Die Schulden der relevantesten Volkswirtschaft der Welt steigen ungebremst auf neue Höchststände und es sieht alles andere als nach Besserung in dieser Hinsicht aus. An diesem Punkt stellt sich eigentlich nur noch die Frage, ob die USA die Schulden durch die Geldentwertung versuchen im Zaum zu halten oder ein tatsächlicher Kollaps der Weltmacht bevorsteht. Gegen beide Szenarien dürfte Bitcoin als Asset den bestmöglichen Schutz bieten.

Defizit nach Defizit

Im Fiskaljahr 2023 haben die USA 4,4 Billionen US-Dollar eingenommen, aber 6,1 Billionen US-Dollar ausgegeben. Unter dem Strich musste Uncle Sam somit ein Defizit von 1,7 Billionen US-Dollar ausweisen – das ist 30 Prozent mehr als die aktuelle Marktkapitalisierung von Bitcoin, die derzeit bei rund 1,3 Billionen US-Dollar liegt.

Bis auf den Ersten und Zweiten Weltkrieg fuhren die USA jahrzehntelang kein nennenswertes Defizit ein. Doch als in den 1960er-Jahren der Vietnamkrieg immer teurer wurde und der damalige US-Präsident Richard Nixon in Konsequenz 1971 die Eintauschpflicht von US-Dollar in Gold aufgehoben hat, sind hohe Defizite an der Tagesordnung. Auch bei der Bereinigung um die US-Wirtschaftsleistung ist eine klare Zunahme der Höhe an Haushaltsdefiziten seit 1971 feststellbar.

Selbst US-Finanzministerin Janet Yellen und US-Notenbank-Chef Jerome Powell warnen davor, dass ohne Reduktion der Defizite die Haushaltssituation der USA nicht nachhaltig ist. 

Ich bin der Meinung, dass wir die Defizite abbauen und auf einem fiskalisch nachhaltigen Pfad bleiben müssen.
Janet Yellen 

Die USA befinden sich auf einem unhaltbaren haushaltspolitischen Pfad.
Jerome Powell

Hohe Zinsen setzen US-Haushalt unter Druck

Ein Ausgabeposten, der mittlerweile zunehmend ins Gewicht fällt, sind die Zinsen, die die USA auf ihren Schuldenberg zahlen muss. Alleine im vergangenen Fiskaljahr waren es schon 659 Milliarden US-Dollar. Aufgrund des derzeit immer noch hohen Leitzins und der weiter steigenden Schulden wird sich dieser Ausgabeposten künftig nur noch weiter erhöhen – ein sich selbst verstärkender Effekt.

In dem vom Weißen Haus vorgeschlagenen Budget für das Fiskaljahr 2025 heißt es auf Seite 40, dass sich die Nettozinszahlungen im Jahr 2024 auf etwa 890 Milliarden Dollar belaufen werden. Das ist jedoch wohl eher als eine optimistische Vorhersage einzuordnen.

Die Bank of America prognostiziert sogar, dass die Zinszahlungen für die vergangenen zwölf Monate im Dezember 2024 schon bei 1,2 Billionen US-Dollar liegen werden, insofern die Federal Reserve den Leitzins – wie derzeit erwartet – deutlich senkt. Sollte der US-Leitzins hingegen weiterhin bei 5,25 - 5,50 Prozent bleiben, so sagt die Investmentbank sogar 1,6 Billionen US-Dollar an jährlichen Zinszahlungen voraus.

Schuldenspirale unaufhaltbar?

Bloomberg-Analysten haben währenddessen anhand von realistischen Simulationen bezüglich Zinsen, Wirtschaftsleistung etc. getestet, wie sich die Schuldensituation der USA weiterentwickeln könnte. Das Ergebnis: In 88 Prozent der eine Million Simulationen befindet sich die Kreditaufnahme von Uncle Sam auf einem „unhaltbaren Pfad“. Dies veranlasste noch einmal mehrere große Medienhäuser – darunter Fox Business – über den besorgniserregenden US-Haushalt zu berichten.

