensverwalter bereits am 12. März dieses Jahres eingereicht.

Die Neuigkeit: Das Anlageprodukt soll eine Verwaltungsgebühr von nur 0,15 Prozent ausrufen, womit der Grayscale Bitcoin Mini Trust ($BTC) der günstigste Bitcoin-Spot-ETF wäre. Bisher ist dies $EZBC von Franklin Templeton mit 0,19 Prozent – insofern man die Angebote von Gebührenfreiheit für die ersten Monate oder bis zu einem bestimmten Anlagevolumen einiger anderer Bitcoin-ETFs ausklammert.

Auch möchte Grayscale wohl mehr als 63.000 BTC aus ihrem schon handelbaren ETF ($GBTC) in den Bitcoin-Mini-ETF umschichten. Das geht aus einem aktuellen Filing des Unternehmens bei der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC hervor.

  • 63.204,15294574 Bitcoin werden von GBTC in den BTC Trust übertragen
  • die für die BTC-Anteile zu zahlende Gebühr beträgt 0,15 %

Aus dem Filing

Das Problem mit dem größten Bitcoin-Spot-ETF

Als die SEC am 10. Januar dieses Jahres grünes Licht für Bitcoin-Spot-ETFs in den USA erteilte, durfte der geschlossene Trust von Grayscale in einen Spot-ETF umgewandelt werden. Zu der Zeit befanden sich noch rund 620.000 BTC in dem Anlageprodukt, das der Vermögensverwalter aus der Krypto-Industrie im Jahr 2015 aufgelegt hat. Weil Investoren vorher aufgrund der Struktur des Trusts nur ihre Anteile verkaufen, aber diese nicht gegen Bitcoin eintauschen durften, entkoppelte sich der Kurs von $GBTC zeitweise deutlich vom Bitcoin-Preis – in beide Richtungen.

Seit $GBTC ein Bitcoin-Spot-ETF ist, fließen dem Anlageprodukt an jedem Handelstag Mittel ab. Aktuell sind in dem Fonds nur noch 304.000 BTC, also weniger als die Hälfte zum Zeitpunkt der ETF-Zulassung. Grund dafür ist an erster Stelle die hohe Verwaltungsgebühr von 1,5 Prozent – BlackRock ruft zum Beispiel nur jährliche Kosten von 0,25 Prozent für den hauseigenen Bitcoin-ETF $IBIT auf, der alle 69 Handelstage Zuflüsse verzeichnen konnte und den nur noch gute 30.000 BTC davon trennen, $GBTC als größten Bitcoin-Spot-ETF abzulösen.

Der Bitcoin-Mini-ETF

Diesen Mittelabflüssen möchte Grayscale wohl etwas mit dem neuen Bitcoin-Mini-ETF entgegenwirken. Laut dem Filing plant der Vermögensverwalter mit den 63.000 BTC mehr als 20 Prozent des Anlagevolumens von $GBTC in den Bitcoin-Mini-ETF umzuschichten. Diese Summe ist jedoch wie auch die geplante Gebühr von 0,15 Prozent nicht bindend und könnte noch von Grayscale geändert werden.

Die Anteile des Grayscale Bitcoin Mini Trust ($BTC) sollen automatisch an die Inhaber von $GBTC verteilt werden. Der Vorteil: Bei diesem Prozess fallen keine Kapitalertragssteuern an. 

Investoren, die schon seit Jahren $GBTC halten und entsprechend eine phänomenale Rendite eingefahren haben, sollen durch das geplante Anlageprodukt also Gebühren sparen, ohne dass eine Umschichtung aufgrund von Steuern ein großes Verlustgeschäft wird.

Wir sind der Meinung, dass dies für die bestehenden Anteilseigner von GBTC von Vorteil wäre, da sie von einer niedrigeren gemischten Gebühr (die sich auf den Besitz von GBTC- und BTC-Anteilen erstreckt) profitieren würden, während sie das gleiche Engagement in Bitcoin beibehalten.
Grayscale

Einen Mini-ETF aufzulegen, ist eine übliche Praxis von ETF-Emittenten, um ihren Kunden eine attraktivere Alternative aus dem eigenen Haus bereitzustellen. So gibt es etwa neben dem größten Gold-ETF SPDR Gold Shares ($GLD) auch mit SPDR Gold Minishares ($GLDM) einen erfolgreichen Mini-ETF.

Grayscale hätte zwar auch einfach die Gebühren für $GBTC senken können, doch damit würde sich der Vermögensverwalter attraktive Einnahmen durch die Finger gehen lassen. Aktuell sind im $GBTC rund 20 Milliarden US-Dollar, die bei der Verwaltungsgebühr von 1,5 Prozent knapp 300 Millionen US-Dollar an jährlichen Einnahmen bedeuten würden – bei aktuellem Bitcoin-Kurs von etwa 65.000 US-Dollar und wenn keine weiteren Mittel mehr den ETF verlassen würden.

Implikationen für den Bitcoin-ETF-Markt

Noch ist der Grayscale Bitcoin Mini Trust nicht zugelassen und die 0,15 Prozent Verwaltungsgebühr nur pro forma, also nicht bindend. Es ist gut vorstellbar, dass Grayscale mit $BTC die Abflüsse aus $GBTC etwas abfedern kann, da die Mischung aus den beiden ETFs die Gesamtgebühren für die bisherigen $GBTC-Halter senken würde. Hier gilt es aber noch abzuwarten, zu welchem Anteil final Shares von $GBTC durch $BTC ersetzt werden.

Wie viel neues Kapital in das Anlageprodukt mit den voraussichtlich niedrigsten Gebühren fließen wird, wird spannend zu beobachten sein. Da die Verwaltungsgebühr der meisten ETFs jedoch bei um die 0,2 bis 0,3 Prozent liegt, ist nicht zu erwarten, dass Anleger aufgrund einer nur geringfügig attraktiveren Gebühr in Richtung $BTC umschichten werden. 

$BTC wäre der zwölfte in den USA handelbare Bitcoin-Spot-ETF. Mit den in Aussicht gestellten 63.000 BTC würde der Mini-ETF direkt der viertgrößte Bitcoin-Spot-ETF sein, noch vor dem von ARK Invest ($ARKB). Wie viele BTC es jedoch final zur antizipierten Zulassung sein werden, gilt es noch zu beobachten.

Die börsengehandelten Fonds aus den USA erfreuen sich großer Beliebtheit und sind trotz der verhältnismäßig geringen Gebühren für ihre Emittenten ein rentables Geschäft. Seit der Zulassung haben die Bitcoin-Spot-ETFs über 12 Milliarden US-Dollar an kumulierten Zuflüssen verzeichnet. Seit Mitte März, als Bitcoin das aktuelle Allzeithoch von rund 73.800 US-Dollar gesetzt hat, hat die Kaufnachfrage jedoch wieder etwas nachgelassen.