Letztlich ist es derzeit schon der Fall, dass die USA, ohne neue Schulden aufzunehmen, nicht mehr in der Lage dazu sind, die Zinsen auf die bereits aufgenommenen zu zahlen. Kürzungspotenzial bei den Staatsausgaben der USA ist derweil kaum vorhanden, da alleine die obligatorischen Staatsausgaben für die Gesundheitsversorgung und die Sozialversicherung addiert mit denen für das Militär die Einnahmen so ziemlich ausschöpfen.

Wie es auch kommen wird, es liegen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Jahrzehnte vor uns, in denen die USA weiterhin mehr Geld ausgeben, als sie einnehmen. Das prognostiziert so auch das Congressional Budget Office, eine staatliche Behörde der USA, die eher für optimistische Ausblicke bekannt ist.

Implikationen von immer weiter steigenden Staatsschulden

Seit Jahrzehnten warnen einige Analysten bereits vor einem Kollaps der USA aufgrund des immer weiter ausufernden Schuldenbergs. Neben der Tatsache, dass es Kollateralschäden verursachen würde, die für so ziemlich niemanden im Interesse sein könnten, ist es vermutlich keine gute Idee, darauf zu wetten, dass zeitnah die Zahlungsunfähigkeit der Weltmacht drohen könnte.

Solange der Markt noch daran glaubt, dass die USA ihre Kredite – selbst wenn finanziert durch die Aufnahme neuer Schulden – zurückzahlen, kann das Spiel noch lange weitergehen. Da die eigene Zentralbank mit neu gedrucktem Geld der USA über Umwege theoretisch unbegrenzt Mittel zur Verfügung stellen kann, wird Uncle Sam so schnell auch nicht das Geld ausgehen.

Es müsste schon viel geschehen, um das Vertrauen der Anleger in US-Staatsanleihen als ultimative sichere Anlage zu erschüttern. Sollte es jedoch schwinden, wäre die Schwächung des Dollars ein Wendepunkt. Die USA würden nicht nur den Zugang zu billigen Finanzierungen verlieren, sondern auch ihre globale Macht und ihr Prestige.
Bloomberg

Die Frage, die sich an dieser Stelle wohl eher stellt, ist, wie viel Kaufkraft das Geld noch haben wird, wenn die Kreditgeber der USA es zurückbekommen. Beobachtbar ist, dass ausländische Zentralbanken – angeführt von China – sich zunehmend davon abkehren, die Anleihen des Landes hinter der Weltreservewährung zu halten. Derweil hält die Zentralbank der USA schon rund 15 Prozent der gesamten Schulden.

Sollte also die Öffentlichkeit immer weniger dazu bereit sein, US-Staatsanleihen zu kaufen, weil sie davon ausgehen, dass sie trotz der Zinsen ein schlechtes Geschäft machen, dann könnte das die USA unter Druck setzen. Dann müsste nämlich vermehrt die eigene Zentralbank als Käufer einspringen, wodurch die Entwertung des US-Dollars nur noch weiter voranschreitet.

Zudem bezeichnen einige Ökonomen die Ausgabe von US-Staatsanleihen selbst als Gelddrucken. Der Grund dafür ist, dass die US-Staatsanleihen als sicherstes Asset der Welt und „as good as money“ angesehen werden. Und geben die USA neue Schuldpapiere aus, zirkuliert mehr von diesem Geldäquivalent, das gleichzeitig auch als beste Sicherheit für Kredite gilt.

Ein weiteres großes Problem, das mit ausufernden Staatsausgaben einhergeht, ist, dass diese nicht selten zu Ineffizienzen und Verschwendung führen. Es ist kein Geheimnis, dass Staaten meist durch Eingriffe in die Märkte mehr Probleme verursachen, als sie damit zu lösen versuchen, und sie generell nicht die Entitäten sind, die am besten wirtschaften.

Geldentwertung ist unausweichlich

Als seit den 1970er-Jahren die US-Staatsschulden auch im Verhältnis zur US-Wirtschaftsleistung wieder deutlich angestiegen sind, gingen die Lebenshaltungskosten durch die Decke. Entsprechend ist nur davon auszugehen, dass sich dieser Trend im mindesten fortsetzen, wenn nicht gar verschärfen wird.

Damit die Schulden der relevantesten Volkswirtschaft nicht noch stärker ausufern, liegt es nahe, dass die US-Zentralbank die Zinsen niedrig hält. Dabei ist jedoch das Problem, dass bei niedrigeren Zinsen mehr Kredite genommen werden, wodurch in einem Fiatgeldsystem die umlaufende Geldmenge und damit auf kurz oder lang die Inflation steigen wird.

Und sollte bei niedrigen Zinsen gleichzeitig die Inflation hoch sein, dann werden die US-Staatsanleihen unattraktiver, wodurch vermehrt die eigene Zentralbank zugreifen muss, was ebenso die Inflation anfacht.

Das wohl einzige Szenario, dass eine weitere Zuspitzung der Situation aufhalten könnte, wäre ein riesiger Produktivitätssprung durch Künstliche Intelligenz. Dieser könnte für eine höhere Wirtschaftsleistung und damit auch für steigende Steuereinnahmen der USA führen. Zudem könnte der Produktivitätsboost exponentiell fallende Preise mit sich ziehen und damit sehr viel Raum für Gelddruckorgien einräumen, ohne damit die offizielle Inflation anzufachen.

Bitcoin als Schutz vor der Geldentwertung

Bitcoin ist aufgrund der maximalen Menge von knapp 21 Millionen ein Asset, das gut geeignet ist, um vor der Geldmengenausweitung zu schützen. Das hat das Asset in den vergangenen Jahren auch immer wieder unter Beweis gestellt. Selbst in dem Szenario, in dem die Konsumgüterpreise durch technologischen Fortschritt trotz Geldmengenausweitung nicht durch die Decke gehen, dürfte Bitcoin profitieren. Das erst 15 Jahre alte Asset weist nämlich die wohl größte positive Korrelation zu steigender Liquidität an den Märkten auf.

Deshalb wird Bitcoin auch oft als Risk-On-Asset bezeichnet. Diese Einordnung hat sich bei Marktteilnehmern verfestigt, als sich Bitcoin im Jahr 2020 und 2021 im Kurs vervielfachte, während die großen Zentralbanken in Reaktion auf die Corona-Lockdowns die Märkte mit frischem Geld fluteten.

Die Rendite des Aktienmarkts (MSCI World) liegt langfristig bei um die 10 Prozent jährlich, während die US-Dollar-Geldmenge um rund 7 Prozent pro Jahr ausgeweitet wird. Bedenkt man hierbei die Steuern, die auf nominale Gewinne fällig werden, so schafft ein breit diversifiziertes Aktienportfolio es nur gerade so, mit der Geldmengenausweitung über einen längeren Zeitraum Schritt zu halten. Bitcoin hingegen hat sich über die letzten 11 Jahre hinweg im Mittel jedes Jahr verdoppelt. Das heißt jedoch nicht, dass es für das erst 15 Jahre alte Asset in Zukunft in diesem Tempo weitergehen muss.

Risk-Off- und Risk-On-Asset zugleich

Bitcoin ist aufgrund anderer Eigenschaften eigentlich auch ein Risk-Off-Asset, das in Zeiten von Unsicherheiten und Krisen einen Schutz darstellen kann. Bitcoin hat nämlich kein Kontrahentenrisiko und in Eigenverwahrung sind die Satoshis immer sicher, selbst wenn die ganze Welt drumherum zusammenbricht. Zudem ist Satoshi Nakamotos Kreation ein alternatives Geldsystem, in das immer mehr Menschen migrieren, sobald das Fiatgeldsystem taumelt. Das zeigen auch die hohen Bitcoin-Adoptionsraten in Ländern wie Nigeria, in denen das traditionelle Finanzsystem als kaputt zu bezeichnen ist.

Cathie Wood, Gründerin des Vermögensverwalters ARK Invest, der einen Bitcoin-Spot-ETF in den USA an den Start gebracht hat, sieht Bitcoin schon lange als eine Art sicheren Hafen beziehungsweise Risk-Off-Asset. Wood und ihr Team hatten Bitcoin schon vor rund einem Jahrzehnt auf dem Schirm und damals beobachteten sie bereits, dass Bitcoin positiv reagierte, wenn sich eine neue Schuldenkrise in der Europäischen Union anbahnte. Auch Bitcoins starken Kursaufschwung während der US-Bankenkrise 2023 führte sie als ein Argument an, das für diese These spricht.

Damals drohte Griechenland mit dem Austritt aus der EU, und jedes Mal, wenn es zu einem Aufflammen der Angst vor einer weiteren europäischen Staatsschuldenkrise kam, stieg der Bitcoin.

Wir sehen Bitcoin schon länger als Risk-On- und Risk-Off-Asset. Die Krise der Regionalbanken im vergangenen Jahr hat dies noch einmal bestätigt. Bitcoin hat sich mehr als verdoppelt, während die Regionalbanken implodierten.
Cathie Wood auf dem Bitcoin Investor Day in New York

Bitcoin ist unaufhaltbar

Egal, wie sich die Situation in den USA entwickeln wird, Bitcoin wird aufgrund der unweigerlich steigenden Geldmenge wahrscheinlich als Profiteur hervorgehen. Die einzige Möglichkeit, Bitcoin unattraktiver zu machen, wäre, wenn Uncle Sam die Ausgaben in den Griff bekommt, sodass der US-Dollar durch hohe Zinsen hart gehalten werden kann. Doch dafür ist der Zug allerdings spätestens seit der Coronakrise vor vier Jahren abgefahren.

Dass die Weltreserve- und -leitwährung womöglich in den kommenden Jahren nicht der beste Wertspeicher sein wird, erkennen derzeit anscheinend auch immer mehr Zentralbanken. Seit 2008 hat sich der Anteil der US-Staatsanleihen, den das Ausland hält, von 40 auf 14 Prozent reduziert.

Es ist zudem sinnvoll, als Zentralbank ein Portfolio aus Alternativen aufzubauen, um sich davor zu schützen, dass das Land im Konfliktfall von westlichen Zahlungssystemen ausgeschlossen wird oder die US-Dollar-Rereven eingefroren werden, wie es bei Russland der Fall war. Noch setzen weltweit die Geldhüter vorrangig auf Gold als Fiatgeldalternative. Laut dem Senior Commodity Strategist von Bloomberg Intelligence, Mike McGlone, ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis sich auch Bitcoin in der Bilanz von Zentralbanken wiederfinden wird.

Wenn nichts Katastrophales mit Bitcoin passiert, wird es unter Berücksichtigung aktueller Entwicklungen und Trends nichts geben, dass Bitcoin davon abhält, Teil von Zentralbankbilanzen zu werden, so wie es Saifedean Ammous [Autor des Bitcoin-Standards] vor sechs Jahren prognostizierte. Es ist genau das, wo es hinführt.
Mike McGlone in einer Diskussionsrunde

Alles in allem betrachtet, kommt auch der renommierte Bloomberg-Analyst zu dem Fazit, dass es womöglich das größere Risiko ist, in dem derzeitigen Umfeld keine Bitcoin zu besitzen.

Wenn man kein Bitcoin hat, wie Peter Schiff [bekannter Goldinvestor und Bitcoin-Kritiker], riskiert man, es zu vermasseln. Wieso sollte man dieses Risiko eingehen?
Mike McGlone in einer Diskussionsrunde